Münchner Foto-Schätze: Verschwunden, verändert, erhalten
München - Das staatliche Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI), das hinterm Königsplatz im ehemaligen Verwaltungsbau der NSDAP residiert, hütet unermessliche Schätze:
Umfassende Photothek mit tausenden Foto-Raritäten von München
Es besitzt die weltweit bedeutendste kunst- historische Fachbibliothek - und eine Photothek mit 1,1 Millionen Fotografien, Abbildungen, Repros, Dias und Negativen. Darunter auch Tausende Foto-Raritäten von München: 16.245 wurden mit Hilfe von Google digitalisiert und sind jetzt auf Google Arts & Culture in Netz hoch- auflösend zu bewundern. Und in etwa nochmal so viele kommen bis 2022 hinzu.
Die AZ zeigt in dieser Serie immer wieder rare Aufnahmen aus der Stadt aus der Zeit vor dem Krieg, aus der Nachkriegszeit, aber auch aus den 70er und 80er Jahren - eine interessante und faszinierende Zeitreise.
Eine Bierwirtschaft (nicht nur) für Touristen
Vorpandemisch mit bis zu 35.000 Gästen pro Tag, ist es gerade ein bisserl ruhiger im wohl berühmtesten Biertempel der Stadt. Kein reines Touri-Lokal - 200 Stammtische haben hier ihre Heimat. Und der Wirtsgarten ist ohnehin eine Schau. Sehr sehenswert: die Schwemme von 1897. Im Krieg unversehrt, haben sich hier sogar die alten Tische erhalten.

Das legendäre Scheibenhaus
Gekannt hat es irgendwie jeder, das sehr, sehr schmale Haus mit dem sehr, sehr langen und steilen Dach in der Augustenstraße 103. Erbaut unmittelbar nach dem Krieg hatte es wie durch ein Wunder sämtliche Zeitläufe überdauert - bis zum Abriss Anfang 2020. Obwohl ein absolutes Unikum in der Stadt wollte die Denkmalbehörde dem Bau keinen Denkmalcharakter zugestehen - der Notbau der frühen Nachkriegszeit sei "nicht anschaulich erhalten", hieß es. Und somit ist wieder ein schönes Stück München dahin.

Vom Armeemuseum zur Bayerischen Staatskanzlei
Weil Bayern auch nach seinem Beitritt zum deutschen Kaiserreich 1871 seine Militärhoheit (in Friedenszeiten!) behalten durfte, wurde 1879 das Armeemuseum aus der Taufe gehoben, das die übers ganze Königreich verstreuten militärhistorischen Bestände vereinte - und 1905 im neuen Monumentalbau am Hofgarten ein Zuhause fand. Allerdings nur bis 1945. Der Krieg zerstörte beide Seitenflügel (und ein Drittel der Bestände) - wenigstens der Kuppelbau überdauerte das Inferno.

Dennoch dauerte es noch bis 1982, bis die Kuppel saniert und bis 1984, bis die ruinösen Seitenflügel abgetragen wurden. Ein unter Franz Josef Strauß geplanter, monströser Neubau der Staatskanzlei (unter Vernichtung der erhaltenen Renaissance-Arkaden) kam dann dank Bürger-Protesten doch nicht. Erst 1993 konnte Ministerpräsident Edmund Stoiber die neue Staatskanzlei beziehen, inklusive Zirbelstüberl, das sich sein Vorgänger Max Streibl so sehr gewünscht hatte.
Alle derzeit 16 245 München-Fotos aus der Photothek gibt's kostenlos im Netz auf Google Arts & Culture und Infos zum Zentralinstitut für Kunstgeschichte.