Münchner Eltern in Aufregung: Fünf Tage Streik im Kindergarten?
MÜNCHEN - Die Erzieherinnen sind am Limit. Nach einem Warnstreik vergangene Woche rief die Gewerkschaft Verdi zur Urabstimmung. Die geht noch bis Mittwoch. Das Ergebnis wird am Donnerstag erwartet. Ab nächster Woche Montag werden Kindergärten, Krippen und Horte in München und Umgebung geschlossen. Was die Gewerkschaft Verdi plant.
In den Münchner Kindertagesstätten drohen ab Montag fünf Tage Streiks – falls die vorige Woche begonnen Urabstimmung der Erzieherinnen, die heute beendet wird, eine Mehrheit für den Ausstand bringt. Die Gewerkschaft Verdi geht davon aus und bereitet den Arbeitskampf bereits vor.
Der Plan: Am Montag, 18. Mai, werden alle Kinderbetreuungseinrichtungen in München zum Streik aufgerufen. Am Dienstag werden auch Sozialarbeiter und andere Mitarbeiter im Erziehungsdienst in München und in der Region zum Streik aufgerufen – Jugendämter könnten betroffen sein. Diese beiden Termine stehen schon fest, wenn für Streik votiert wird. „An diesen beiden Tagen werden die meisten Kinderbetreuungseinrichtungen wie Krippen, Kindertagesstätten, Tagesheime und Horte geschlossen bleiben“, so Verdi. Es gibt keine Liste, wo offen ist. Da müssen Eltern direkt in ihrer Einrichtung nachfragen.
Je nachdem, wie die Verhandlungen der Gewerkschaft mit den kommunalen Arbeitgebern verlaufen, werden die Streiks fortgesetzt. Eins von mehreren Szenarien ist: Von Dienstag, 26. Mai, bis Donnerstag, 28. Mai, sollen über München hinaus alle Betroffenen im Erziehungsbereich streiken – also in Kindertagesstätten, Sozialeinrichtungen und Jugendämtern. „Es gibt da mehrere Szenarien“, so Verdi-Chef Heinrich Birner zur AZ: „Die Entscheidung wird erst noch durch die zentrale Streikleitung getroffen“
Die Eltern werden rechtzeitig über die Streiks informiert
Die Stadt will ein Info-Telefon einrichten. Notfallpläne gibt es noch nicht. Was macht Verdi? „Wir haben schon mit den Elternbeiräten gesprochen“, so Birner. „Sie haben von mir die Zusage, dass sie über mögliche Streiks nach der ersten Aktionswoche frühzeitig informiert werden, damit sich die Eltern darauf einstellen können.“ Das soll vor den Wochenenden geschehen, damit Zeit ist, eine Betreuung zu organisieren.
Es geht darum, dass die Gewerkschaft bundesweit einen Tarifvertrag zur Gesundheitsförderung erzwingen will. Doch es geht vor allem auch um mehr Geld. Dabei handelt die Gewerkschaft nach Einschätzung des städtischen Personalreferenten Thomas Böhle unfair: „Es gibt einen Tarifvertrag, deshalb gilt bis zum Jahresende eigentlich eine Friedenspflicht, da darf es keine Streiks geben.“ Böhle ist auch Präsident der Kommunalen Arbeitgeber und verhandelt mit Verdi. Die Verhandlungen seien bislang keineswegs gescheitert, meint Böhle. Offiziell geht es um die Gesundheitsförderung im Erziehungsbereich. Aber da treffe der Streik den Falschen. Böhle: „Verdi selbst betrachtet München beim Gesundheitsschutz für Erzieher als bundesweiten Vorreiter.“ Nun wolle Verdi den Münchner Standard bundesweit durchsetzen.
Eigentlich gehe es nur ums Geld
Für Böhle ist der Gesundheitsaspekt von Verdi aber vorgeschoben, denn nur deswegen dürfte gestreikt werden - da für die Gehälter der Tarifvertrag noch bis Jahresende gilt und somit Friedenspflicht herrscht. Die Arbeitgeber haben bisher 220 Euro im Monat mehr angeboten. Sie verhandeln auch um neue Eingruppierungen. Verdi will mehr: Das Gehalt im Erziehungsdienst soll auf die Einkommensgruppe 9 angehoben werden. Nach dieser werden im öffentlichen Dienst Fachhochschul-Absolventen bezahlt. Die Forderung bringt das Gehaltsgefüge ins Wanken, fürchten die Arbeitgeber.
Willi Bock
- Themen:
- Gewerkschaften
- Thomas Böhle