Münchner dokumentiert: Das sind die Gefahrenstellen auf den Radlwegen der Stadt

Täglich ist Ingenieur Andreas Jakob (52) auf dem Radl unterwegs und fotografiert gefährliche Stellen. Er fordert schnellere Lösungen. Die Fotos schickt er dem OB.
Conie Morarescu |
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Ebenfalls ein alltägliches Bild: Auf der Herzogstraße Ecke Siegfriedstraße endet nicht nur die Spur jäh, sie ist auch noch rücksichtlos zugeparkt.
Andreas Jakob 24 Ebenfalls ein alltägliches Bild: Auf der Herzogstraße Ecke Siegfriedstraße endet nicht nur die Spur jäh, sie ist auch noch rücksichtlos zugeparkt.
In der Barbarossastraße endet der Radlweg an der Kreuzung.
Andreas Jakob 24 In der Barbarossastraße endet der Radlweg an der Kreuzung.
An unzähligen Stellen in der Stadt gibt es Situationen wie diese in der Herzogstraße: Der Radlweg hört an einer Straßeneinmündung einfach auf.
Andreas Jakob 24 An unzähligen Stellen in der Stadt gibt es Situationen wie diese in der Herzogstraße: Der Radlweg hört an einer Straßeneinmündung einfach auf.
Andreas Jakob 24
Wer in der Winzererstraße nicht höllisch aufpasst und geradeaus weiterradelt, knallt frontal gegen einen Masten oder ein parkendes Auto.
Andreas Jakob 24 Wer in der Winzererstraße nicht höllisch aufpasst und geradeaus weiterradelt, knallt frontal gegen einen Masten oder ein parkendes Auto.
Im Dunkeln noch gefährlicher: Wer in der Georg-Habel-Straße nicht aufpasst, läuft Gefahr, gegen ein geparktes Auto zu knallen.
Andreas Jakob 24 Im Dunkeln noch gefährlicher: Wer in der Georg-Habel-Straße nicht aufpasst, läuft Gefahr, gegen ein geparktes Auto zu knallen.
Eng wird's, wenn sich Radfahrer und Fußgänger wie hier in der Allacher Straße plötzlich den Gehweg teilen müssen.
Andreas Jakob 24 Eng wird's, wenn sich Radfahrer und Fußgänger wie hier in der Allacher Straße plötzlich den Gehweg teilen müssen.
Wenigstens rot eingefärbt ist diese Radlspur in der Dachauer Straße. Doch auch sie endet abrupt.
Andreas Jakob 24 Wenigstens rot eingefärbt ist diese Radlspur in der Dachauer Straße. Doch auch sie endet abrupt.
Auch in der Planegger Straße ist nach der Kreuzung Schluss.
Andreas Jakob 24 Auch in der Planegger Straße ist nach der Kreuzung Schluss.
Ein unliebsamer Klassiker für Radler in München: Radler müssen unvermittelt auf die Straße ausweichen, wie hier in der Karlsfelder Straße.
Andreas Jakob 24 Ein unliebsamer Klassiker für Radler in München: Radler müssen unvermittelt auf die Straße ausweichen, wie hier in der Karlsfelder Straße.
An der Luisen-/Arnulfstraße regelt eine Ampel das Einfädeln.
Andreas Jakob 24 An der Luisen-/Arnulfstraße regelt eine Ampel das Einfädeln.
Zum Nadelöhr mit Alibi-Strich wird dieser Radweg am Nockherberg. Die gefährliche Stelle liegt auch noch am Ende einer Kurve.
Andreas Jakob 24 Zum Nadelöhr mit Alibi-Strich wird dieser Radweg am Nockherberg. Die gefährliche Stelle liegt auch noch am Ende einer Kurve.
Auch in der Ohlmüllerstraße haben Radfahrer gegenüber Autofahrern das Nachsehen. Wenn auch noch eine Tram kommt, heißt's stehenbleiben!
Andreas Jakob 24 Auch in der Ohlmüllerstraße haben Radfahrer gegenüber Autofahrern das Nachsehen. Wenn auch noch eine Tram kommt, heißt's stehenbleiben!
An der viel befahrenen Ismaninger Straße gibt es nur teilweise Radlwege. An der Hompeschstraße stadteinwärts endet er direkt nach der Kreuzung.
Andreas Jakob 24 An der viel befahrenen Ismaninger Straße gibt es nur teilweise Radlwege. An der Hompeschstraße stadteinwärts endet er direkt nach der Kreuzung.
Am Hauptbahnhof in der Bayerstraße (Höhe Mittererstraße) endet der Radweg an einer Engstelle, wo der Platz nicht mal reicht für eine Trambahn und ein Auto nebeneinander. Zweiradfahrer haben das Nachsehen.
Andreas Jakob 24 Am Hauptbahnhof in der Bayerstraße (Höhe Mittererstraße) endet der Radweg an einer Engstelle, wo der Platz nicht mal reicht für eine Trambahn und ein Auto nebeneinander. Zweiradfahrer haben das Nachsehen.
Weiterradeln verboten: Hier müssen Radler absteigen, das Bike an der Ampel schieben und auf der (Blumenauer) Straße weiterstrampeln.
Andreas Jakob 24 Weiterradeln verboten: Hier müssen Radler absteigen, das Bike an der Ampel schieben und auf der (Blumenauer) Straße weiterstrampeln.
In der Maria-Eich-Straße gibt's Gegenverkehr auf der Kreuzung.
Andreas Jakob 24 In der Maria-Eich-Straße gibt's Gegenverkehr auf der Kreuzung.
"Autofahrer first" lautet auch in der Ridlerstraße das ungeschriebene Gesetz. Radler müssen sich zwischen Autos einfädeln, um voranzukommen.
Andreas Jakob 24 "Autofahrer first" lautet auch in der Ridlerstraße das ungeschriebene Gesetz. Radler müssen sich zwischen Autos einfädeln, um voranzukommen.
Mitten auf der Kreuzung zum Karl-Scharnagl-Ring hört auf der Maximilianstraße die rot eingefärbte Radspur auf. Wenn dann neben Autos auch noch eine Tram überholt, heißt's für Radler oft: Vollbremsung, stehenbleiben!
Andreas Jakob 24 Mitten auf der Kreuzung zum Karl-Scharnagl-Ring hört auf der Maximilianstraße die rot eingefärbte Radspur auf. Wenn dann neben Autos auch noch eine Tram überholt, heißt's für Radler oft: Vollbremsung, stehenbleiben!
Nicht selten hören Radwege am Ende langgestreckter Kurven auf - wie hier an der Maria-Eich-Straße.
24 Nicht selten hören Radwege am Ende langgestreckter Kurven auf - wie hier an der Maria-Eich-Straße.
Andreas Jakob 24
Andreas Jakob 24
Andreas Jakob 24
Radler Andreas Jakob (52) dokumentiert gefährliche Stellen und schickt die Fotos dem OB.
Foto: Bernd Wackerbauer 24 Radler Andreas Jakob (52) dokumentiert gefährliche Stellen und schickt die Fotos dem OB.

München - Radwege, die direkt in Parkplätze münden, Fahrradstreifen, die sich im Nichts verlieren oder abrupt enden: Straßenführungen wie diese provozieren täglich gefährliche Situationen.

Tägliche E-Mails an Oberbürgermeister Reiter – aber keine Antwort

Radfahrer Andreas Jakob (52) sieht solche gefährlichen Situationen täglich, es gibt unzählige in München. Vor einigen Jahren wurde er von einem Auto erfasst, bis heute leidet er unter den Folgen des Unfalls. "Das war eine Initialzündung für mich. Mir wurde klar, ich muss mich aktiv engagieren, damit sich etwas verbessert", sagt er.

Radler Andreas Jakob (52) dokumentiert gefährliche Stellen und schickt die Fotos dem OB.
Radler Andreas Jakob (52) dokumentiert gefährliche Stellen und schickt die Fotos dem OB. © Foto: Bernd Wackerbauer

Als Oberbürgermeister Reiter in der letzten Bürgersprechstunde dazu aufrief, solche unlogischen Streckenführungen zu melden, sah Jakob seine Chance gekommen. Von da an schickte er dem OB 100 Tage lang täglich eine E-Mail, in der er endende Radwege mit Foto und Kartenmaterial dokumentierte. "Ich bin lange noch nicht am Ende angekommen, aber jetzt schicke ich nicht mehr täglich eine E-Mail, zumal mich bis heute keine Reaktion vom Oberbürgermeister erreicht hat."

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Andreas Jakob: So lief sein Umstieg vom Auto aufs Fahrrad

Vor 20 Jahren ist Jakob nach München gezogen, auch als nicht gebürtiger Münchner liegt ihm die Stadt sehr am Herzen: "Wenn wir so weitermachen, kann das auf Dauer nicht funktionieren. Wir brauchen Platz: Für die Menschen, die hier leben und nicht für immer noch mehr Autos."

Zum Radfahren ist er gekommen, als er seinen Arbeitsplatz wechselte. Von da an musste er 20 Kilometer mit dem Auto zur Arbeit zurücklegen. Das habe ihn wegen des Berufsverkehrs jedes Mal eine Stunde gekostet pro Strecke. "Das war jeden Tag aufs Neue nervenaufreibend."

Andreas Jakob: "Bestehende Radwege werden den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht"

Nach etwa drei Monaten hatte er sich aufs Radeln umgestellt. "Dann konnte ich mir nicht mehr vorstellen, ins Auto zu steigen." Zwar sei er genau so lange unterwegs, doch tue ihm die Bewegung an der frischen Luft gut. Auch ärgere er sich weniger. Außer, nun ja, über das mangelhafte Fahrradnetz in München.

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"Die Straßen wurden vor langer Zeit geplant und in erster Linie auf die Bedürfnisse der Autofahrer ausgelegt. Sie sind nicht mehr zeitgemäß", meint Jakob. Heute seien immer mehr Menschen auch mit Lastenfahrrädern, E-Bikes und Pedelecs unterwegs, sie würden mehr Platz beanspruchen und schneller fahren. "Viele der bestehenden Radwege werden den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Wie sollen wir Menschen dazu bewegen, auf das Rad umzusteigen, wenn wir nicht die notwendige Infrastruktur bieten?", ärgert sich Jakob.

OB Reiter leitete die E-Mails ans Mobilitätsreferat weiter

Und er ist nicht alleine: Vor drei Jahren haben die Münchner sehr deutlich gemacht, dass sie sich eine Veränderung wünschen. Mit dem Bürgerbegehren Radentscheid und einem zweiten zur Umsetzung eines Altstadt-Radlrings. 160.000 Stimmen sammelten die Initiatoren ADFC, Grüne, Linke, BUND Naturschutz, Green City und ÖDP. 2019 übernahm der Stadtrat die Ziele. Doch die Initiatoren beklagen bis heute: Die Umsetzung schreite zu langsam voran.

Andreas Jakob wartet weiter auf eine Antwort auf seine aktuell 104 E-Mails. Er will erfahren, was sich tut. Auf Nachfrage der AZ äußert Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), er habe die E-Mails an das zuständige Mobilitätsreferat weitergeleitet und erwarte "ein konkretes Eingehen auf das vorgebrachte Anliegen". Das Mobilitätsreferat teilt der AZ mit: "Viele der von dem Herrn genannten Stellen sind dem Mobilitätsreferat bekannt. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten können jedoch nicht alle Fälle gleichzeitig bearbeitet werden."

2.600 Anliegen rund ums Radl haben die Münchner gemeldet

Seit Juni 2021, so das Referat, bestehe die Möglichkeit, alle Anliegen zum Radverkehr über die Plattform Radverkehr unter muenchenunterwegs.de/meldeplattform-radverkehr abzugeben. Bis Juni 2022 seien rund 2.600 Meldungen eingegangen. Eine Zahl, die für sich spricht.

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78 Kommentare
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  • Dimpfe am 09.09.2022 08:34 Uhr / Bewertung:

    Die Radwege in München sind nicht gerade ein Aushängeschild. Ausser ein paar kurzen Prestige-Strecken (z.B. Blumenstrasse) herrscht eher Tristesse.

    Aber das liegt auch an den Radfahrer, die sich scheinbar grundsätzlich ihre eigenen Gesetze machen. TROTZ Radweg/Radstreifen wird gerne auf dem Gehweg gefahren - und das freiwillig. Nur wenn man das müsste bzw. dürfte - siehe Bild 7 im Bericht - kommt "Eng wird´s"

    Übrigens, auch Autospuren enden gerne mal im "Nichts", d.h. von 2 Spuren ist dann oft nur noch eine Spur übrig - sei es baulich bedingt oder durch die vielen Falschparker "in zweiter Reihe".

  • Karljörg am 07.09.2022 16:08 Uhr / Bewertung:

    Auch für Radl-Nörgler und Kampfradler gilt Augen auf im Straßenverkehr, sich an die Regeln halten und immer daran denken, "ich bin nicht alleinige Verkehrsteilnehmer"!

  • tutwaszursache am 07.09.2022 22:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Karljörg

    Wer als Radfahrer denkt, er sei alleine im Straßenverkehr (oder auch nur bei grün einfach fährt, weil ja grün ist), der wird nicht alt. Ihr Hinweis ist mithin eher wenig hilfreich und wirkt eher wie eine Nebelkerze, so als seien die Radwege ja eigentlich super und nur die Radfahrer zu blöd dafür...

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