Münchner Friedhöfe: Wie beliebt sind sie wirklich?

Auch wenn hier gerne spaziert wird, immer weniger Menschen wollen sich klassisch auf dem Friedhof bestatten lassen.
von  Myriam Siegert
Ist wirklich jede Musik auf einer Trauerfeier erlaubt? Auch auf diese Frage bekommen die Münchner Antwort.
Ist wirklich jede Musik auf einer Trauerfeier erlaubt? Auch auf diese Frage bekommen die Münchner Antwort. © RGU-SFM

Zu ihrem Jubiläum wollen die städtischen Friedhöfe mit den Münchnern übers Sterben reden und hat dafür eine Image-Kampagne konzipiert. Auch wenn hier gerne spaziert wird, immer weniger Menschen wollen sich klassisch auf dem Friedhof bestatten lassen.

München - Dass es einen Friedhof gibt, eine Verwaltung, die sich darum kümmert, das erscheint uns heute selbstverständlich. Dabei hat es so etwas wie ein Städtisches Bestattungswesen nicht immer gegeben. Das und damit auch die Münchner Friedhöfe werden heuer 200 Jahre alt und dies Jubiläum wird mit einer Ausstellung zur Geschichte gefeiert und mit einer Festschrift.

Die zeigt in vielen historischen Bildern, wie es nach der Säkularisation zur Gründung der kommunalen Verwaltung kam, wie die Friedhofsverwaltung ihre Anfänge hatte, wie hygienische Standards definiert wurden und wie sich die Friedhofsarchitektur in München bahnbrechend ihren Weg bereitet hat.

Zum Jubiläum geht es aber auch um die Friedhöfe heute, um unser gewandeltes Bild von diesen Orten, und um ihre Zukunft.

Immer weniger Münchner wollen klassisch auf dem Friedhof bestattet werden

Die moderne Stadtgesellschaft habe die Friedhöfe mittlerweile für sich entdeckt, sagte Bürgermeister Manuel Pretzl (CSU) beim Jubiläums-Festakt am Mittwoch Abend. Tatsächlich sind die einstigen Leichenäcker bei den Münchnern mittlerweile richtig beliebt. Viele schätzen sie als kleine oder größere grüne Lungen in den Stadtvierteln. Hier ruhen nicht nur Verstorbene, hier halten sich auch Lebende oft gerne auf – ob zum Spazieren, Durchschnaufen oder Eichkatzerl beobachten. Doch nicht nur das Bild vom Friedhof wandelt sich, sondern auch die Bestattungskultur.

Auch wenn hier gerne spaziert wird, immer weniger Menschen wollen sich dort bestatten lassen, zumindest nicht in einer klassischen Erdbestattung. Für die städtischen Friedhöfe ist das auch eine wirtschaftliche Angelegenheit. Erst im Februar befasste sich der Stadtrat damit. Die Einnahmen aus Bestattungsleistungen seien tendenziell rückläufig, denn der Trend gehe weiterhin zur Urnenbeisetzung, hieß es. Trotzdem beschloss man, die Gebühren der Städtischen Friedhöfe bis 2021 stabil zu halten. Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs erklärte, man biete nun auch alternative Gräber wie Baumbestattungen oder Mosaikgärten.

Münchner dürfen ihre Fragen zum Friedhof stellen

Und man wolle das Interesse für das Thema Friedhöfe und Bestattungen aktiv hochhalten, mit einer Imagekampagne, die gerade gestartet ist.

"Wir starten einen offenen Dialog und fragen Münchnerinnen und Münchner aller Altersgruppen, welche Gedanken oder Fragen zu Friedhöfen, Beerdigungen, Trauerfeiern und Grabstätten ihnen auf dem Herzen liegen", sagte Jacobs am Mittwoch. "Themen, die sie beschäftigen – aber sonst nicht zur Sprache kommen. Jeder Mensch hat eine eigene Art, mit diesen Themen umzugehen." Mit der eigens entwickelten Kampagne wolle man die Bürger unabhängig von Glaubensrichtungen behutsam mit dem Thema Sterblichkeit, Tod und Vorsorge in Kontakt bringen.

Die Kampagne besteht vor allem aus Plakaten, auf denen ganz verschiedenen Menschen, eine Tafel mit ihrer Frage zeigen. Etwa: "Kriegt man ein Grab, wenn man nicht getauft ist?", "Darf auf meiner Beerdigung 'Highway to Hell' laufen?", "Wer hat bei einer Beerdigung das letzte Wort?". Die Antworten dazu finden sich aber nicht auf den Plakaten, sondern auf der eigens eingerichteten Internetseite www.friedhof-muc.de.

 


Die Jubiläumsausstellung "200 Jahre kommunales Friedhofs- und Bestattungswesen in München" ist bis 23. Mai in der Alten Münze, Landesamt für Denkmalpflege, Hofgraben 4, zu sehen (Eingang über das Hoftor Pfisterstraße). Mo bis Do 11 bis 16, Fr 11 bis 14 Uhr. Eintritt frei

200 Jahre Münchner Friedhöfe: Von Äckern und Oasen

Bestattungskosten: Das kostet die letzte Ruhestätte

Bestattungskosten setzen sich zusammen aus:

  • Bestatterleistung (Beratung, Überführung, Versorgung, Sarg, Urne)
  • Gebühren (Nutzung des Friedhofs, Grabaushub, Krematorium)
  • Zusätzlichen Leistungen (Anzeigen, Deko, Bewirtung, Steinmetz)

Das Umweltreferat setzt Jahresgebühren für die Gräber fest. Das sind (pro Jahr):

  • Normales Erdgrab: 69 Euro (1. Reihe), 35 Euro (2.)
  • Erdgräber mit besonderer Lage/Größe variieren (Beispiel: Waldgrab: 171, Anlagengrab: 137 Euro)
  • Urnenerdgrab: 25 Euro (2. Reihe)
  • Bestattungsplatz am Gemeinschaftsbaum: 103 Euro
  • Anonymes Grab: 450 Euro (einmalig)
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