Münchner Freibäder: Wer darf noch kostenlos rein?

Nachdem das Pilotprojekt 2019 aus dem Ruder gelaufen ist, entscheidet der Stadtrat am Mittwoch, wie es in den Münchner Freibädern weitergehen soll.
von  Emily Engels
Und ab geht‘s ins Vergnügen: Kinder auf einer Rutsche im Westbad.
Und ab geht‘s ins Vergnügen: Kinder auf einer Rutsche im Westbad. © Marcus Schlaf/Stadtwerke München

München - Eines ist dem Stadtrat klar: Das Chaos von vergangenem Jahr darf sich auf keinen Fall wiederholen. Wird es auch nicht. Denn der freie Eintritt für Jugendliche unter 18 Jahren in Münchens Freibäder ist auch in der Beschlussvorlage des Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) vom Tisch.

In der Vorlage steht noch einmal geschrieben, warum: Vom 1. Juni bis zum 30. Juli gab es 30 Vorfälle in Freibädern, die die Polizei als "schwerwiegend" einschätzt.

Es ging dabei unter anderem um organisierte Schlägereien und um (sexuelle) Belästigung von Badegästen. "Das Aggressionsniveau bei Kindern und Jugendlichen steigt. Die Jugendlichen vernetzen sich über die sozialen Medien sehr schnell in großen Gruppen und sind gleichzeitig innerstädtisch sehr mobil", steht in Baumgärtners Vorlage.

2019: 53 Hausverbote gegenüber Kindern und Jugendlichen

Die Münchner Bäder haben insgesamt 53 Hausverbote gegenüber Kindern und Jugendlichen ausgesprochen (im besucherstarken Jahr 2018 waren es acht). Davon richteten sich sechs Hausverbote gegen Zwölfjährige, acht Hausverbote richten sich an 13-Jährige, zwölf an 14-Jährige, sechs an 15-Jährige, zehn an 16-Jährige und elf an 17-Jährige.

Eine weitere, zwar weniger gefährliche aber dennoch lästige Folge des Gratis-Eintritts: 2019 gab es besonders viel Müll in den Bädern.

Der Stadtrat will trotzdem einen Weg finden, zumindest einigen Münchnern den kostenlosen Eintritt in Bäder zu ermöglichen. Als ziemlich sicher gilt der freie Eintritt für Besitzer des München-Passes. Die Bäder haben diese Variante auf der Stadtwerke-Website schon in die Preisliste mit aufgenommen, die endgültige Entscheidung darüber trifft heute der Stadtrat. Der Vorschlag kommt vom grün-roten Rathausbündnis, eine Mehrheit ist somit garantiert.

Die CSU-Fraktion hat einen weiteren Vorschlag, der es zumindest Kindern unter zwölf Jahren ermöglichen soll, das Freibad gratis zu nutzen, der ermäßigte Eintritt von 3,50 Euro soll dann auf die Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen erweitert werden. Baumgärtner schlägt in seiner Vorlage noch eine alternative Variante vor: den Gratis-Eintritt für Unter-14-Jährige. Ob und welche Variante kommen soll, darüber will der Stadtrat heute entscheiden.

Gratis-Eintritt ist mit hohen Kosten verbunden

Klar ist jedoch auch: All das ist mit hohen Kosten von mehr als einer Million Euro verbunden. Stadtkämmerer Christoph Frey (SPD) warnt deshalb vor den Plänen. Die durch Corona ohnehin schon gebeutelte Stadtkasse würde darunter noch mehr leiden.

Zudem, so argumentiert Frey, seien die städtischen Bäder keine kommunale Pflichtaufgabe "und die Angelegenheit daher nachrangig". Deshalb lehne der Kämmerer insbesondere den Vorschlag der CSU-Fraktion ab. Der kostet mit 600.000 Euro (Gratis-Eintritt für unter Zwölfjährige) beziehungsweise 975.000 Euro (für die Variante bis 14 Jahre) deutlich mehr als der grün-rote Vorschlag (75.000 Euro).

Hinzu kommt: Aufgrund des "Lockdowns" und der Einschränkung der Besucherzahlen entsteht ein Einnahmeverlust von etwa zwei Millionen Euro, die Umsetzung der Corona-Maßnahmen, etwa durch mehr Personal, koste die Bäder zusätzlich 340.000 Euro. Der Stadtkämmerer weist auch auf eine Entscheidung des städtischen Elternbeirates hin: denn selbst der würde begrüßen, dass es keinen Gratis-Eintritt in Freibäder für Kinder und Jugendliche geben wird.

Die Rücknahme der Gratis-Öffnung sei "eine geeignete Maßnahme, dafür zu sorgen, dass öffentliche Freibäder wieder zur Freizeit am und im Wasser genutzt würden", heißt es in der Stellungnahme.

Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zum Thema: Der Gratis-Eintritt muss abgeschafft werden

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