Münchner Corona-Experten: Unter welchen Bedingungen die Pandemie zur Endemie werden könnte

Die Experten der München Klinik sind zuversichtlich, dass die Corona-Pandemie bald zur Endemie werden könnte. Dafür müssten aber bestimmte Voraussetzungen gegeben sein.
von  AZ/dpa
Es sind so viele Leute wie noch nie infiziert – doch die Krankenhausaufenthalte werden weniger. Das könnte eine Chance sein, so die Corona-Experten aus der München Klinik. (Symbolbild)
Es sind so viele Leute wie noch nie infiziert – doch die Krankenhausaufenthalte werden weniger. Das könnte eine Chance sein, so die Corona-Experten aus der München Klinik. (Symbolbild) © Sebastian Gollnow/dpa

München - Vor zwei Jahren sind in Bayern die ersten Corona-Virusfälle bekannt geworden. Auf den Tag genau, am 27. Januar, hat das Münchner Tropeninstitut die erste Infektion mit Covid-19 in Bayern offiziell bestätigt. Der erste bekannt gewordene Corona-Patient wurde in der München Klinik Schwabing behandelt.

Nun sehen führende Corona-Experten trotz steigender Infektionszahlen eine Chance, von der Pandemie in die endemische Phase zu kommen. "Die neuesten Entwicklungen mit Omikron sehen wir nicht mit Panik, aber schon mit Sorge", sagte der Chef der München Klinik Schwabing, Axel Fischer, am Donnerstag anlässlich des zweiten Jahrestags. 

München: Experte - "Muss noch einmal ein gewisser Ruck durch die Gesellschaft gehen"

Auch der Chefarzt der Infektiologie, Clemens Wendtner, zeigte sich zuversichtlich. Allerdings seien für den Beginn einer endemischen Phase bestimmte Voraussetzung notwendig: "Ich glaube es muss noch einmal ein gewisser Ruck durch die Gesellschaft gehen." Die gute Nachricht: Circa 75 Prozent der Bevölkerung habe erkannt, wie wichtig die Impfung gegen das Coronavirus sei. Zudem habe sich knapp die Hälfte der Bevölkerung inzwischen boostern lassen.

Clemens Wendtner steht vor dem Gebäude der München Klinik Schwabing.
Clemens Wendtner steht vor dem Gebäude der München Klinik Schwabing. © Peter Kneffel/dpa/Archivbild

Allerdings müsse dies auch noch der Rest der Gesellschaft verstehen, betonte Wendtner. Nur unter diesen Bedingungen könne man in "endemisches Fahrwasser kommen". "Wir hoffen natürlich auch, dass die Natur uns nicht einen neuen Streich spielt und eine neue Variante produziert." In einer endemischen Phase könne er sich vorstellen, dass - wie bei der Grippe - statt der gesamten Bevölkerung nur noch vulnerable Gruppen geimpft werden.

Welche Relikte bleiben nach der Corona-Pandemie zurück?

Allerdings glaubt Wendtner, dass einzelne Relikte bleiben werden: "Man wird vielleicht verinnerlichen, dass in gewissen Situationen Abstandsgebote auch jenseits der Pandemie sinnvoll sind". Auch könne er sich vorstellen, dass manche Menschen weiterhin Maske tragen und sich auch Begrüßungsrituale verändern werden. "Da kann man durchaus aus anderen Kulturkreisen lernen, die das bereits vor der Pandemie verinnerlicht haben", sagte Wendtner. Nach zwei Jahren Pandemie hofft der Infektiologe auf ein baldiges "Dasein mit viel Optimismus" und einer "gewissen Lockerheit".

Um dies zu gewährleisten, rief auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) Unentschlossene nochmals dazu auf, sich impfen zu lassen. Es sei wichtig, "dass möglichst jede Bürgerin und jeder Bürger diese einfache und sichere Möglichkeit nutzt - nicht nur aus eigenem Interesse". Denn jede Impfung helfe dabei, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu bewahren.

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