Münchens ungeklärte Kriminalfälle

Wo befindet sich das Haus, in dem eine Sex-Sklavin gefangen gehalten wurde? Wer ist die Mutter des Babys, das tot amLandtag lag? Das sind nur zwei von sieben mysteriösen Münchner Kriminalfällen.
von  Abendzeitung
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Illustration © dpaH

Wo befindet sich das Haus, in dem eine Sex-Sklavin gefangen gehalten wurde? Wer ist die Mutter des Babys, das tot amLandtag lag? Das sind nur zwei von sieben mysteriösen Münchner Kriminalfällen.

Das Phantom von Brauneck

Das Sex-Verbrechen von 2007: Er ist brutal und dreist. Am 25. November 2007 fesselt der Sex-Täter von Brauneck eine 67-jährige Münchnerin, verklebt ihr Augen und Mund, schleift sie ins Unterholz. Dann vergewaltigt er die Frau. Ein Jäger findet das Opfer später. Doch die Frau kann kaum Angaben zum Täter machen. Der ist noch so dreist und plündert die Wohnung des Opfers in Giesing. Anschließend versucht er, mit der gestohlenen EC-Karte Geld abzuheben. Der Automat ist nicht videoüberwacht – bis heute, zwei Jahre nach der Tat, gibt es nur eine vage Täterbeschreibung und kaum Hinweise. Es gibt allerdings Vermutungen, dass der Mann auch der Täter im Fall Luise Zimmermann sein könnte.

Gefangen im Geheimbordell

Das Horror-Haus: Nur durch eine Dachluke nahm die Chinesin ihre Welt wahr – eineinhalb Jahre lang. So lange war die Frau in einem Geheimbordell im Landkreis München zur Prostitution gezwungen worden. Schließlich gelang der Frau, die unter dem Decknamen „Lian“ geführt wird, die Flucht. Eine vage Beschreibung das Bordells ist der einzige Anhaltspunkt für die Münchner Polizei – Lian weiß bis heute nicht, wohin der Zuhälter sie entführt hat. „Wir sind noch immer auf der Suche nach dem Gebäude“, heißt es bei der Münchner Polizei. Das cremefarbene Haus mit verwilderten Garten soll in einer bürgerlichen Gegend liegen. Vor dem Haus standen eine gelbe und schwarze Mülltonne. Die gelbe Tonne gibt es nur im Münchner Umland.

Das tote Baby vom Landtag

Landtagsbaby „Maxi“: In einen blauen Müllsack hatte die Mutter ihr wenige Stunden altes Baby gewickelt, es dann unter einer Buche nahe des Münchner Maximilianeums abgelegt. Ein Spaziergänger mit seinem Hund fand am 7. Oktober vergangenen Jahres die Kinderleiche – am Bauch klebte noch ein Stück Nabelschnur. „Maxi“, wie die Fahnder das Mädchen nennen, war zum Teil bereits verwest. Mit einem groß angelegten Gentest in München hofft die Kripo, die Mutter des Babys zu finden – bislang vergeblich. „Aberwir sind immer noch zuversichtlich, die Mutter ermitteln zu können“, sagt Staatsanwältin Barbara Stockinger der AZ. „Wir geben nicht so schnell auf, aber mit jedem Monat, der verstreicht, sinkt die Chance, die Frau zu finden.“

Der unheimliche Grapscher

Der Elsenheimer-Grapscher: Er hat es auf schlanke, zierliche Frauen abgesehen: Über 18 Frauen könnte der Grapscher in München bereits betatscht haben, schätzt die Polizei. „Er ärgert uns sehr, weil er seit drei Jahren sein Unwesen treibt“, sagt Peter Reichl von der Münchner Polizei. Der Mann wird bei den Fahndern als „Elsenheimer-Grapscher“ geführt, weil er in der Unterführung das erste Mal eine Frau angegriffen hat. Mittlerweile hat er im ganzen Stadtgebiet zugeschlagen: in Giesing, Trudering, Nymphenburg, Pasing und Schwabing. „Wir versuchen, seinen bevorzugten Stadtteil zu lokalisieren, werden aber von den Frauen oft zu spät angerufen“, sagt Reichl. Eine Frau sollte im Fall eines Angriffs sofort 110 wählen, „jede Minute zählt, sonst sind wir chancenlos“.

Der Mörder aus dem Wald

Mordfall „Luise Zimmermann“: Fast meinte die Polizei den Mörder der 73-Jährigen aus Neuperlach gefunden zu haben: Im Oktober 2009 veröffentlichte die Soko „Kaltenbrunn“ das Fahndungsfoto eines schlanken, dunkelhaarigen Mannes – vier Monate nachdem Luise Zimmermanns Leiche im Egmatinger Forst von einem Spaziergänger entdeckt worden war. Dann stellte sich heraus: Der Mann war in dem verlassenen Waldstück nur ausgetreten – die Suche nach dem Mörder blieb erfolglos. Der Täter hat keinerlei Spuren am Tatort zurückgelassen: keine Fingerabdrücke, keine DNA. Er nahm Kleidung und Rucksack der Wanderin mit. Erst zwei Wochen nach dem Mord fand ein Spaziergänger die nackte Leiche Zimmermanns.

Der brutale Sex-Täter

Der Sex-Täter von der U5: Erst vor knapp drei Wochen ist ein neuer Sex-Täter in München aufgetaucht: Binnen einer Nacht hat der dunkel gekleidete Mann zwei junge Frauen überfallen, die nachts mit der Linie U5 unterwegs waren – ein Mädchen versuchte er im Westend zu vergewaltigen, das andere in Ramersdorf. Der Mann schlich sich von hinten an die jungen Frauen heran und packte sie, er hielt ihnen den Mund zu und drückte sie brutal gegen eine Wand. Als er versuchte, den Frauen die Kleider vom Leib zu reißen, wehrten sich die Opfer und konnten sich jeweils befreien. Der schwarz gekleidete Mann geht brutaler vor als der Elsenheimer- Grapscher. Eine Spur hat die Münchner Polizei bislang nicht.

Der mysteriöser Tod

Mordfall „Claudia D.“: Es gibt keine Spuren eines Kampfes, die Tür war nicht aufgebrochen. Doch die Obduktion der Münchnerin Claudia D. ergibt: Die Immobilienkauffrau wurde erwürgt. Ihr eigener Vater fand die 47-Jährige heute vor einem Jahr tot in ihrem Hotelzimmer. Die lebenslustige Frau hatte Silvester 2008 bei ihren Eltern in Düsseldorf verbracht, am Abend nochmit einem Nachbarn gefeiert. Die Kripo vermutet, dass sie ihren Mörder kannte: Zig Fingerabdrücke und Spuren werden in dem Hotelzimmer gesichert. Familie, Freunde, die Hotelangestellten und andere Übernachtungsgäste werden vernommen. Sogar der Lebensgefährte von Claudia D., Peter S. (61) aus München, wird über sechs Stunden verhört – doch kein Verdacht der Kripo hat sich bis heute erhärtet.

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