Münchner attackiert Bohlen
Der Chef eines Malereibetriebs schreibt einen offenen Brief an den Pop-Produzenten. Der hat als Juror bei „Deutschland sucht den Superstar” über den Beruf „Anstreicher” übel hergezogen
München - Er ist der selbsternannte härteste Juror der Welt und hat sich wegen seiner Sprüche in der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar” schon viel Ärger eingehandelt. Jetzt regt sich ein Münchner auf: Roland Keil, Geschäftsführer vom Malereibetrieb Reinhold Knoll. „Bohlens Beitrag war unterirdisch”, sagt er. In der „DSDS”-Sendung vom Dienstag sprach Bohlen zum Kandidaten Nico, der bereits vorbestraft ist und mal wieder nicht pünktlich erschienen ist. Bohlen will ihm trotzdem noch eine Chance geben und sagt: „Es wäre schade, wenn du unter die Räder kommen würden. Das wären Perlen vor die Säue, wenn du Hartz IV-Empfänger oder Anstreicher wirst, das wär doch scheiße.”
Roland Keil hat sich darüber sehr geärgert. „Er setzt Arbeitslosigkeit, also etwas, das man auf gar keinen Fall will, auf eine Stufe mit dem Maler- und Lackierhandwerk, das finde ich absolut nicht ihn Ordnung”, sagt er Deswegen hat er jetzt sogar einen offenen Brief an Bohlen geschrieben und Anzeigen geschaltet. Keil sieht das Problem aber nicht nur bei Bohlen. „Bohlen schlägt nur in die übliche Kerbe. Generell ist unser Berufsstand in der Gesellschaft nicht angesehen”, findet er.
Ihn ärgert schon allein die Bezeichnung „Anstreicher”, die Bohlen benutzt hat. „In unserem Handwerk streicht man nicht nur an – man hat mit Berechnungen zu tun, mit Logistik, man braucht Organisationstalent, hat Verantwortung – man braucht durchaus Köpfchen”, sagt er. „Und wer gut ausgebildet ist, wird auch entsprechend bezahlt.” Gegründet hat das Unternehmen Keils Schwiegervater Reinhold Knoll 1906. Er fing klein an – heute beschäftigt die Firma zwei Meister, 22 Facharbeiter und fünf Lehrlinge bei mehr als drei Millionen Euro Umsatz. Die ganze Branche, sagt Keil, leidet unter dem schlechten Image des Malerberufs. „Wir mussten gerade wieder zwei Lehrlinge während der Probezeit entlassen. Denn bei uns bewerben sich nur die, die sonst keiner nimmt.” Auch die Berufsförderzentren, so sagt Keil, schicken nur die, die sonst überall gescheitert sind.
„Die schaffen schon alleine die Berufschule nicht. Das ist ein echtes Problem – seit Jahren. Bohlen hat bei mir persönlich das Fass zum Überlaufen gebracht.” Deswegen der offenen Brief. „Ich weiß natürlich, dass Bohlen sich davon nicht beeindrucken lässt, aber vielleicht können wir endlich etwas für das Ansehen unseres Berufes tun.” Kandidat Nico ist im Übrigen nach der Aufzeichnung der Sendung wieder im Knast gelandet – wegen Raub und Körperverletzung. Hätte er mal lieber eine Malerlehre gemacht.