Münchner geben Gas
„Ich muss mich nie mehr ärgern, wenn ich an einer Tankstelle vorbeifahre und auf die Benzinpreise schaue.“ Boom bei Fahrzeugen mit Alternativ-Sprit. 30 Prozent Umsatzplus an Erdgas-Tankstellen.
MÜNCHEN Florian Oberparleiter freut sich jedes Mal wieder über dieses tolle Gefühl: „Ich muss mich nie mehr ärgern, wenn ich an einer Tankstelle vorbeifahre und auf die Benzinpreise schaue.“ Der 35-Jährige ist nämlich umgestiegen: Ende Juli hat er seinen VW Touran Eco-Fuel abgeholt. Der Familienwagen fährt mit Erdgas. Für 360 Kilometer Reichweite bezahlt der Münchner Lehrer jetzt 18 Euro – halb so viel wie vorher.
Weg von Diesel und Benzin, hin zu Erdgas und Flüssiggas – so wie Oberparleiter machen’s seit dem permanenten Benzinpreis-Ärger immer mehr Münchner. „Sehr gut“ läuft das Geschäft an den beiden Gas-Zapfstellen in der letzten Dezember eröffneten Bavaria Petrol-Tankstelle von Bernhard Schroll in der Bodenseestraße 317. Vor allem mit dem Flüssiggas (das auch Autogas oder LPG heißt) geht’s steil bergauf: „Ich verkaufe inzwischen pro Monat 35000 bis 40000 Liter“, erzählt der Pächter.
Spart noch mehr Geld
Der Vorsprung von Flüssiggas, das bei der Erdöl-Raffinierung anfällt, liegt wohl daran, dass sich Gebrauchtwagen einfacher darauf umrüsten lassen als aufs sauberere Erdgas. Und daran, dass bei den beiden Alternativ-Spritsorten grundsätzlich mit zweierlei Maß gemessen wird: LPG wird in Litern (derzeit ca. 68 Cent), Erdgas in Kilo (derzeit ca. 95,5 Cent) abgegeben – aber der „teurere“ Stoff enthält eineinhalb Mal soviel Energie – spart also noch deutlicher mehr Geld.
Florian Oberparleiter hat’s ganz genau ausgerechnet: Bei seiner Jahresfahrleistung von rund 30000 Kilometern spart er gegenüber Benzin rund 2000 Euro – das entspricht schon im ersten Jahr ungefähr dem Mehrpreis für die Gasanlage. Und die Stadtwerke München (SWM) legten im Rahmen ihres Förderprogramms Erdgasfahrzeuge noch einen Extra-Bonus von 250 Euro drauf. „Dazu ist der Treibstoff noch umweltfreundlicher, der CO2-Ausstoß ist deutlich niedriger als bei Benzin“.
Trend habe sich in den letzten Jahren angekündigt
Acht Gastankstellen gibt’s momentan in München. Über mangelnde Akzeptanz können sich die Stadtwerke nicht beklagen: „Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres gab es ein Absatz-Plus von 30 Prozent“, so ein SWM–Sprecher. Dieser Trend habe sich schon in den letzten Jahren angekündigt.
Absolut gesehen sind die Zahlen allerdings eher bescheiden: 1430 Gas- und Wasserstoffautos plus 180 Lkw sind derzeit in München zugelassen. Tendenz: stark steigend. Andere Sprit-Alternativen wie Biodiesel und -ethanol oder Pflanzenöl spielen in München praktisch keine Rolle.
Rudolf Huber
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