Münchner Grüne nach der Landtagswahl: Und sie feiern weiter

München - An diesem Morgen des Wahlsonntags hat Florian Siekmann noch mal nachgezählt. Er kam auf 35.000 Flyer, die er mit seinem Team in seinem Stimmkreis Hadern verteilt hat. Dreimal so viele wie beim letzten Wahlkampf seien das gewesen. Aber gereicht hat es trotzdem nicht.
Grünen-Kandidat Siekmann: "Wir haben dem Sturm gut standgehalten"
Florian Siekmann wird das Direktmandat in seinem Wahlkreis nicht holen. Er kommt auf 28,1 Prozent, Justizminister Georg Eisenreich von der CSU schafft 32,6 Prozent.
"Mit diesem Ergebnis muss man sich nicht verstecken", meint Siekmann. "Wir haben dem Sturm gut standgehalten." Er steht vor der Muffathalle, Musik schallt nach draußen. Die Grünen, so scheint es, wollen sich das Feiern nicht nehmen lassen.
Moosach: Benjamin Adjei kann seinen Sieg von 2018 nicht wiederholen
Müssen sie auch nicht – auch, wenn an diesem Abend von Stürmen, denen sich entgegenstellen mussten, noch häufiger die Rede sein wird.
In Bayern schneiden die Grünen mit 14,8 Prozent zwar etwas schlechter als beim letzten Mal ab. In München bleiben sie allerdings mit rund 30,7 Prozent die stärkste Kraft. Vier Direktmandate können sie holen, eines weniger als das letzte Mal.
Die Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann und Katharina Schulze gewinnen wieder ihre Stimmkreise Mitte und Milbertshofen. Gülseren Demirel ist in Giesing wieder erfolgreich. Und auch Christian Hierneis zieht wieder als Direktkandidat in Schwabing in den Landtag ein. Benjamin Adjei, der in Moosach antrat, kann seinen Sieg von 2018 allerdings nicht wiederholen. Diesmal geht das Direktmandat wieder an die CSU: Alexander Dietrich schafft 31,7 Prozent. Adjei liegt dahinter auf 27,1 Prozent.
Gülseren Demirel: "Der Wahlkampf war wahnsinnig anstrengend"
Es hätte schlimmer ausgehen können, den Eindruck hinterlassen viele Grüne, mit denen man in der Muffathalle sprechen kann. "Der Wahlkampf war wahnsinnig anstrengend", sagt Gülseren Demirel. Sie ist die erste, die sich auf der Bühne über ihr Ergebnis freuen darf. Denn schon recht früh am Abend ist klar, dass sie das Direktmandat in Giesing wieder gewinnt – diesmal mit 32,8 Prozent der Stimmen.
Christian Hierneis: "Es wurde diskutiert, als wären wir am Weltuntergang schuld"
Sie hörte in diesem Wahlkampf Sprüche wie: "Euch sollte man an die Wand stellen." Menschen hätten freimütiger als früher zugegeben, dass sie die AfD wählen. Aus ihrer Sicht trägt dafür auch die CSU die Verantwortung. "Ich hatte das Gefühl, man hat gar nicht mehr über Inhalte diskutiert."

Ähnlich äußert sich Christian Hierneis: "Es wurde diskutiert, als wären wir am Weltuntergang schuld. Dabei bin ich doch Bayer mit Leib und Seele." Hirneis deutet auf seine Trachtenweste. Die Grünen, sagt er, wollen doch auch ein wirtschaftlich starkes Bayern. Nur: Vielleicht müssten sie das noch besser kommunizieren.
Ärgern will sich Hierneis an diesem Abend nicht. Er gewinnt in Schwabing das Direktmandat klar mit 34,4 Prozent, Ludwig Spaenle von der CSU liegt fast zehn Prozentpunkte hinter ihm. Aber auch allgemein findet Hirneis: Vor zehn Jahren hätten sich die Grünen über so ein Ergebnis doch wahnsinnig gefreut.
Grüne Spitzenkandidaten schaffen fast wieder das gleiche Ergebnis
Auch Ludwig Hartmann, Spitzenkandidat der Grünen in ganz Bayern und Direktkandidat in München-Mitte, freut sich über sein Ergebnis. 2018 schaffte er mit 45,4 Prozent das landesweit beste Erststimmenergebnis seiner Partei. Diesmal läuft es mit 44,6 Prozent fast ebenso gut. Er weiß aber auch, woran das liegen könnte.
Nicht nur der Bonus als Spitzenkandidat habe geholfen. Sondern wohl auch, dass in seinem Stimmkreis, zu dem die Viertel Au, Haidhausen und die Schwanthalerhöhe gehören, "viele aufgeklärte Bewohner leben, denen Klimaschutz und Kinderbetreuung wichtig sind". Auch Katharina Schulze erzielt in Milbertshofen mit 35,4 Prozent fast das gleiche Ergebnis wie 2018.
Aber es hatten sich, zumindest eine Zeitlang, noch andere Grüne Hoffnung auf ein Direktmandat gemacht. Zum Beispiel Stadträtin Julia Post. In ihrem Stimmkreis Pasing hatten sich 2018 die beiden ehemaligen Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) und Josef Schmid (CSU) ein recht enges Duell geliefert.
Diesmal ist die Sache doch recht eindeutig: Schmid führt mit 34 Prozent, Post schafft 25,8 Prozent. Auch in Bogenhausen war es 2018 knapper: Fabian Sauer kommt auf 27,3 Prozent, der CSUler Robert Brannekämper erzielt 33,2 Prozent. "Machen statt Motzen" lautete Sauers Wahlkampf-Motto. Und darauf sei er immer noch stolz, sagt er. Unterlegen ist auch die grüne Kulturpolitikerin Sanne Kurz. Sie bekommt bei den ersten Auszählungen 22,5 Prozent, und Kunstminister Markus Blume von der CSU schafft 35,1 Prozent.