Münchner CSU: Zitterpartie bis in die Nacht – und ein Sieg
München - Als die Hochrechnung für die Hessen-Wahl um 18 Uhr über den Bildschirm flimmert, brandet noch Jubel auf bei der Münchner CSU im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz. Sekunden später kommt das eigene Ergebnis in Bayern - 37 Prozent (die später noch auf 36,8 abfallen).
Nun ist nur noch Ernüchterung zu lesen in den Gesichtern im überhitzten Dachauer Stüberl, in dem an die 150 CSUler eng gedrängt stehen. Und die Gewissheit, dass der Abend noch eine stundenlange, nervenaufreibende Zitterpartie um die eigenen Landtagsmandate in München bringen wird.
Alexander Dietrich: "Nervös bin ich schon", sagt der spätere Sieger
Neun Landtags-Stimmkreise hat die Landeshauptstadt. Schafft es die Münchner CSU, ihre vier schwarzen Stimmkreise Pasing, Hadern, Bogenhausen und Ramersdorf zu halten? Die Prognosen hatten gut ausgesehen für die Direktkandidaten Seppi Schmid, Georg Eisenreich, Robert Brannekämper und Markus Blume.
Aber schafft die CSU es auch, von den fünf anderen Stimmkreisen (die ihnen bei der letzten Landtagswahl 2018 die Grünen abgenommen haben), einen oder zwei zu holen?
Die größte Hoffnung ruht auf Alexander Dietrich, Münchens früherem Personalreferenten, der im Stimmkreis Moosach als Direktkandidat angetreten und in seinem Heimatviertel tief verwurzelt ist. Er könnte sich zwei, drei Prozent vor seinen grünen Kontrahenten Benjamin Adjei schieben, hieß es Tage vor der Wahl. "Nervös bin ich schon", sagt Dietrich am frühen Abend, "aber ich bin ziemlich sicher, dass ich es schaffe."
Christine Müller vor Katharina Schulze: Es sieht kurz nach einer kleinen Sensation aus
Auch die CSU-Direktkandidatinnen Christine Müller (die in Milbertshofen gegen die prominente Grüne Katharina Schulze antritt) und Susanne Hornberger (München-Mitte, ihr Kontrahent ist der grüne Ludwig Hartmann) haben sich zu ihm in den Löwenbräukeller gesellt. "Ich bin aufgeregt", sagt Christine Müller, "aber Hoffnung hat man ja immer."
Um 20.28 Uhr, als endlich erste Stimmkreisergebnisse kommen, sieht es kurz nach einer kleinen Sensation aus: Nicht nur Alexander Dietrich, sondern auch Christine Müller sind in Führung gegangen - aber bei letzterer, in Milbertshofen, sind erst sechs von 120 Gebieten im Stimmkreis ausgezählt. Das hält nur für Minuten - dann überholt, erwartbar, Katharina Schulze wieder.
Um 23.30 Uhr steht die CSU in München bei 28,5 Prozent, das sind 3,8 mehr als noch bei der Absturzwahl vor fünf Jahren (2018 hatte sie zwölf Prozent verloren).

Ludwig Spaenle verliert in Schwabing erneut
Hoffnungsträger Alexander Dietrich hat sich auf 31,7 Prozent hochgearbeitet und führt in Moosach klar vor dem grünen Benjamin Adjei (27,1). Endlich dürfen die Korken knallen.
Aufatmen dürfen jetzt auch CSU-Justizminister Georg Eisenreich, der Hadern voraussichtlich mit 32,6 Prozent gewinnt, Kunstminister Markus Blume (Ramersdorf, 34,8 Prozent), Robert Brannekämper (Bogenhausen, 33,2 Prozent) und Ex-Bürgermeister Seppi Schmid (Pasing, 34,1 Prozent; Stand jeweils Sonntag, 23 Uhr). Schmid, der den Wahlabend am Sonntagabend mit seiner Frau Natalie und rund 60 Unterstützern im Jagdschloss in Pasing verbringt, findet: "Ein großartiger Erfolg bei dem insgesamt schwächeren Gesamtergebnis."
Aber es bleibt wohl dabei, dass vier Stimmkreise für die CSU nicht zu holen sind: Ex-Minister Ludwig Spaenle verliert erneut Schwabing an den Grünen Christian Hierneis. Andreas Lorenz muss Giesing erneut der Grünen Gülseren Demirel überlassen. Auch Milbertshofen und München-Mitte bleiben grün.