Münchner Dinoforscher mit Sensationsfund: Neuer Raubdino in Kirgisistan entdeckt

München - Kleine, malerische Bergsträßchen, immer wieder von Schaf- oder Pferdeherden blockiert, führten die Paläontologen (Dinosaurierforscher) letztes Jahr in die wilden, bergigen Wüstengebiete im südwestlichen Kirgisistan, einem Nachbarland Chinas.
Das war im Mai 2023. Jetzt haben die Forscher ihren Dino-Fund ausgewertet und ihre Erkenntnisse veröffentlicht - und die sind eine kleine Sensation: Sie haben nämlich die neue Raubsaurier-Art entdeckt. Den "Alpkarakush".
Alpkarakush: Münchner Dinoforscher entdecken neuen Raubsaurier in Kirgisistan

Der Münchner LMU-Dinoforscher Oliver Rauhut ist gerade wieder einen Monat lang auf Ausgrabung, darum erklärt sein Bamberger Kollege Oliver Wings der AZ, warum dieser Dinofund so besonders ist. Auch er war mit dabei in Kirgisistan. Die Ausgrabung war eine Kooperation der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) mit kirgisischen Forschern.

"Der Fund ist außergewöhnlich", so Wings, "weil wir viel Material gleich von zwei Tieren gefunden haben". Die rund 165 Millionen Jahre alten Knochen waren außerdem sehr gut erhalten. Die Knochen lassen darauf schließen, dass Alpkarakush etwa sieben bis acht Meter lang war. Zum Vergleich: Ein Tyrannosaurus erreichte laut Forschung eine Größe von bis zu 13 Metern.

Besonders auffällig war der Fund eines Knochens über dem Auge, ähnlich einer Augenbraue: "Der Knochen ist bemerkenswert groß", so Wings. Und er hat eine sehr unregelmäßige Oberfläche mit Knötchen drauf, "ähnlich zum Beispiel wie bei einem Nashorn", erklärt der Paläontologe. Seinen Namen hat das Urtier aus der kirgisischen Mythologie: Alpkarakush ist dort ein riesiger Vogel, der den Helden in kritischen Momenten zu Hilfe kommt.

Lücke geschlossen: Warum der Dino-Fund in Kirgisistan für die Forschung so wichtig ist
Mit dem Fund konnten die Dino-Forscher eine Lücke schließen: Der Alpkarakush ist nämlich nahe verwandt mit ähnlichen Raubsauriern, die in China gefunden wurden. "Es ist eine tolle Sache, das bestätigen zu können", sagt Oliver Wings. Er war auch schon in China an Ausgrabungen beteiligt und hatte da schon vermutet, dass auch weiter westlich solche Tiere gelebt haben müssen.

Im Paläontologischen Museum in München in der Richard-Wagner-Straße wird der Dinosaurier aber so schnell nicht zu sehen sein. Zunächst soll er nämlich an seinem Fundort in Kirgisistan ausgestellt werden. Der Fund geht auf den kirgisischen Paläontologen Aizek Bakirov zurück, der bereits 2006 erste Knochen entdeckt hatte.
"Großes, beeindruckendes Tier": Warum der neue Raubdino vielleicht nie in München zu sehen sein wird
Den Dinosaurier dort auszustellen sei "schon eine große Herausforderung", sagt Oliver Wings. "Es gibt da kein einziges montiertes Dinosaurierskelett." Vor diesem Forschungsteam waren vor allem russische Forscher in Kirgisistan unterwegs, die hätten ihre Funde jeweils mitgenommen, so Wings.
Dass irgendwann auch Münchner Dinofans sich Alpkarakush aus der Nähe anschauen können, ist aktuell unwahrscheinlich: Etwa 100.000 Euro würde es kosten, Abgüsse vom Fund mit Knochen von artverwandten Dinos zu ergänzen und zusammenzubauen. "Sinn machen würde es, es ist ein großes, beeindruckendes Tier", findet Oliver Wings.
Diese Kosten sind allerdings von den normalen Forschungsmitteln nicht gedeckt, sie müssten von privaten Sponsoren getragen werden. Und die sind noch nicht in Sicht.