Münchner Kirchen: Gruseliges zu Allerheiligen

Halloween hat sich aus dem Fest Allerheiligen entwickelt. Und recht Schauriges wird einem auch in alten Kirchen vor Augen geführt.
von  Thomas Müller
Schaurig-schön seit 1677: die Ganzkörper-Reliquie der Heiligen Munditia im Barock-Schrein im Alter Peter.
Schaurig-schön seit 1677: die Ganzkörper-Reliquie der Heiligen Munditia im Barock-Schrein im Alter Peter. © Heinz Gebhardt

München - Dass Halloween seinen Ursprung im christlichen Allerheiligen-Fest hat, geht bei all den Partys, Kürbis- und Kostüm-Orgien inzwischen ja oft ein wenig unter. Derweil kann sich, wer mag und sich darauf einlässt, gerade in Münchner Kirchen recht plastisch vor Augen führen lassen, dass das Leben endlich ist. Ein bisserl innere Einkehr in diesen Zeiten schadet ja nicht.

Lebensgroßes Totengerippe in der Asamkirche

Ja, das ist durchaus ein bisserl gruselig. Gerade die bildgewaltige Barock- und Rokokozeit hat das Memento mori (Gedenke des Todes) herrlich plastisch aufgegriffen. In der Asamkirche in der Sendlinger Straße zum Beispiel, wo einem gleich am Eingang ein lebensgroßes Totengerippe mit einer Schere entgegenprangt, um einen Lebensfaden durchzuschneiden. Der Sensenmann bei der Arbeit sozusagen.

Jeden Augenblick kann's vorbei sein: Grinsend schneidet der Tod in der Asamkirche einen Lebensfaden ab.
Jeden Augenblick kann's vorbei sein: Grinsend schneidet der Tod in der Asamkirche einen Lebensfaden ab. © Heinz Gebhardt

Gläserner Sarg im Alten Peter

Schaurig zu geht's auch im Alten Peter, wo in einem gläsernen Sarg eine Ganzkörper-Reliquie auf einem Seitenaltar bewundert werden kann: die Heilige Munditia, die 310 nach Christus in Rom den Märtyrertod starb, 1675 als Geschenk nach München kam und seit 1677 im Alten Peter liegt.

Single-Frauen, aufgepasst: Als Schutzpatronin alleinstehender Frauen soll sie dabei helfen, einen passenden Mann zu finden. Man kann hier also, wie praktisch, das Kontemplative mit dem außerordentlich Nützlichen verbinden.

Der Tod ist stets präsent in der Asamkirche.
Der Tod ist stets präsent in der Asamkirche. © Heinz Gebhardt

Glitzerndes Gerippe

Je nach Lichteinfall glitzert das Gerippe mit seinen roten Rubinen und grünen Smaragden in den schillerndsten Farben so gruselig, dass Graf Montgelas, dem christliche Symbolik ohnehin suspekt war, 1804 die Aufstellung der Munditia sogar verbieten ließ. Erst 1873 war die Katakombenheilige wieder zu sehen. Bis heute. Wem das noch nicht reicht: Über ihren Gebeinen schaut der Totenkopf des Heiligen Erasmus († 303) herab - in Blickrichtung Hochaltar in der zweiten Seitenkapelle links.

Und direkt darüber: die Kopf-Reliquie des Heiligen Erasmus.
Und direkt darüber: die Kopf-Reliquie des Heiligen Erasmus. © Heinz Gebhardt

Gruselige Totenköpfe

Genauso anschaulich-schaurig geht's aber auch in den Wittelsbacher-Totengrüften zu - in der Theatinerkirche und in St. Michael. Fast jeder Sarg ist hier mit gruseligen Totenköpfen verziert. Und manchmal, etwa neben dem Sarkophag vom Märchenkönig Ludwig II., kann man sogar dessen in Bronze gegossene, schaurig-schöne Totenmaske sehen. Wohliges Gruseln geht also auch in alten Münchner Kirchen - die Totenschädel und Leichengerippe-Verkleidungen unserer Halloween-Gaudi ist dort schon vor Jahrhunderten vorweggenommen worden.

Sehenswert: die bronzene Totenmaske von König Ludwig II.
Sehenswert: die bronzene Totenmaske von König Ludwig II. © Heinz Gebhardt

Fürstengruft St. Michael: 10-12.30 und 13-17.30 Uhr
Fürstengruft Theatinerkirche: noch bis 1. November von 11.30 bis 15 Uhr

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