Münchner Einzelhandel klagt über schlechtes Weihnachtsgeschäft

München - Der Umsatz, den der Münchner Einzelhandel jährlich nur um Weihnachten verbucht, beträgt in etwa 2,2 Milliarden Euro. Das sind rund 20 Prozent des gesamten Münchner Jahresumsatzes (11,1 Milliarden Euro), weshalb die Geschäftsleute in der Stadt stets auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen sind. Bei Schmuck, Spielwaren und Uhren beträgt der jährliche Verkaufsanteil an Weihnachten sogar 40 Prozent.
Mildes Wetter: Weniger Umsatz beim Vorweihnachtsgeschäft
Heuer befürchtet man in der Branche weniger Umsatz, falls das Geschäft nicht noch mal deutlich anzieht. Und das hat seinen Grund. "Seit dem starken Samstag vor dem ersten Advent hatten wir sehr mildes Wetter, teils mit Föhnsturm", so Wolfgang Fischer vom Marketingverbund der Münchner Geschäftsleute in der Innenstadt, City Partner.
Händler Gastronomen, Hoteliers, Immobilienbesitzer: Der Verein vertritt etwa 240 Unternehmen in München. Das ungewöhnlich milde Wetter belaste das Geschäft, weil nun mal die Weihnachtsphase die typische Zeit für Winterzubehör sei. "Wenn’s zu warm ist, kaufen die Leute keine Ski, Snowboards oder Winterjacken", so Fischer. Der zweite Advent sei zwar traditionell deutlich ruhiger, "aber der dritte Advent war wetterbedingt überraschend schwach, vor allem im Vergleich zum Vorjahr".
Einzelhandel: Kritik am "Black Friday"
So ähnlich sieht das auch Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Er spricht im Namen von 20.000 Mitgliedsbetrieben, er vertritt damit etwa ein Drittel der Betriebe im Freistaat. Ohlmann findet, dass der "Black Friday" heuer sehr ungünstig gesetzt gewesen ist, direkt zwei Tage vor dem Ersten Advent. "An dem Tag kauften die Leute vor allem online ihre Geschenke und erledigten den Einkauf, den sie wohl auf einen Advents-Samstag gelegt hätten", so Ohlmann. Im Vorjahr habe der "Black Friday" über eine Woche früher stattgefunden, was für den Gesamthandel deutlich günstiger gewesen sei, weil es den Einkauf entzerrt habe.
Online-Handel immer wichtiger
Der Handelsexperte hebt die immer größere Bedeutung des Online-Handels hervor: "Das Christkind kommt heuer definitiv übers Internet", sagt Ohlmann, auch wenn die Zahlen erst einmal nicht so dramatisch klingen: "15 Prozent beträgt derzeit der Anteil des Online-Handels im Gesamtumsatz der Münchner Geschäftsleute", so Ohlmann. Das entspreche in etwa einem Umsatzvolumen von 330 Millionen Euro. Und hier sei der Trend eindeutig steigend. "2018 war der Online-Anteil um zehn Prozent niedriger", so Ohlmann.
Sowohl Fischer als auch Ohlmann hoffen trotz des großen Umsatzloches auf einen starken Endspurt im Weihnachtsgeschäft. Beide spekulieren auf den für Geschäftsleute günstig gelegenen Heiligabend. Ohlmann ist zwar nicht so optimistisch wie Fischer, spricht aber von einem quasi "zweiten Advents-Samstag" am Montag vor Heiligabend. "Das ist ein Weihnachtsgeschenk für die Geschäftsleute", so Ohlmann.
An dem Tag könne der Gesamtumsatz noch mal deutlich steigen. Außerdem wüssten nicht alle Münchner, dass auch an Heiligabend viele Läden bis 14 Uhr offen haben – die letzte Chance für Geschenke, die am 24. unterm Baum liegen sollen. "Ich habe gehört, dass besonders viele Männer auf den letzten Drücker Geschenke kaufen", so Ohlmann.
Hoffnung auf gutes Geschäft zwischen den Jahren
Fischer hofft auch auf das Geschäft zwischen den Jahren. "Touristen aus der Schweiz und aus Österreich shoppen von Weihnachten bis Neujahr gerne in München", so Fischer. Und vor allem für Schweizer sei das preislich ein besonders günstiges Schnäppchen, im Vergleich zu Preisen in ihrer Heimat.
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