Münchner Eisdiele Adria löst 20 Jahre alten Gutschein ein

Die Geschichte eines Gutscheins, eines Ex-Nachbarn – und des legendären Eiscafés Adria an der Uni.
Eva von Steinburg |
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Die AZ ist bei der Eis-Übergabe dabei: Mike B. löst den Gutschein bei Wirt Stefano Ciniero im Adria ein.
Daniel von Loeper Die AZ ist bei der Eis-Übergabe dabei: Mike B. löst den Gutschein bei Wirt Stefano Ciniero im Adria ein.

München - Das Adria ist eine Münchner Institution. Seit 1958 serviert die Traditions-Gelateria in der Türkenstraße italienische Eiskugeln in der Waffel: Sorten wie Panna Cotta oder "Fiordarancio" (Joghurteis mit Orangen) sind Münchner Sommerhits.

Wie fantastisch freundlich Gelateria-Inhaber Stefano Ciniro ist, hat jetzt ein Stammkunde erlebt: AZ-Abonnent Mike B. hat 1999 in der Türkenstraße gewohnt. Bei Stefano, unter der typischen blauen Markise, hat der Amerikaner andauernd die gleichen zwei Sorten Eis geschleckt: eine Kugel Schokolade und eine Kugel Stracciatella.

Eisverrückt: Gutschein über 40 D-Mark

Damals hatte der Kalifornier seine Freundin Kathrin gerade kennengelernt. Die Münchnerin wollte ihrem eisverrückten amerikanischen Boyfriend eine Freude machen: Sie hatte die Idee, ihm einen Adria-Gutschein zu schenken. Sie versuchte, bei Stefano einen Eisgutschein zu kaufen: über volle 40 D-Mark. "Was erzählen Sie. So etwas haben wir nicht", lachte sie damals Stefano aus.

Doch Kathrin ließ nicht locker. So improvisierte der italienische Eismacher auf einem weißen Papieruntersetzer für die Capuccinotasse einen hübschen 40-D-Mark-Gutschein – ganz offiziell mit dem Firmenstempel der italienischen Gelateria.


Da ist das Ding! Der Gutschein über 36 DM, ausgestellt 1999 im Eiscafé Adria an der Türkenstraße. Foto: Daniel von Loeper

Gutschein geht verloren und taucht erst 20 Jahre später wieder auf

Mike B. löste noch in den 90er Jahren einmal vier Mark in Kugeleis im Adria ein. Danach verschwand der Gutschein in Reiseunterlagen. Sein Geschenk hat der Kalifornier genau 20 Jahre später wiedergefunden: Der Gelato-Gutschein steckte zwischen Papieren einer New York-Reise. Prompt spazierte der Schwabinger damit zu seinem Adria: "Stefano, stell dir vor, was ich gefunden habe." Die Überraschung des Italieners war groß: "Was, das Papier gibt es noch? Der Gutschein ist in D-Mark, aber selbstverständlich gültig", versicherte ihm Stefano.

"Dass Stefano so mitmacht, ist doch nett. Wie großzügig! Das ist außergewöhnlich, besonders in München", meint der Mann aus Kalifornien. Denn: In den USA ist man in der Gastronomie extrem großzügig: "Wenn zum Beispiel mit dem Essen etwas nicht korrekt ist, ist es üblich, dass man das Gericht umsonst bekommt – wegen der Kundenbindung", erklärt Geschäftsmann Mike.

Der gesellige Eiscafé-Wirt jedenfalls hat Kathrin und Mike – inzwischen schon lange ein Ehepaar – auf ewig auf das Adria eingeschworen. Der 20 Jahre alte Gelato-Gutschein – wird jetzt im Frühling peu à peu eingeschmolzen: Der 61-jährige Mike sagt mit einem Augenzwinkern: "Inzwischen hole ich mir im Adria jedes Mal nur eine Kugel. Mit 60 muss man mit den Kalorien aufpassen."

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