Münchner Klinik: Corona-Patientin irrtümlicherweise für tot erklärt

Zwei Tage lang denkt die Familie, ihre Angehörige habe das Coronavirus nicht überlebt. Dann die Nachricht aus der Münchner Klinik: Es war eine Verwechslung.
Lea Kramer |
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Die Klinik hatte die Frau fälschlicherweise für tot erklärt. (Symbolbild)
Jonas Güttler/dpa Die Klinik hatte die Frau fälschlicherweise für tot erklärt. (Symbolbild)

München - Es sind schmerzhafte Stunden, die eine Frau aus Unterhaching in dieser Woche verkraften muss. Sie hat ihre Schwester an das Coronavirus verloren. Zumindest glaubt sie das zwei Tage lang, plant bereits die Beerdigung – bis sich die Klinik meldet und einen Irrtum aufklärt.

Die ganze aufwühlende Geschichte erzählt die Unterhachingerin einem Reporter von Bayern 3. Im Interview berichtet sie von den fatalen Telefonanrufen aus der Münchner Klinik, in der ihre Schwester am Wochenende vor Ostern auf die Intensivstation zur Beatmung eingeliefert worden war. "Ich hatte mich telefonisch auf der Station erkundigt. Der Arzt sagte mir, den Umständen entsprechend geht es ihr ganz gut, sie ist aber nicht über den Berg."

Schwester musste der Familie die "Todesnachricht" überbringen

Zwei Stunden später dann der Schock: Das Telefon klingelt, die Klinik ist erneut am Apparat. Dieses Mal meldet sich allerdings nicht der Stationsarzt bei der Unterhachingerin, sondern das Sterbebüro. "Und da hieß es dann: Herzliches Beileid! Wann können Sie die Sachen Ihrer Schwester abholen?", beschreibt sie das Gespräch.

Sie habe dann ihrer Familie die traurige Nachricht überbringen müssen. Keine einfache Aufgabe, denn die Schwester der Unterhachingerin ist alleinerziehend. Sie hat einen elfjährigen Sohn. "Ich musste meinem Neffen beibringen, dass seine Mutter gestorben ist", sagt sie. Der sei natürlich in Tränen ausgebrochen, es gebe "nichts Schlimmeres für ein Kind als so eine Nachricht".

Verwandtschaft, Freunde und Arbeitgeber sind informiert. Ein Bestattungsinstitut hat die Familie ebenfalls ausgewählt. Zwei Tage später fährt die Frau aus Unterhaching nach München, um die persönlichen Gegenstände ihre Schwester aus dem Krankenhaus abzuholen. Sie bekommt eine Tüte ausgehändigt. "Da war ihr Portemonnaie drin, ihre Wohnungsschlüssel, das war da alles drin", sagt sie. Sie habe alles mitgenommen und sich auf den Weg zum Einkaufen gemacht. Auf dem Parkplatz eines Supermarktes angekommen, klingelt das Telefon der Unterhachingerin schon wieder. Zum dritten Mal spricht sie mit der Klinik. Das Gespräch beginnt mit einer Aufforderung: "Bitte regen Sie sich jetzt nicht auf. Setzen Sie sich am besten. Es gab da eine Verwechslung", habe es geheißen. Und weiter: "Ihre Schwester ist gar nicht verstorben. Es geht ihr gut soweit."

Klinik bedauert die Verwechslung

Erst ist sie erleichtert über die plötzliche Auferstehung ihrer Schwester, dann kommen Zweifel. "Ich hab meine Schwester ja gar nicht gesehen – weder vor noch nach der Todesnachricht", sagt sie im Radio. Aufgrund der großen Ansteckungsgefahr gelten eingeschränkte Besuchsregeln.

Das weiß die Frau aus Unterhaching aus eigener Erfahrung, denn sie arbeitet selbst als Krankenschwester in einer Münchner Klinik. Deshalb kennt sie auch die Abläufe, die bei Todesfällen eigentlich üblich sind. So werden die Angehörigen meist von einem Arzt oder der Stationsleitung über den Zustand eines Patienten informiert. Die Klinik sagte dem TV-Sender RTL, sie bedauere die Verwechslung "außerordentlich". Der Chefarzt des Klinikums stehe mit den Angehörigen in Kontakt. Ein Sprecher bezeichnete den Vorfall als einen "menschlichen Fehler im Verwaltungsablauf".

So ein Fehler dürfe nicht passieren, doch die Familie sei nicht wütend auf das Klinikpersonal. Vielmehr habe die Sorge über das erkrankte Familienmitglied überwogen: "Hoffentlich überlebt sie das wirklich, sie war ja noch nicht über den Berg! Wenn jetzt tatsächlich nochmal die Nachricht gekommen wäre, sie wäre verstorben, dann wären wir glaube ich alle durchgedreht", sagt die Unterhachingerin. Inzwischen habe sich ihre Schwester so weit erholt, dass sie nicht mehr auf der Intensivstation liegen muss: "Sie ist auf einem guten Weg."

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