Münchner Lkw-Fahrer vergewaltigt jahrelang seine Töchter

München - Eine WhatsApp wie ein Schlag ins Gesicht: Petra T. (Namen geändert) erreichte diese Textnachricht ihrer Tochter Inge (21) übers Handy: „Papa hat uns jahrelang missbraucht und vergewaltigt.“ Nach jahrelangem Schweigen hatte die junge Frau den Mut gefunden, ihre Familie mit dem Unfassbaren zu konfrontieren. Ihre zwei Jahre ältere Schwester zog nach. Die beiden zeigten ihren Vater an.
Bei der ersten Tat war das Mädchen erst acht Jahre alt
Laut Anklage hat der ehemalige Lkw-Fahrer Hannes K. (57) seine älteste Tochter Sigrid in 158 Fällen sexuell missbraucht und vergewaltigt. Beim ersten Mal war das Kind acht Jahre alt. 2007 endeten die sexuellen Übergriffe. Da war Sigrid 15 Jahre. Seine Frau war berufstätig, ihre Abwesenheit nutzte der 57-Jährige für seine Taten.
Tatorte waren Küche, Kinder- oder Schlafzimmer in der Wohnung der Münchner Familie, aber auch in den Umkleidekabinen oder der Sauna im Westbad, das sie häufig besuchten, kam es zu Vergewaltigungen.
Der Lkw-Fahrer nahm seine Kinder zudem oft im VW Bus und Lkw mit, verging sich bei diesen Gelegenheiten an ihnen.
Um die ältere Tochter zu „entlasten“, versuchte er auch bald die damals ebenfalls erst achtjährige Inge zu missbrauchen. Doch er wurde von der ältesten Tochter bei seinem Versuch erwischt und brach den Übergriff ab.
Auch im Lkw verging sich der Vater an seiner Tochter
Sechs Jahre später aber nutzte der LKW-Fahrer Fahrpausen, um sich auch an Inge zu vergehen. Später holte er sie aus ihrem Zimmer, um sie im Schlafzimmer zu vergewaltigen. Insgesamt wirft ihm die Staatsanwaltschaft zehn Fälle vor. Hannes K. räumte die Taten zum Prozessbeginn am Montag ein, ließ seinen Anwalt erklären, dass es ihm leid tue.
Zwei seiner drei Töchter sitzen im Saal und verfolgen den Prozess als Nebenklägerinnen. Nur die dritte Tochter hat von einer Anzeige abgesehen. Zwar hatte Petra T. auch sie einmal mit dem Vater auf dem Hochbett erwischt. Aber damals glaubte sie noch seinen Ausreden, erklärte sie vor Gericht.
Sie ist inzwischen von dem Vater ihrer Kinder geschieden, hat einen neuen Partner gefunden. Vor Gericht schildert sie, dass sie sehr jung war, als der viel ältere Mann um sie anhielt. Ihre Familie habe ihn zunächst abgelehnt, aber später akzeptiert.
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Er ist ein „guter Lügner und Schauspieler“ charakterisiert sie ihn heute, erklärt sich damit wohl auch, dass er sie so lange über den Missbrauch der Töchter im Dunkeln lassen konnte. Es sei zwar oft zum Streit zwischen ihr und ihrem Mann gekommen, aber gewalttätig wurde er nur selten. „Einmal hat er mich in den Würgegriff genommen“, berichtet sie. Ein anderes Mal gab es eine derartige Watschn, dass sie ein blaues Auge davon trug.
Die Mädchen sind inzwischen junge Frauen und selber bereits Mütter geworden. Sie haben sich geschämt und sich auch nie gegenseitig von den Übergriffen erzählt. Dieses Schweigen seiner Opfer nutzte der Vergewaltiger zehn lange Jahre aus.
„Mir geht’s emotional nicht so gut“, sagt Petra T. auf Nachfrage des Gerichts. Seitdem sie die Handynachricht bekommen hat, kommt die Mutter der Opfer nicht mehr zu Ruhe, macht sich Selbstvorwürfe. „Seitdem ich das weiß, leide ich unter Schlafstörungen.“ Sie quält vor allem die Frage, wie sie so lange nichts bemerkt haben konnte. Die Mädchen aber hätten versucht, sie zu trösten: „Sie haben gesagt: ‘Mama, du kannst nichts dafür.’“