Münchner (29) fällt aus 5. Stock: "Habe nur Kopfweh"

Cristian Campos Sanders fällt aus seiner Wohnung auf die Prinzregentenstraße – und erleidet nur eine Gehirnerschütterung. Hier erzählt er davon.  
Thomas Gautier |
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Cristian Campos Sanders am Fenster seiner Wohnung: Hier hat der Mexikaner am vergangenen Freitag die Scheiben geputzt.
Thomas Gautier Cristian Campos Sanders am Fenster seiner Wohnung: Hier hat der Mexikaner am vergangenen Freitag die Scheiben geputzt.

Cristian Campos Sanders fällt aus seiner Wohnung auf die Prinzregentenstraße – und erleidet nur eine Gehirnerschütterung. Hier erzählt er davon

ALTSTADT Voltaren hat er benutzt. Für die Knie, den Rücken und den Nacken. Andere Artzney? Nein, sagt Cristian Campos Sanders. Er brauche sonst nichts. Höchstens Aspirin. Der Kopf tut ihm weh.

Eigentlich müsste er im Krankenhaus liegen. Mit Splitterbrüchen und Prellungen. Auf jeden Fall schwer verletzt. Er könnte auch tot sein. Der 29-Jährige fiel am Freitagabend 15 Meter in die Tiefe – beim Fensterputzen, wie er sagt. Jetzt hat Campos Sanders eine leichte Gehirnerschütterung. Ihm wird alle zwei, drei Stunden schwindlig, sagt er. „Die Ärzte haben gesagt, ich soll sie sofort anrufen, wenn es schlimmer wird.“ Bisher ging’s.

Den Tag vor dem Fall schildert Sanders folgendermaßen: Nach der Arbeit am vergangenen Freitag trinkt der Kundenservice-Manager mit Kollegen ein Bier. Danach geht er heim in seine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Prinzregentenstraße in Steinhausen. Der Mexikaner lebt hier mit seiner Frau im fünften Stock.

Die ist an diesem Abend mit einer Freundin in der Stadt. Campos Sanders setzt sich vor den Fernseher, spielt Fußball und andere Spiele auf seiner Spielkonsole. Dabei trinkt er noch zwei Bier.

Danach putzt er die Wohnung. „Wir haben diese Abmachung“, sagt er. „Wenn der eine mal länger weg ist, putzt der andere.“ Als Campos Sanders mit der Wohnung fertig ist, geht er zum lang gezogenen Fenster, das zur Prinzregentenstraße zeigt. Laut Polizei ist es etwa 21 Uhr.

Die rechte Seite des Fensters lässt sich nach innen aufmachen. Campos Sanders sprüht aufs Glas, wischt mit Papier nach. Die linke Seite aber kann man nicht öffnen. „Ich habe mich rausgebeugt, habe gesprüht und wollte wischen“, sagt der junge Mann.

Irgendwann wacht er auf der Straße auf – auf dem Rücken. „Ich habe nichts gespürt. Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig war.“ Dann habe er mit der linken Hand sein Handy aus seiner Jeanstasche gezogen – ganz vorsichtig. „Ich kenne mich aus mit Erster Hilfe. Ich wusste, ich darf meinen Nacken und meine Hüfte nicht bewegen.“

Cristian Campos Sanders wählt den Notruf und sagt der Beamtin in der Einsatzzentrale: „Ich bin Cristian. Ich bin aus dem fünften Stock gefallen. Ich bin verletzt. Schicken Sie einen Krankenwagen.“ Die Frau habe noch ungläubig nachgefragt: „Wirklich? Aus dem fünften Stock?“

So finden ihn auch die Rettungssanitäter. Sie bringen ihn ins Klinikum Bogenhausen. Dort checken ihn die Ärzte durch. „Sie haben alles gemacht: Röntgen, Computertomographie, ich bekam Schmerzmittel, hatte drei Infusionen.“ Die Diagnose: nichts Ernstes. „Mein Nacken tut weh, mein Rücken auch“, sagt Campos Sanders. „Und der kleine linke Finger.“ Sein linker Fuß sei auch etwas geschwollen. Er hinkt beim Gehen – es sieht aus, als hätte er einen schlimmen Muskelkater vom Fußballspielen.

Die Ärzte seien fassungslos gewesen, sagt er. Seine Frau ist es auch. Als sie ihn am Freitagabend im Krankenhaus besuchte, habe sie ihm erst nicht geglaubt, sagt sie. Als sie aber nach Hause kam, war das Fenster offen. „Und auf dem Fensterbrett lagen Putzmittel und Papiertücher.“

Den Sturz hat niemand gesehen. Die Polizei aber glaubt Campos Sanders. „Nach dem Unfall war eine Streife vor Ort“, sagt Sprecher Sven Müller. Sie sollte prüfen, ob eine Straftat vorliegt, ob der Mann vielleicht geschubst wurde. Wurde er nicht. „Für uns ist das Ganze laut Spurenlage völlig plausibel“, sagt Müller. „Wir glauben ihm.“

 

 

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