Münchner Forscher tüfteln am autonomen Fahren
München - Selbstfahrende Autos sind ein Traum, der fast so alt ist wie das Automobil selbst. Auf dem Weg zur Arbeit noch ein bisschen schlafen, während man sicher von A nach B transportiert wird: Das dürfte nicht nur Berufspendler begeistern. Doch diese Zukunftsvision ist wohl weiter weg, als man denkt.
"Es ist eine Illusion, dass wir in zehn Jahren komplett autonom Autofahren können", erklärt Professor Frank Diermeyer von der TU München. Am Freitag stellten hier Professoren und Doktoranden die modernsten Konzepte für autonomes Fahren vor. Und obwohl es beeindruckende Neuerungen gab, zeigte sich: Wir sind noch weit entfernt vom selbstfahrenden Auto. "Man muss sich auch fragen, ob das überhaupt sinnvoll wäre", fügte Diermeyer hinzu. "Wenn sich keiner über Staus ärgert, fahren viel mehr Leute Auto. Und mehr Autos auf den Straßen wollen wir ja eigentlich eher vermeiden." Dennoch sei die Forschung zum autonomen Fahren wichtig: "Viele unserer Innovationen können den Verkehr sicherer und das Fahren angenehmer machen."
Sicherheit des autonomen Fahrens
Informatiker Matthias Althoff forscht schon seit 2006 zu dem Thema. Für ihn ist die Sicherheit der wichtigste Punkt: "Unsere Systeme müssen besser sein als menschliche Fahrer", betont er. "Sonst ist autonomes Fahren nicht sinnvoll." Um die Fahrzeuge auf gefährliche Situationen vorzubereiten, werden kritische Momente in einem Computer simuliert.
So eine Situation entsteht beispielsweise, wenn ein Fußgänger plötzlich auf die Straße läuft. Dann muss ein selbstfahrendes Auto schnell reagieren. Dabei stellen sich auch ethische Fragen: Fährt ein Auto im Notfall lieber gegen eine Wand und verletzt den eigenen Fahrer, oder in ein anderes Auto und verletzt die Insassen? All das muss vorher programmiert werden.

Kameras und Sensoren für selbstfahrende Autos
Damit ein selbstfahrendes Mobil die eigene Umwelt wahrnehmen kann, braucht es Kameras und Sensoren. Daniel Cremers arbeitet an Kamera-Erkennung. Seine Forschungsgruppe ist weltweit eine der erfolgreichsten, wenn es um die Umwandlung von Kamera-Bildern in 3D-Karten geht. Mit nur einer einzigen Kamera im Auto kann die gesamte Umwelt auf einer Karte gezeigt werden. So orientiert sich ein selbstfahrendes Auto.
"In den letzten Jahren ist das Interesse an unserer Kamera-Technik stark gestiegen", sagt Cremers. "Früher dachte man, dass Sensoren im Auto die Umwelt erfassen können. Diese sind aber enorm teuer. Wenn alleine die Sensoren im Auto eine halbe Million kosten, ist das für den Verbraucher nicht sinnvoll." Cremers Kameras sind günstiger. Doch auch hier gibt es noch Probleme. Was passiert, wenn die Kamera dreckig ist, oder Regentropfen vor der Linse sind? "Es gibt noch viel zu forschen", sagt Cremers.
Noch langjährige Forschung benötigt
Daniel Malovetz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Forschungsinstitut des Freistaats Bayern (Fortiss). Er steht vor einem umgebauten VW, auf dessen Dach ein Laser die gesamte Umwelt scannt. Auf einem Bildschirm im Fahrzeug sind lauter bunte Punkte zu sehen. So erkennt das Auto, wie weit Hindernisse entfernt sind. Auch er glaubt, dass es noch langjährige Forschung braucht, damit Autos komplett selbst fahren können. "Sogar wenn amerikanische Firmen wie Tesla ankündigen, dass sie selbstfahrende Autos haben, stimmt das nicht wirklich. Nur vereinzelt übernimmt das Auto das Steuer. Das ist oft eher Publicity als wirkliche Innovation."
Am Ende gibt es aber doch noch die Möglichkeit, autonom zu fahren. Naja, zumindest fast. Ein Audi wird per Fernbedienung über das Uni-Gelände gesteuert, für die Passagiere wirkt es aber so, als könnte das Auto komplett von selbst fahren. Plötzlich ist die Straße jedoch von einem Lkw blockiert. "Hier muss der Fahrer wieder übernehmen", heißt es aus dem Kontrollraum. "Rückwärts können wir mit diesem Auto leider noch nicht fahren."
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