Münchens Tier-Detektivin in Not

Eveline Kosenbach sucht dringend eine neue Wohnung. Doch mit ihren Hunden Danka und Shadow hat sie scheinbar keine Chance. Ein Schicksal, das immer mehr Menschen teilen.  
von  Natalie Kettinger

Eveline Kosenbach sucht dringend eine neue Wohnung. Doch mit ihren Hunden Danka und Shadow hat sie scheinbar keine Chance. Ein Schicksal, das immer mehr Menschen teilen.

München - Exakt 4160 entlaufene Katzen, Hunde, Kaninchen und Vögel wurden vergangenes Jahr beim Münchner Tierschutzverein gemeldet. 3922 Ausreißer konnte die Leiterin der Vermisstenstelle Eveline Kosenbach ausfindig machen und den Besitzern zurückbringen – eine Erfolgsquote von 94,3 Prozent. Eveline Kosenbach hat tausende Tierfreunde glücklich gemacht.

Doch nun ist die Tier-Detektivin selbst auf Hilfe angewiesen: Seit mehr als einem Jahr sucht sie eine neue Wohnung – und findet keine. „Ich bekomme lauter Absagen – wegen meiner Hunde“, sagt sie.

Jeden Tag surft die 59-Jährige im Internet und hält Ausschau nach Inseraten. Das neue Zuhause sollte im Stadtgebiet liegen und möglichst einen kleinen Garten haben. Doch zu Wohnungsbesichtigungen eingeladen wird die Tier-Detektivin selten. „Meist erledigt sich die Sache schon am Telefon“, sagt sie. Spätestens, wenn Kosenbach von ihren Lieblingen, der fünfjährigen Neufundländer-Hündin Danka und dem neun Jahre alten Chow-Chow-Mischling Shadow erzählt. „Ich bin wirklich schockiert, wie man als Hundebesitzer von manchen Vermietern behandelt wird. Ich habe viele böse Antworten bekommen.“

Kosenbach weiß, dass es Hundefreunde – neben Familien und Menschen mit geringem Einkommen – auf dem leer gefegten Münchner Wohnungsmarkt besonders schwer haben. Immer häufiger sehen die Besitzer deshalb keine andere Chance, als ihre Vierbeiner schweren Herzens ins Tierheim zu bringen – wie Schweißhund Lennox, der gerade vermittelt werden soll.

Internen Schätzungen zufolge ist mittlerweile jeder zehnte Hund in Riem ein Wohnungsmarkt-Opfer. „Es ist einfach entsetzlich, dass Menschen mit Tieren in München keine Chance haben“, sagt Eveline Kosenbach.

Manchen Menschen fällt die Trennung von ihren vierbeinigen Weggefährten so schwer, dass sie lieber mit ihnen auf der Straße leben – als ohne sie in einer neuen Wohnung.

Auch für Eveline Kosenbach kommt ein Abschied von Danka und Shadow nicht in Frage. „Meine Hunde sind das Wichtigste für mich“, sagt sie bestimmt. „Ich bleibe bis zum Schluss bei ihnen.“

Das Problem: Demnächst muss Eveline Kosenbach aus ihrer alten Wohnung ausziehen. Sie hat gegen die Kündigung geklagt – und verloren. Wann sie gehen muss, steht noch nicht genau fest.

Doch die Tier-Detektivin hofft, dass bis dahin ein Wunder geschieht. „Ich habe tausenden Menschen geholfen und ihre Tiere zurückgebracht. Da müssen doch auch Eigentümer dabei gewesen sein, die nichts gegen eine Mieterin mit zwei Hunden haben“, sagt sie. Aufgeben wird die taffe Tierfreundin auf keinen Fall. „Zur Not“, sagt sie, „ziehe ich eben vorübergehend ins Tierheim.“

Wer Eveline Kosenbach helfen möchte, schreibt bitte eine E-Mail an: kosie@web.de

 

 

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