Münchner Fundbüro: Künftig wird auch online versteigert
München - Die Geschichten, die Hubertus Busch erzählt, haben alles, was gute Geschichten brauchen: eine Portion Romantik, eine Prise Spannung.
Und sie haben alle eines gemeinsam: Sie handeln vom Verlieren und Wiederfinden. Hubertus Busch leitet seit neun Jahren das Fundbüro im Kreisverwaltungsreferat.
Im Münchner Fundbüro sind schon viele Kuriositäten gelandet
Bei ihm landete einst der Schlüssel zu einer Villa in Russland. Bevor er den Schlüssel wieder herausrückte, musste der Eigentümer erst einen Kaufvertrag des Anwesens präsentieren – sonst kann ja schließlich jeder kommen. Busch erzählt, wie einmal jemand 110.000 Euro Bargeld abgab, gefunden auf einer Baustelle.
Wie die Polizei alle Porsche-Schlüssel beschlagnahmte, in der Hoffnung so einen Mörder zu überführen. Und Busch erzählt von dem Lebkuchenherz, das ein Arno einer Christina schenken wollte, sogar ein Zettel, auf dem die Namen plus Herzchen standen, lag dabei. Doch abgeholt hat es bis heute niemand.

Die Geschichten, die Busch erzählen kann, könnten sich in nächster Zeit verändern. Denn das KVR hofft jetzt nicht mehr nur, dass sich die Eigentümer melden. Es sucht jetzt auch verstärkt nach Menschen, die Gegenstände, die keiner abholt, haben wollen – und bereit sind, dafür Geld zu bezahlen. Das KVR versteigert jetzt Fundsachen im Internet.
35 Prozent der Fundsachen in München werden irgendwann abgeholt
Etwa 50.000 Dinge – vom Trachtenhut bis zum Teddy, der so groß ist wie ein Erwachsener, liegen zur Zeit im Fundbüro an der Implerstraße 11. Vor Kurzem ist es von der Oetztaler Straße hergezogen.
35 Prozent dieser Gegenstände holen die Besitzer hier wieder ab, sagt KVR-Chefin Hanna-Sammüller-Gradl (Grüne). Und der ganze Rest? Nach sechs Monaten kontaktiert das KVR den Finder. Er hat nun das Recht, den Gegenstand zu behalten.

Will er oder sie das nicht, prüft das KVR, ob Polizei oder Feuerwehr etwas damit anfangen können. Koffer eigenen sich zum Beispiel für Sprengstoff-Übungen, sagt Sammüller-Gradl. Auch an die Geflüchteten-Hilfe spendet das KVR – zum Beispiel Kleidung, Fahrräder, Rucksäcke oder Brillen. Allerdings geht im reichen München auch viel Wertvolles verloren. Schmuck, Uhren, Designer-Klamotten, an denen noch das Preisschild hängt.
All solche Gegenstände stellt das KVR seit Kurzem auf dem Online-Portal "Justiz Auktion" ein. Es funktioniert so ähnlich wie Ebay: Es gibt ein Startgebot, man kann mitbieten und nach einer bestimmten Zeit läuft die Auktion ab. 52 Gegenstände hat das KVR schon über das Portal verkauft und damit 6424 Euro eingenommen. Gerade könnte man dort zum Beispiel einen Goldring, 18 Karat, mit 19 kleinen Brillanten finden.

Im Münchner Fundbüro gibt es ein Fotostudio – um die Gegenstände online gut zu präsentieren
In seinem Büro hat Busch seit Kurzem ein kleines Fotostudio eingerichtet. Ringe steckt er an schwarze Samtfinger, Ketten legt er um schwarze Samthälse. Dann stellt er sie in eine spezielle Box und drückt auf den Auslöser seiner neuen Kamera. "Ein attraktives Foto ist das A und O", meint er. Die Käufer können sich auf Qualität verlassen: Ein Gutachter prüft, ob der Schmuck echt ist.
Aber auch für alle, die etwas Vermissen, soll das Wiederfinden jetzt etwas einfacher sein. Denn man kann nun seinen Verlust online melden. In ein Formular trägt man ein, um welchen Gegenstand es sich handelt. Wurde er abgegeben, meldet sich das Fundbüro. Notwendig ist dafür die "BayernID", das ist ein Zugang zu Online-Verfahren in Verwaltungen. Registrieren kann man sich dafür zum Beispiel mit der Online-Funktion des Personalausweises.
Doch diese zu nutzen, ist gar nicht so einfach. Notwendig sind eine App, ein NFC-fähiges Smartphone (oder ein Kartenlesegerät) und eine sechsstellige PIN, die man einst, als man den Ausweis bekommen hat, vergeben konnte. Wer das vergessen hat, kann eine neue PIN beantragen – und muss dafür wieder zum KVR.
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