Münchner helfen: Ardits große Chance - Eine OP in München

Der Zweijährige aus dem Kosovo hat einen Herzfehler, der ihn das Leben kosten kann. Dochweder seine Familie noch seine Betreuer können den rettenden Eingriff bezahlen.
Ardits große Augen leuchten. Kichernd drückt der Zweijährige seinen Teddy. „Brrrrr“, „brrr“, „brrr“ brummt das gelbe Plüschtier, der kleine Bub gluckst vor Vergnügen und bohrt seine Finger gleich nochmal in den Bären- Bauch. Nichts deutet in diesem Moment darauf hin, dass Ardit schwer krank ist. Dass seine Lungen mit Blut überflutet sind, weil er einen Herzfehler hat. Dass er deshalb ständig Bronchitis bekommt und sich nicht so entwickeln konnte, wie die anderen Buben und Mädchen im SOS-Kinderdorf von Pristina. Wenn sein Bär brummt, ist Ardit glücklich.
Nächste Woche holt der Verein „Mutter Teresa“ den Roma-Buben aus dem Kosovo nach München. Am Klinikum Großhadern soll sein Herzfehler behoben werden. „Der Ductus arteriosus, eine Verbindung zwischen Aorta und Lungenschlagader, ist offen“, erklärt der Leiter der Kinderkardiologie, Professor Heinrich Netz. „Beim Embryo ist das normal, aber in den ersten Tagen nach der Geburt sollte sich der Ductus arteriosus eigentlich schließen.“ Bei Ardit geschah das nicht. Deshalb fließt Blut aus der linken Herzkammer in seine Lunge. „Dadurch treten gehäuft Infektionen auf. Außerdem droht ein Lungenhochdruck, der zum Ersticken führen kann.“
Ohne die AZ-Leser wäre dieser Eingriff nicht möglich
Über spezielle Katheterwerden Heinrich Netz und seine Kollegen dem Kind winzige Metall-Spiralen einsetzen, in denen sich dann Blutgerinsel bilden. „So kann der Ductus zuheilen.“ Wenn keine Komplikationen auftreten, dauert der Eingriff etwa eine Stunde. Eine Routine-Operation – die ohne die Hilfe der AZ–Leser trotzdem nicht möglich wäre.
Denn Ardit hatte bislang nicht viel Glück im Leben. Schon seine Geburt verläuft dramatisch: Am 22. Mai 2005 kommt der kleine Bub im Kosovo zur Welt – zwei Monate zu früh. Er ist winzig und kann kaum atmen. Die ersten Wochen verbringt er auf der Intensivstation, völlig allein.
Die Eltern sitzen im Gefängnis
Seine Eltern können Ardit nicht besuchen. Beide sitzen im Gefängnis. Die Mutter wurde sofort nach der Geburt zurück in ihre Zelle gebracht. Der einzige, der hin und wieder nach dem schwer kranken Neugeborenen sieht, ist ein Onkel. Doch der Mann hat wenig Zeit, weil Ardits fünf Geschwister bei ihm leben.
Als Ardit acht Monate alt ist, wird er im SOS-Kinderdorf von Pristina aufgenommen. Endlich hat auch er eine Pflege-Mutter, die sich liebevoll um ihn kümmert – und jede Menge Geschwister zum Herumtoben. Der Winzling lebt sich schnell ein. Wenn ein Hund oder ein Pferd seinen Weg kreuzt, quietscht der Kleine vor Vergnügen und versucht dem Tier hinterher zu laufen – so schnell ihn seine kurzen Beinchen eben tragen.
Von Geburt an ohne Eltern aufgewachsen
„Ardit ist ein sehr aufgeschlossenes Kind, das gerne mit seinen Freunden im Kinderdorf spielt“, sagt Shaqir Gashi. „Da er von Geburt an ohne seine Eltern aufgewachsen ist, gehen seine Betreuer davon aus, dass er sie gar nicht vermisst.“ Noch nicht. Denn irgendwann wird auch Ardit Fragen nach Mama und Papa stellen.
Shaqir Gashi ist Vorsitzender von „Mutter Teresa“. 150 herz- und leukämiekranken Kindern hat der Verein schon eine Behandlung im Ausland ermöglicht. Alle stammen aus dem Kosovo. „Die Not dort ist riesengroß. Ich kenne kein Land in der Region, in dem so viel Hilfe gebraucht wird“, sagt Gashi.
Kardiologen in Pristina haben den Münchner und seine Mitstreiter auf Ardits schweres Los aufmerksam gemacht. Und darauf, dass weder die Familie noch das Kinderdorf genug Geld für die lebenswichtige Operation aufbringen kann.
Nach der OP geht es zurück zu seinen Ersatz-Eltern
Nach dem Eingriff wird Ardit noch kurze Zeit zur Beobachtung im Klinikum Großhadern bleiben. Dann fliegt er zurück in den Kosovo, zurück zu seiner Ersatz-Mutter, seinen Kinderdorf-Geschwistern, den Hunden und Pferden, dem geliebten Brummbären. „Die Entwicklungsrückstände, die der Herzfehler verursacht hat, wird er schnell aufholen.“ Da ist sich Professor Heinrich Netz sicher.
Dann hätte auch der kleine Ardit mit den großen braunen Augen und dem gelben Teddy einmal Glück im Leben. Dank der AZ-Leser
Natalie Kettinger
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