Münchner Einbruchsopfer: Meine Tochter ist traumatisiert
Im Herbst steigt die Zahl der Einbrüche: Eine Frau versteckt sich auf dem Dachboden vor zwei Tätern, eine Münchner Mutter berichtet, wie ihre Tochter bis heute leidet.
München - Draußen ist es bereits stockdunkel, als eine Münchnerin seltsame Geräusche in ihrem Haus hört. Als die 58-Jährige nachschauen will, sieht sie im Erdgeschoss Taschenlampen aufflackern. Auf Zehenspitzen schleicht sie auf den Dachboden, ruft von dort flüsternd die Polizei.
Herbst: Hochsaison für Einbrecher hat begonnen
Diesen Albtraum erlebte eine Münchnerin am vergangenen Mittwoch in ihrem Einfamilienhaus in Oberhaching. Die Polizei umstellte das Gebäude und konnte zwei Einbrecher (35, 36) festnehmen. Die Hochsaison für Einbrecher hat begonnen.
Aufs ganze Jahr gesehen, sind durchschnittlich drei Mal am Tag irgendwo in der Stadt oder im Landkreis Einbrecher zugange. "Im Herbst und Winter steigen die Zahlen", warnte Holger Schmidt, Chef der Bekämpfung Einbruchskriminalität, am Freitag. Im vergangenen Jahr wurden 1.369 Einbrüche und Einbruchsversuche gezählt. In diesem Jahr gab es bereits etwa 730. Doch durch Aufmerksamkeit und technische Aufrüstung kann man es den Tätern schwer machen.
Folgen für Einbruchsopfer können gravierend sein
Die Folgen für die Menschen, in deren Zuhause eingebrochen wurde, können gravierend sein. "Ihr Sicherheitsempfinden und auch das ihres sozialen Umfeldes ist beeinträchtigt", sagt Stefan Kastner, Leiter der Verbrechensbekämpfung.
Am Freitag berichtete die Ärztin Susanne Ebeling (52) bei der Münchner Polizei vor Journalisten, wie sie und ihre damals sieben Jahre alte Tochter einen Einbruch erlebt haben.
"Wir wohnen zur Miete in einer kleinen Doppelhaushälfte in Ramersdorf, ganz bescheiden", berichtete sie. Am 30. November 2017 brachte sie ihre Tochter (7) nachmittags zum Sport. "Danach kam ich noch mal kurz zurück ins Haus, um ein Paket am Wohnzimmertisch zu adressieren. Draußen war es dämmrig. Ich hatte schon ein komisches Gefühl", berichtete die Mutter. Heute vermutet Susanne Ebeling, dass die Einbrecher bereits im Garten waren – und sie beobachteten.
Terrassentür mit brachialer Gewalt aufgebrochen
Die Mutter verließ das Haus wieder, um ihre Tochter abzuholen. Nicht einmal eine Stunde später kamen beide zurück. "Meine Tochter stürmte voran ins Haus und rief: ‘Mama, du hast die Terrassentür offengelassen!’ Aber ich hatte die Tür nicht offengelassen. Sie war mit brachialer Gewalt aufgehebelt worden."
Im Schock durchsuchte die Ärztin das Haus nach dem Täter, ihre kleine Tochter immer dabei. "Ich war in einem emotionalen Ausnahmezustand. Ich wollte den Einbrecher stellen." Er war bereits weg. Der erste Stock war durchwühlt worden. "Er hatte den Erbschmuck meiner Großmutter gestohlen, an dem ich sehr hänge."
Tochter leidet noch ein Jahr nach dem Einbruch
Mittlerweile hat die Münchnerin die Tat verkraftet. "Wir haben inzwischen eine neue Eingangstür und abschließbare Fenster und Balkontüren. Ich fühle mich wieder wohl und sicher."
Doch ihre Tochter leidet bis heute unter dem Einbruch. "Sie ist traumatisiert. Sie hat Schwierigkeiten, das Haus zu betreten und alleine in den ersten Stock zu gehen. Und sie hat Schlafstörungen."
Das rät die Polizei bei einem Einbruch
In etwa 45 Prozent aller Fälle bleibt es beim Einbruchsversuch. Die Täter scheitern an sicheren Fenstern oder Türen oder werden bei ihrem Vorhaben gestört.
Der effektivste Schutz und die größte Chance, Einbrecher zu fassen, sind aufmerksame Zeugen: Stefan Kastner, Chef der Verbrechensbekämpfung, rät: "Rufen Sie sofort die 110, wenn Sie sehen, dass jemand über einen Zaun oder ein Gartentor klettert oder Ihnen sonst etwas verdächtig erscheint. Der Polizeieinsatz kostet nichts!"
Wenn Sie verreisen, sorgen Sie dafür, dass Ihr Zuhause trotzdem bewohnt wirkt. Mehr Tipps unter: www.polizei-beratung.de Stichwort/Thema: Einbruch
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