Münchner Kriminalfälle in den 50er Jahren: Der Traum vom Filmstar

München - Sie träumte von einer großen Karriere als Filmstar. Doch dann verschwand Tamara Teodorowitsch von einem Tag auf den anderen. Ein spektakulärer Vermisstenfall aus dem Frühjahr 1959.
Auf dem Sprung zur großen Karriere: Tamara Teodorowitsch verschwindet spurlos
Tamara Teodorowitsch hoffte auf den großen Durchbruch beim Film. Sie sollte im "Arzt von Stalingrad" mitspielen. Einem der erfolgreichsten Romane des Bestsellerautors Heinz G. Konsalik.

Der Film wurde in den Kinos ein Hit. Für die damals 19-Jährige hätte das der Start einer steilen Karriere beim Film werden können. Doch die Produzenten engagierten im allerletzten Moment doch eine andere Schauspielerin für die Rolle. Tamaras Traum vom Filmstar war erst mal geplatzt.
Tamara Teodorowitsch ein Opfer des russischen Geheimdienstes?
Am 29. Mai 1959 verschwand Tamara Teodorowitsch dann spurlos. Laut den Akten wurde sie zuletzt gesehen, als sie am Odeonsplatz in einen Opel Kapitän stieg. Ihre Mutter, eine Ärztin, erstattete am nächsten Tag Vermisstenanzeige.

Erst eine Woche später, am 6. Juni 1959, wurde Teodorowitsch tot gefunden. Die Leiche lag an der Wittelsbacherbrücke in der Isar. Entführung? Mord? Tamara Teodorowitsch arbeitete im Institut zur Erforschung der UdSSR. Es gab Spekulationen, sie könne Opfer des russischen Geheimdienstes KGB geworden sein.
Was Joseph Goebbels einst über Sybille Schmitz sagte
Nur ein paar Jahre zuvor war in München eine andere Schauspielerin verstorben. Auch ihr Tod erregte Aufsehen. Sybille Schmitz war 1955 bereits ein bekannter Filmstar. Schon in den 30ern hatte sie es zu einigen großen Filmrollen gebracht.

In der Nazizeit spielte sie in weiteren bekannten Filmen mit (wie zum Beispiel in der 1943er Verfilmung von Titanic), und das obwohl Propagandaminister Joseph Goebbels die junge Frau nicht besonders schätzte und sogar in seinem Tagebuch über Schmitz vermerkte: "Sie hat keine Disziplin, weder im Leben noch im Arbeiten."
Berufsverbot für Sybille Schmitz
Nach dem Krieg bekam Schmitz, die nach München gezogen war, erst Berufsverbot, wie alle Schauspieler, die in Propagandafilmen der Nazis mitgewirkt hatten. Doch als sie wieder arbeiten durfte, bekam sie kaum Aufträge mehr.
Die große Zeit von Sybille Schmitz war vorbei. Sie litt an Depressionen und wurde nach einer Operation sogar morphiumabhängig. Im Frühjahr 1955 nahm sie sich selbst das Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten.
Nach ihrem Tod wurde erst klar, wie sehr Schmitz in München ausgenutzt worden war. Ihre Ärztin, bei der sie am Ende ihres Lebens sogar zur Untermiete wohnte, hatte ihr jahrelang exzessiv Medikamente, wie Morphium verschrieben und so ihre Sucht gestärkt. Für die Medikamente hatte sie ihr dann vollkommen überteuerte Preise berechnet, Schmitz gab ihr gesamtes Vermögen aus und musste sogar Kleidung verpfänden. Vor Gericht in München wurde die Ärztin zu vier Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Ahnenforschung im Staatlichen Hauptarchiv in München
Auch im Fall von Tamara Teodorowitsch zeigte sich nach ihrem Tod ein tragisches Schicksal: Die Obduktion ergab, dass sie in der Isar ertrunken war. Die 19-Jährige, die so gerne in den Schwabinger Tanzlokalen feierte, hatte sich wohl aus Verzweiflung über ihre geplatzten Karriereträume das Leben genommen.
Teodorowitschs Vermisstenanzeige befindet sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München, mit Tausenden anderen. Die Bände des Archivs können heute von jedermann eingesehen werden. Jeder, der Ahnenforschung in seiner Familie betreiben möchte, kann sich einfach an das Staatliche Hauptarchiv wenden.
Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen, die mit professioneller Hilfe geheilt werden können. Bei der Telefonseelsorge gibt es Hilfe - Telefon 0800/111 0 111 und Telefon 0800/111 0 222.