Münchner Buckelpisten – wo es für Radler holpert

München - Die Abstimmung für den Radentscheid, eine neue Rekordmarke von zwei Millionen geradelten Kilometern beim Stadtradeln und erst neulich hat's auch eine Studie ergeben: Die Münchner radeln gerne!
Bei aller Radl-Euphorie, einen Wermutstropfen gibt es beim Fahrradfahren in der Stadt: den Zustand vieler Radwege. Da hüpfen die Einkäufe im Radlkorb und das Kind im Sitz wird ordentlich durchgeschüttelt. Münchner Radler wissen viele Stellen, an denen man ziemlich aufpassen muss – oder sogar lieber auf den Gehweg oder die Straße ausweicht, was ja nicht Sinn der Sache ist.
Münchner Radwege: Flickenteppiche und Schlaglöcher
Beliebtes Beispiel: die Lindwurmstraße. Aufgrund ihres sehr schönen Alleecharakters sind Bodenwellen hier ein Riesen-Problem. Immerhin, neue Radwege auf beiden Seiten sind hier schon beschlossen. Oder der Radweg an der Passauerstraße, ein Flickenteppich, bucklig und voller Schlaglöcher.
Gerade am Straßenrand, so erscheint es vielen Radlern, häufen sich Stellen, an denen durch Ausbesserungen grobe Unebenheiten entstehen, der Asphalt bröckelt oder Rillen bildet. Für Radlreifen oft ein gefährliches Hindernis.
Baureferat: "Große Anstrengungen" bei der Radl-Infrastruktur
Kümmert sich also niemand um die Radwege? Tut die Stadt zu wenig für deren Unterhalt? Im Gegenteil, erklärt das Baureferat auf AZ-Anfrage. Man unternehme "große Anstrengungen", um die "Qualität und Leistungsfähigkeit der Radverkehrsinfrastruktur und insbesondere auch die Oberflächen der Radwege in München zu erhalten".
Dazu werden sämtliche Radwege turnusmäßig und "abhängig von ihrer Verkehrsbedeutung" überprüft, die Verkehrssicherheit wird beurteilt, Schad- und Gefahrenstellen erfasst. Dazu gehören Verschleißerscheinungen, aber auch solche, die sofort beseitigt werden müssten, wie abgestellte Hindernisse, die in die Fahrspur reichen.
Um den Zustand auch mit Blick auf den Fahrkomfort beurteilen zu können, werden alle Radwege zusätzlich einmal im Quartal mit dem Rad abgefahren. So könnten auch Beeinträchtigungen durch Unebenheiten, wie Spartengrabungen, Wurzelschäden oder Bordsteinüberfahrten, besser eingeschätzt werden.
Mit dieser flächendeckenden Erfassung des Zustands arbeitet man bei der Aufstellung des jährlichen Sanierungsprogramms, so das Baureferat.
In dem werden jedes Jahr nach Kriterien, wie etwa Zustand, Verkehrsbedeutung oder Synergieeffekte mit Maßnahmen Dritter, und in stadtweiter Abstimmung Sanierungsmaßnahmen festgelegt. Dabei werde stets auch geprüft, ob Verbesserungen für den Radverkehr vorgenommen werden können.
Die Münchner, können kaputte Radwege übrigens per Mail oder Telefon an das Baureferat melden. Jeder Hinweis werde umgehend geprüft und Mängel zeitgerecht beseitigt, so das Baureferat.
Wo die Radwege in München bröckeln: Die AZ hat Beispiele gesammelt:
Isarvorstadt: Kopfstein und Teer am Glockenbach
Zugegeben, hier geht es nicht um einen Radweg, sondern – und das ist vielleicht noch schlimmer – um eine Fahrradstraße. Auf der Baldestraße, einer Fahrradstraße, radelt man noch geschmeidig herbei, landet dann aber mitten im ultimativen Straßenbelags-Chaos. Kopfsteinpflaster und Asphalt sind grob übereinander gebazt, durchsetzt von extrem vielen Teer-Flicken und Schlaglöchern.
So wie auf dem folgenden Foto sieht es rund um den Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz aus, der von der Straße Am Glockenbach umkreist wird. Als Radfahrer möchte man am liebsten einfach absteigen und schieben. Dabei gilt der ganze Bereich, nämlich Am Glockenbach zwischen Balde- und Holzstraße, und die Holzstraße bis zur Westermühlstraße als Fahrradstraße. Schade nur, dass man kaum drauf fahren kann.

Au: Abhilfe ist beschlossen
In der Pilgersheimer Straße nördlich der Humboldtstraße bis zum Edlinger Platz und weiter zur Falkenstraße gibt es nur einen Radstreifen. Zwischen parkenden Autos und fließendem Verkehr wird es hier gerne eng. Gleich nach der Kreuzung mit der Humboldtstraße im Bereich der Bushaltestelle ist die Straße zudem total kaputt, da rumpelt es ziemlich. Der Radstreifen ist nicht bis zur Humboldtstraße aufgepinselt.
Hier ist aber Abhilfe in Sicht: Für den Abschnitt sind bereits Umbauten im Rahmen des Radentscheids beschlossen. Zwischen Freibadstraße und Edlinger Platz werden auf einer Seite die Radfahrstreifen verbreitert, auf der anderen entsteht ein neuer Radweg. Fahrspuren werden schmaler.

Au: Asphalt-Stückelei am Isar-Radweg
Der Radweg entlang der Zeppelinstraße ist ein wichtiger Teil der vielbefahrenen Nord-Süd-Route rechts der Isar. Zwischen Zenneck- und Ludwigsbrücke ist er in zwei einzelne Wege je Fahrtrichtung geteilt. Allerdings sind die deutlich zu schmal. Stadteinwärts ist die Spur in schlechtem Zustand. Am linken Rand gibt's tiefe Kuhlen, am rechten holprige Nähte und Flicken im Asphalt.
In trockenem Zustand schon unangenehm und nicht ungefährlich zu befahren, bilden sich hier nach einem Regenguss auch noch tiefe Pfützen. Die gute Nachricht: Im Rahmen des Radentscheids wurde bereits beschlossen, die Radspuren deutlich zu verbreitern. Man darf davon ausgehen, dass dann auch der Belag erneuert wird. Los geht's wohl nach dem Umbau der Ludwigsbrücke.

Haidhausen: Achterbahn Franziskanerstraße
Eine schattige Pappel-Allee, ein klar geteilter Rad- und Gehweg: An der Franziskanerstraße zwischen Gebsattel-/Auerfeldstraße und Rablstraße könnte man eigentlich recht entspannt radeln. Wären da nicht die, meist wohl von Wurzeln aufgeworfenen, Bodenwellen. Sie sorgen auf dem Abschnitt vor allem Richtung stadteinwärts für Achterbahnfeeling. Eine Bodenwelle kurz vor der Rablstraße wäre beim Rodeln eine akzeptable Sprungschanze.
Nun möchte freilich niemand, dass hier Bäume fallen müssen, doch der Weg braucht dringend eine Sanierung. Regnet es, steht das Wasser tagelang in den Verwerfungen. Weil der Gehweg hier sehr breit und meist leer ist, weichen viele Radler darauf aus. Schöner wär's, sie könnten in der Spur bleiben.

Untergiesing: "Baustelle" Pilgersheimer Straße
Ziemlich rumpelig ist die Fahrt für Radfahrer auch entlang der Pilgersheimer Straße in Untergiesing, speziell in der Fahrtrichtung stadtauswärts, also gen Süden. Wie so oft gibt es einen geteilten Geh- und Radweg, eine Variante, die in München eine Zeit lang gerne umgesetzt wurde, aber bei vielen unbeliebt ist. Im Abschnitt zwischen Unterer Weidenstraße und Kühbachstraße gleicht der Radweg einem großen Flickenteppich samt Dullen und Rissen.
Was für das Auge oft gar nicht so gravierend kaputt aussieht, entpuppt sich beim darüber-radeln als wirklich unangenehmes Gerumpel. Da heißt es, den Lenker gut festhalten. Weiter oben bis zur Freibadstraße ist der Radweg recht neu und besser in Schuss, doch auf der anderen Straßenseite an der Abzweigung der Kupferhammerstraße ist die Kreuzungssituation auf dem Radweg ein buntes Potpourri aus Asphalt-Flicken verschiedenen Alters.

Doch immerhin: Die Pilgersheimer Straße, allerdings schwerpunktmäßig ab der Freibadstraße nach Norden, wo es auf der westlichen Seite bisher gar keinen Radweg gibt, ist Bestandteil des Maßnahmenpaketes zum Radentscheid, Maßnahmen sind schon beschlossen. Vielleicht bleibt ja etwas neuer Belag für diesen südlichen Abschnitt übrig.