Münchner Kriminalfälle: Die brutale Bonzenbande "Honzies"

München - Erpressungen, Diebstähle, Raubüberfälle, Hehlerei und schwere Körperverletzung: Was nach Bandenkriminalität und organisiertem Verbrechen klingt, haben im München der 90er Jahre Jugendbanden aus gutem Hause verursacht. Ihr Motiv: Langeweile.
"Honzies": Aus Geldmangel stiehlt keiner von ihnen
Die Täter sind zwischen 14 und 18, heißen Patrick und David, sind Schüler am Gymnasium und bekommen noch Taschengeld von ihren Eltern. Fast alle von ihnen sind gut-situiert. Aus Geldmangel stiehlt keiner von ihnen.
Eine dieser kriminellen Jugendbanden trifft sich regelmäßig am Hohenzollernplatz in Schwabing-West. Die Gruppe nennt sich daher "Honzies". Und wenn ihre Mitglieder nicht gerade für die Schule lernen (wo viele von ihnen Einserschüler sind) oder sich in teuren Cafés treffen, überfallen sie ihre Mitschüler und rauben sie aus.
So brutal, dass ein paar ihrer minderjährigen Opfer nach den Überfällen schwer verletzt oder sogar blind sind. Die "Honzies" haben es bei ihren Überfällen auf die teure Kleidung ihrer Opfer abgesehen. Nike-Sportschuhe, teure Jacken, Taschen oder Uhren: Wen sich die "Honzies" als Opfer ausgesucht haben, wird so lange verprügelt, bis er die teure Markenkleidung auszieht und sie den Angreifern überlässt.
Beckstein referiert an der Schule über die bedrohliche Sicherheitslage
Das Problem wird so schlimm, dass eine Schule sogar Polizeischutz für ihre Schüler beantragen muss. Das Problem erreicht so auch die bayerische Politik. Sogar der damalige Staatssekretär Günther Beckstein (CSU) referiert laut einem Artikel des "Spiegel" an der betroffenen Schule über die bedrohliche Sicherheitslage, die AZ berichtet derweil fast wöchentlich über die Raubüberfälle und Gewalttaten der "Ganoven aus gutem Hause".
Angriffe als Ablenkung von einem öden Schulalltag
Doch was treibt die gut situierten Jugendlichen dazu, solch brutale Taten zu begehen? Anscheinend ist es die Langweile. Der "Spiegel" zitiert in seinem Artikel mehrere Bandenmitglieder: "Es ist doch alles so langweilig." Die Angriffe als Ablenkung von einem öden Schulalltag.
Wie die Pantherbande, die in den 50ern München terrorisierte, haben sich auch die Honzies die USA zum Vorbild genommen. Sie wollen, wie die amerikanischen Gangster der 80er und 90er sein, machen Rapmusik, schauen Gangsterfilme.
Ein paar Jahre zuvor hatte München bereits ein Problem mit aggressiven und verbrecherischen Jugendgruppen gehabt. Die sogenannten "Marienplatz-Rapper" zum Beispiel raubten Ende der 80er ungehemmt Kaufhäuser aus und handelten mit Drogen.
Aber anders als die "Honzies" kamen diese Jugendgruppen nicht aus gutem Milieu und waren meist keine Gymnasiasten. Ihnen ging es tatsächlich darum, mit ihren Taten einen gewissen Lebensstandard zu erreichen, manche von ihnen waren drogenabhängig und mussten Geld für ihren Konsum auftreiben. Bei den "Honzies" ging es hingegen um den Kick durch die Taten an sich.
Allzu lange trieben die Honzies und ähnliche Gruppen allerdings nicht ihr Unwesen. Die Polizei ging bald hart gegen die jugendlichen Straftäter vor und nachdem viele von ihnen erste Vorstrafen verbüßen mussten, verging ihnen die Lust an der Kriminalität. So wurde es im Laufe der 90er Jahre um die "Ganoven aus gutem Hause" wieder ruhiger.