Münchner Kliniken: Hygiene-Alarm!

OP-Säle ohne Türen in der Rinecker-Klinik, Keim-Infektionen im Herzzentrum: Das Gesundheitsamt schaltet sich ein – weil es die Patienten-Sicherheit gefährdet sieht  
von  Julia Lenders
Alles sauber und steril? In Münchner Kliniken hat das Gesundheitsamt erhebliche Mängel beim Hygiene-Management und der Aufbereitung von Medizinprodukten festgestellt. Im kleinen Bild zu sehen: Die Rinecker-Klinik. Der Inhaber sagt: „Wir klagen gegen alle diese Feststellungen.“
Alles sauber und steril? In Münchner Kliniken hat das Gesundheitsamt erhebliche Mängel beim Hygiene-Management und der Aufbereitung von Medizinprodukten festgestellt. Im kleinen Bild zu sehen: Die Rinecker-Klinik. Der Inhaber sagt: „Wir klagen gegen alle diese Feststellungen.“ © AZ/Gregor Feindt, Thomas Lohnes/ddp

OP-Säle ohne Türen in der Rinecker-Klinik, Keim-Infektionen im Herzzentrum: Das Gesundheitsamt schaltet sich ein – weil es die Patienten-Sicherheit gefährdet sieht

München - Immer wieder werden Hygiene-Mängel und Keim-Ausbrüche in Münchner Kliniken bekannt. Aktuell beschäftigen vor allem zwei Fälle das Gesundheitsamt. In der Chirurgischen Klinik Dr. Rinecker, einer privaten Einrichtung, sind offenkundig Hygiene-Standards in den OP-Sälen nicht eingehalten worden. Die Folge: Operationen am offenen Herzen und Gelenks-Implantationen dürfen seit Mitte September nur noch in einem von sechs OP-Sälen durchgeführt werden.

Nach AZ-Informationen verfügt nämlich nur einer davon über eine Tür. In alle anderen Säle müssen jetzt, so die offizielle Anordnung, innerhalb von maximal sechs Monaten Türen eingebaut werden. Die Prüfung der Kontrollbehörde war schon im August. Dabei wurden offenbar erhebliche Mängel beim Hygiene-Management und der Aufbereitung von Medizinprodukten festgestellt. Auch bei der Patienten-Sicherheit sahen die Kontrolleure Defizite.

Der Klinik-Inhaber, Dr. Hans Rinecker, kündigt an: „Wir klagen gegen alle diese Feststellungen.“ Die OP-Abteilung mit sechs Sälen sei in den Jahren 2005 und 2006 komplett erneuert worden. „Den Entwurf hat die staatliche Förderbehörde abgesegnet“, sagt Rinecker. Auch das Gesundheitsamt habe unterschrieben. Er bestätigt aber: Nur einer der sechs OP-Säle hat eine Tür, die anderen verfügen über offene Durchgänge – und eine speziell abgestimmte Klimaanlage. „Die Luft bläst vom OP nach außen.“

Das Gesundheitsamt habe wohl verschiedene Messwerte verwechselt, meint der Klinik-Inhaber. Jetzt soll eine Fachfirma im Auftrag der Klinik das Ganze nochmal überprüfen. Der andere aktuelle Fall spielt im Deutschen Herzzentrum (DHM) von der TU München. Dort haben sich seit Mitte August mehrere Patienten mit einem multiresistenten Erreger infiziert. Woher der kam? Unklar. Konkret geht es um das Auftreten von Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE). Diese Erreger wurden bei Patienten einer chirurgischen Intensivstation gefunden. Vier Menschen zeigten nach Angaben des Herzzentrums „eine gesicherte Infektion“, bei 15 Patienten wurde er nachgewiesen, ohne dass sie daran erkrankt waren.

Zur Zeit liegen nach Angaben des DHM noch fünf Patienten mit Vancomycin-resistenten Enterokokken auf herzchirurgischen Stationen. Sie sind speziell isoliert worden, um niemanden zu gefährden. Wie viele Patienten den Keim in das Krankenhaus mitgebracht hätten und auf wie viele Patienten er während des Aufenthaltes auf der „Intensivstation 1.1“ übertragen wurde, sei bisher noch nicht endgültig geklärt. Besonders anfällig: Patienten, die schon viele Krankenhausaufenthalte hatten oder deren Immunsystem nicht richtig funktioniert.

 

 

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