Münchner Altstadt: Das Mittelalter lebt

ALTSTADT - Das Mittelalter lebt – im aktuellen Fall in der Kapellenstraße 2: Im Innenhof der ehemaligen Landesbodenkreditanstalt sind derzeit die Archäologen am Buddeln. Und was sie bei ihren Ausgrabungen alles finden, ist mehr als bloß beachtlich: Viele Alltagsgegenstände wie verzierte Gläser, Teller, Flaschen, Kochtöpfe, Münzen, Sparschweine und Parfümflaschen – alles aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Schon jetzt ist klar: Die Fundstätte ist eine der größten und ergiebigsten in den letzten Jahren in München.
Als hier zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert das dortige Jesuiten-Kloster erweitert worden ist, entstanden Zier- und Nutzgärten sowie Brunnen. Letztere sind sehr gut erhalten und bis zu zehn Meter tief. Anlass für die große Buddelei: Die ehemalige Landesbodenkreditanstalt wird zum neuen Verwaltungskomplex der Münchner Erzdiözese umgebaut. Bevor im Hof nun eine neue Tiefgarage gebaut wird, dürfen die Archäologen ran. Bereits in einem Meter Tiefe wurden erste Strukturen einer mittelalterlichen Bebauung sowie Spuren des ehemaligen Jesuitenkonvents entdeckt.
Die Ausgrabungsstätte ist rund 1500 Quadratmeter groß und weist viele gut erhaltene Gebäude wie Latrinen, Lagerhäuser und sogar Badehäuser auf. Der zuständige Ausgrabungsleiter Bernhard Ernst: „Die Leute lebten hier für mittelalterliche Verhältnisse alles andere als schlecht“ – und verweist auf die verwendeten Materialien. Diese seien sehr hochwertig, was für den Wohlstand der ehemaligen Bewohner spricht. Ebenso die vielen gefunden Tierknochen – was für gediegene Gelage spricht.
Das Besondere an den freigelegten Bauten ist, dass sie sehr schnell erbaut, abgerissen und neu überbaut worden waren. „Das spricht für eine schnelle städtebauliche Entwicklung“, sagt Ernst. München war halt schon immer eine Boomtown, auch bereits im 14., 15., 16. und 17. Jahrhundert... Leider werden die Bodendenkmäler und Brunnen dem Bagger zum Opfer fallen. Der Grabungsleiter: „Mir blutet das Herz wenn ich daran denke, dass das hier eine Tiefgarage drüber gebaut wird.“