Münchner Forscher entwickeln Medikament gegen Corona

Ein Team aus München hat ein Protein entwickelt, das verhindert, dass sich Zellen infizieren. Und das funktioniert wohl sogar bei Omikron.
Sophie Anfang |
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Münchner Forscher haben ein vielversprechendes Medikament gegen Corona entwickelt. (Symbolbild).
Sebastian Gollnow/dpa Münchner Forscher haben ein vielversprechendes Medikament gegen Corona entwickelt. (Symbolbild).

München - Gegen Corona geimpft wird nun in Deutschland seit fast einem Jahr. Was Medikamente gegen Covid-19 angeht, sieht es nicht ganz so erfolgreich aus. Zwar gibt es schon vereinzelt Antikörpermedikamente, großflächig eingesetzt werden sie aber noch nicht. Nun machen Münchner Forscher Hoffnung auf einen Durchbruch - auch bei Omikron.

Aktuell gibt es zwei Medikamente

Bislang gibt es in der EU zwei zugelassene Medikamente. Sie setzen auf therapeutische Antikörper: Ronapreve des Schweizer Pharmaunternehmens Roche und Regkirona des Herstellers Celltrion aus Südkorea binden bei Infizierten das Spike-Protein von Sars-Cov-2 an sich, so dass der Erreger nicht in die Körperzellen eindringen kann. Damit soll dessen Ausbreitung verhindert und die Viruslast niedrig gehalten werden.

Das Virus wird komplett neutralisiert

Beide Mittel müssen als Infusion verabreicht werden - meistens im Krankenhaus. Seit Kurzem wird die Behandlung im Rechts der Isar auch ambulant angeboten.

Aus München kommt nun eine neue Strategie in der Covid-Medikamentenforschung. Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität, der Ludwig-Maximilians-Universität, des Helmholtz-Zentrums und der Münchener Formycon AG hat ein Protein entwickelt, das im Zellversuch die Infektion durch das Coronavirus und seine Varianten zuverlässig verhindert.

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Die Technische Universität erklärt die Wirkungsweise in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung so: Um in menschliche Zellen zu gelangen, nutzt das Sars-Cov-2-Virus ein Protein an der Zelloberfläche. Dieses trägt den Namen Angiotensin-converting enzyme 2, kurz ACE2. Sie sind der Ansatzpunkt für die sogenannten Spike-Proteine des Virus, die Zellen angreifen und so infizieren.

Bisherige Therapien bei neuen Varianten wenig effektiv

Bislang versucht man, diesen Effekt durch therapeutische Antikörper zu unterbinden oder abzumildern. Neue Varianten, wie jüngst Omikron machen das aber weniger effektiv. "Sowohl Impfstoffe als auch Antikörper-Medikamente haben das Problem, dass das Virus ihnen mit jeder erfolgreichen Mutation ein klein wenig ausweicht", sagt Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie der TU München und beim Helmholtz Zentrum.

Neuer Wirkstoff blockiert das Spike-Protein

Die Münchner Forscher gehen deshalb einen anderen Weg. Sie haben das ACE2-Protein, die Angriffsfläche für Covid, mit einem Teil eines menschlichen Antikörper-Proteins verbunden. So entstand ein Wirkstoff, der es schafft, das Spike-Protein des Virus komplett zu blockieren. In Zellkulturversuchen, so die TU, konnten sie damit das Virus komplett neutralisieren und eine Infektion verhindern.

Erste klinische Studien sollen bald starten

Sars-Cov-2 braucht das ACE2-Protein, um optimal an menschliche Zellen andocken zu können. Daher kann "das Virus einem Medikament, das genau auf diesem Protein basiert, nicht ausweichen", sagt Prof. Johannes Buchner von der TU, der ebenfalls im Forschungsteam ist. Die Forscher gehen davon aus, dass dies auch bei Corona-Varianten der Fall ist.

Bereits durchgeführte Versuche mit Alpha, Beta und Delta bestätigen die Annahme, Versuche zu Omikron starten gerade. Klinische Studien, so hofft das Forscherteam, sollen in der ersten Hälfte des kommenden Jahres starten.

 

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14 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 15.12.2021 16:04 Uhr / Bewertung:

    Hut ab vor den Forschern. Wenn das in Langzeitversuchen so wirkt, wie hier beschrieben, dann ist das ein großer Erfolg.

  • Leserin am 15.12.2021 08:39 Uhr / Bewertung:

    Ich wundere mich sehr über manche Kommentare. Statt sich zu freuen, dass die Forschung Fortschritte macht und das noch dazu auch im München, wird gleich wieder herumgemäkelt. Es wird eine grosse Pharma-Firma brauchen, um es zu produzieren. Es wird auch noch ein bisschen dauern, bis es in Mengen verfügbar ist. Leider. Trotzdem freue ich mich darüber und gratuliere allen beteiligten Forscher*innen!

  • glooskugl am 15.12.2021 11:55 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Leserin

    Erkenntnissen zu Folge lehnen ein Großteil der Impfverweigerer den Staat generell ab also auch alles was in diesem Staat entwickelt und gemacht wird . Ich habe gehört, dass unsere Grenzen offen sind und auswandern nicht unter Strafe steht. Wenn das stimmt, frage ich mich schon ,warum sich die Herrschaften hier so quälen...

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