Münchner Altstadt: Das Mittelalter lebt

Im Innenhof der Erzdiözese in der Kapellenstraße sind die Archäologen am Buddeln – und fördern Überraschendes zutage: Brunnen, Badehäuser, Latrinen, Spardosen und vieles mehr.
Marc Rosenberg |
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Nadine Holesch mit einer (geplünderten) Spardose
Gregor Feindt 7 Nadine Holesch mit einer (geplünderten) Spardose
Buddeln in der Vergangenheit: Der Innenhof des Komplexes Kapellenstraße/Maxburgstraße im Überblick.
Gregor Feindt 7 Buddeln in der Vergangenheit: Der Innenhof des Komplexes Kapellenstraße/Maxburgstraße im Überblick.
Auch dieser rundgemauerte Brunnen wird von den Archäologen freigelegt und genau vermessen.
Gregor Feindt 7 Auch dieser rundgemauerte Brunnen wird von den Archäologen freigelegt und genau vermessen.
Der Duft ist verflogen, das Parfümfläschchen noch da.
Gregor Feindt 7 Der Duft ist verflogen, das Parfümfläschchen noch da.
Ein Tierfriedhof? Nicht ganz: Bei diesen Knochen handelt es sich um Küchenabfälle.
Gregor Feindt 7 Ein Tierfriedhof? Nicht ganz: Bei diesen Knochen handelt es sich um Küchenabfälle.
Von wegen dreckiges Mittelalter: Die Bewohner hatten hier sogar ein Badehaus, dessen Reste hier zu sehen sind.
Gregor Feindt 7 Von wegen dreckiges Mittelalter: Die Bewohner hatten hier sogar ein Badehaus, dessen Reste hier zu sehen sind.
Vorsicht, Falle! Dieser Brunnen stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist zehn Meter tief.
Gregor Feindt 7 Vorsicht, Falle! Dieser Brunnen stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist zehn Meter tief.

ALTSTADT - Das Mittelalter lebt – im aktuellen Fall in der Kapellenstraße 2: Im Innenhof der ehemaligen Landesbodenkreditanstalt sind derzeit die Archäologen am Buddeln. Und was sie bei ihren Ausgrabungen alles finden, ist mehr als bloß beachtlich: Viele Alltagsgegenstände wie verzierte Gläser, Teller, Flaschen, Kochtöpfe, Münzen, Sparschweine und Parfümflaschen – alles aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Schon jetzt ist klar: Die Fundstätte ist eine der größten und ergiebigsten in den letzten Jahren in München.

Als hier zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert das dortige Jesuiten-Kloster erweitert worden ist, entstanden Zier- und Nutzgärten sowie Brunnen. Letztere sind sehr gut erhalten und bis zu zehn Meter tief. Anlass für die große Buddelei: Die ehemalige Landesbodenkreditanstalt wird zum neuen Verwaltungskomplex der Münchner Erzdiözese umgebaut. Bevor im Hof nun eine neue Tiefgarage gebaut wird, dürfen die Archäologen ran. Bereits in einem Meter Tiefe wurden erste Strukturen einer mittelalterlichen Bebauung sowie Spuren des ehemaligen Jesuitenkonvents entdeckt.

Die Ausgrabungsstätte ist rund 1500 Quadratmeter groß und weist viele gut erhaltene Gebäude wie Latrinen, Lagerhäuser und sogar Badehäuser auf. Der zuständige Ausgrabungsleiter Bernhard Ernst: „Die Leute lebten hier für mittelalterliche Verhältnisse alles andere als schlecht“ – und verweist auf die verwendeten Materialien. Diese seien sehr hochwertig, was für den Wohlstand der ehemaligen Bewohner spricht. Ebenso die vielen gefunden Tierknochen – was für gediegene Gelage spricht.

Das Besondere an den freigelegten Bauten ist, dass sie sehr schnell erbaut, abgerissen und neu überbaut worden waren. „Das spricht für eine schnelle städtebauliche Entwicklung“, sagt Ernst. München war halt schon immer eine Boomtown, auch bereits im 14., 15., 16. und 17. Jahrhundert... Leider werden die Bodendenkmäler und Brunnen dem Bagger zum Opfer fallen. Der Grabungsleiter: „Mir blutet das Herz wenn ich daran denke, dass das hier eine Tiefgarage drüber gebaut wird.“

 

 

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