Münchner Makler in Thailand ermordet: "Petra war meine Freundin"

Pattaya/München - Ilse F. hat Gänsehaut von Kopf bis Fuß, als sie von der zerstückelten Leiche in Thailand hört. "Mir ging ein Schauer über den Rücken", sagt sie am Donnerstag zur AZ. Nicht, weil sie das Opfer Hans-Peter M. aus München kannte, sondern eine der vier Verdächtigen – und das sehr gut: Petra G.
"Ich hätte sie früher als eine Freundin bezeichnet", erzählt F. Sie kannten sich seit Jahren, teilweise wohnte G. sogar bei ihr. Bis der große Betrug aufflog – von früheren Machenschaften wusste F. bis dahin nichts.
Identitätsklau und Unterschriftenfälschung: Auf der Flucht vor Petra G.
Alles begann auch in diesem Fall auf einer VIP-Party auf Mallorca. Die beiden Frauen blieben danach in Kontakt, besuchten sich, seien fast täglich im Austausch gewesen. Bis G. eine wilde Geschichte über Gewalt, Drogen und ihren Ex-Freund auftischte und F. ihr für ein paar Tage Unterschlupf anbot.
Doch die vermeintliche Freundin nistete sich bei ihr ein und wie sich später herausstellte, klaute sie auch ihre Identität, fälschte ihre Unterschrift, bestellte im Internet Waren auf ihren Namen. F. zeigte sie an, doch auch in Baden-Württemberg passierte ihren Angaben zufolge nichts. "Ich wurde immer vertröstet." In der Zwischenzeit wuchs die Angst vor der Betrügerin so sehr, dass sich F. entschied, in ein anderes Bundesland zu ziehen. "Die Frau hat keine Skrupel."
Staatsanwaltschaft München ermittelte gegen Petra G. wegen Betrugs
In München ist Petra G. ebenfalls keine Unbekannte. Die Staatsanwaltschaft München I teilt der AZ am Donnerstag auf Nachfrage mit, dass man darüber informiert worden sei, dass G. in Thailand als Tatverdächtige in Betracht komme. Die Münchner Staatsanwaltschaft führte in der Vergangenheit Ermittlungen gegen die Frau – wegen Betrugs. Im Jahr 2018 wurde eine Geldstrafe gegen sie verhängt für einen Fall aus dem Jahr 2015. Ob G. diese Summe bereits bezahlt hat, konnte eine Sprecherin zunächst nicht beantworten.
"Zudem führte die Staatsanwaltschaft München I ein weiteres Verfahren gegen Petra G. wegen des Verdachts des (Computer-)Betrugs", teilt die Sprecherin der AZ weiter mit. Dieses sei 2020 eingestellt worden wegen einer anderen Verurteilung am Amtsgericht Traunstein. Um welchen Fall es sich handelt, konnte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag ebenfalls nicht beantworten.
Auch ein Dirndl-Designer wurde von Petra G. betrogen – eine Anzeige blieb ohne Erfolg
Auch der Dirndl-Designer Thomas Lerchenberger aus München ist vor Jahren von G. betrogen worden, wie er sagt. Sie räumte ihm die Wohnung leer, plünderte seine Konten, gab sich als seine Ehefrau aus und bestellte Waren auf seinen Namen. Er zeigte sie an, ohne Erfolg.
Er fühlt sich im Stich gelassen und sagt zur AZ: "Ich will eine öffentliche Entschuldigung der Justiz!" Niemand habe ihm damals geglaubt. Er kann nicht nachvollziehen, warum die Frau nicht früher gestoppt wurde. Sollte Petra G. nun wegen Mordes vor Gericht kommen, verspricht Lerchenberger: "Dann fliege ich nach Thailand, ich will ihr in die Augen schauen!"
Münchner Makler in Thailand ermordert: Vier Verdächtige in Gewahrsam
Neben Petra G. sind in Thailand zwei weitere Deutsche (52 und 54), sowie ein Pakistani (27) in Gewahrsam. Sie stehen unter Verdacht, den Münchner Makler Hans-Peter M. in Pattaya getötet, zerstückelt und in einer Kühltruhe versteckt zu haben. Sie bestreiten dies.
Hans-Peter M. galt seit 4. Juli als vermisst – seine letzte Gesprächspartnerin war Petra G. Die zweite verdächtige Frau soll das Haus gemietet haben, in der die Leiche gefunden wurde. Der Deutsche Olaf B. aus dem Rockermilieu wurde in Bangkok festgenommen. Die Polizei vermutet, dass die Leiche möglicherweise mit einem Motorboot im Meer versenkt werden sollte.