Münchner Kessel beim G7-Gipfel
Vor 20 Jahren: Proteste gegen den G7-Gipfel werden von der Polizei brutal niedergeschlagen. 491 Menschen vorübergehend festgenommen.
MÜNCHEN - Die Bilder und die dazu gehörige Nachricht gingen um die Welt. Und sie ließen die Münchner Polizei und die bayerischen Politiker sehr schlecht ausschauen: Heute vor 20 Jahren ordnete der damalige Polizeipräsident Roland Koller den „Münchner Kessel“ an. Demonstranten gegen den G7-Gipfel wurden zu Hunderten vor dem Dallmayr von Beamten des Unterstützungskommandos (USK) eingekesselt und stundenlang ohne Verpflegung und Toiletten festgehalten. 491 meist junge Menschen wurden festgenommen.
„Gipfel brutal – eine Schande für München“ titelte die AZ am Tag nach dem denkwürdigen Polizeieinsatz. Die Beamten hatten die sanfte „Münchner Linie“ komplett ignoriert und Trillergepfeife oder Parolen gegen die Mächtigsten der Welt mit Fausthieben, verdrehten Armen oder zugehaltenen Mündern verhindert. „Viele Polizisten schlugen vollkommen unnötig mit der Faust zu“, erinnert sich Mit-Demonstrant und Grünen-Stadtrat Sigi Benker an die Szenen vom 6. Juli 1992.
Die Empörung gegen das brutale Vorgehen war auch im Nachhinein groß. Als nämlich der damalige Ministerpräsident Max Streibl (CSU) das „etwas härtere Hinlangen“ als „bayerische Art“ zur volkstümlichen Folklore erklärte. Und als sein Innenminister Edmund Stoiber die Demonstranten pauschal als „reisende Polit-Kriminelle“ verunglimpfte.
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