Münchner hält 153 Gift-Spinnen: Forscher vor Gericht

Diesen Mittwoch beginnt in Ebersberg der Prozess gegen den umstrittenen Münchner Krebsforscher Dirk Weickmann. Er hielt hunderte giftige Spinnen und Schlangen in seiner Wohnung.
Natalie Kettinger |
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Dirk Weickmann mit einer schwarzen Vogelspinne.
dpa Dirk Weickmann mit einer schwarzen Vogelspinne.

Ebersberg - Das ging schnell: Mitte Januar hat die Schweiz den selbst ernannten Krebs- und Spinnenforscher Dirk Weickmann (46) an Deutschland ausgeliefert, ab dem heutigen Mittwoch wird ihm vor dem Amtsgericht Ebersberg der Prozess gemacht. Dem Münchner, seiner Lebensgefährtin (48) und einem dritten Angeklagten drohen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bis zu drei Jahre Haft.

Vor seiner Flucht in die Schweiz hatte Weickmann in Grafing gewohnt – bis sein Vermieter im Juli 2008 Räumungsklage einreichte und zudem das Ebersberger Veterinäramt auf die fragwürdige Tierhaltung des sonderbaren Wissenschaftlers aufmerksam machte.

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Was Amtstierärzte und Tierschützer dann in dem Gebäude vorfanden, sprengte ihre Vorstellungskraft: Weickmann hielt dort unter anderem 153 Spinnen, drei Kobras, eine Gabunviper, eine Klapperschlange, acht Hornvipern, Warane, Geckos, Eidechsen und zwei junge Mississippi-Alligatoren – in einer Plastikwanne ohne Wasser.

Außerdem entdeckten die Veterinäre Ratten, Mäuse, Schleichkatzen und verschiedene Vögel. Weickmann hatte Spinnen und Schlangen „gemolken“, um aus ihrem Gift alternative Artzney gegen Krebs und Alzheimer herzustellen.

Die Tiere seien „zum großen Teil unter völlig unzureichenden und tierschutzwidrigen Bedingungen“ gehalten worden, stellte das Landratsamt Ebersberg fest. Sie wurden beschlagnahmt und in die Münchner Auffangstation für Reptilien sowie ins Tierheim gebracht. „Ich habe so etwas nur ein einziges Mal vorher gesehen – bei Weickmann in Schwabing“, sagt ein Tierschutzinspektor, der dabei war.

Denn zu diesem Zeitpunkt war der „Spinnenmann“ für die bayerische Justiz längst ein alter Bekannter: Im Jahr 2000 hatten Mitarbeiter des Münchner Landratsamtes in der Eineinhalb-Zimmer-Wohnung des pharmazeutisch-technischen Assistenten Hunderte von Tieren sichergestellt, die in ungesicherten, viel zu engen und verdreckten Behältern dahinvegetierten. Einige lagen im Sterben, andere waren bereits verwest.

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Im April 2001 war er deshalb zu einer Geldstrafe von 5400 Mark verurteilt worden. Außerdem wurde ihm die Haltung von Tieren untersagt. Trotzdem ließ sich Weickmann drei Monate später erneut mit mehr als 100 Spinnen und Schlangen erwischen, diesmal hatte er sie in einem Gartenhaus im Westend versteckt. Es folgten weitere Prozesse – und mehrere Bewährungsstrafen.

Im Frühling 2012 hätten sich der umstrittene Forscher, seine Lebensgefährtin und der offizielle Besitzer der Grafinger Tiere schließlich für die Zustände in dem gemieteten Anwesen vor Gericht verantworten sollen. Doch da hatten sich Weickmann und seine Freundin schon in die Schweiz abgesetzt.

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