Münchens Renten-König

Die Rentner in Deutschland bekommen ab Juli 1,1 Prozent mehr Rente – das ist nichts gegen die Erhöhung, die Stadtwerke- Chef Kurt Mühlhäuser einstreichen kann - satte 53 Prozent! Damit steht Mühlhäuser eine monatliche Rente von 17215 Euro zu. Nicht einmal der OB bekommt so viel.
von  Abendzeitung
SWM-Chef Kurt Mühlhäuser hat ausgesorgt: Er kassiert das Gehalt eines Managers – und die Rente eines Beamten. Diese orientiert sich am Gehalt bei Renteneintritt
SWM-Chef Kurt Mühlhäuser hat ausgesorgt: Er kassiert das Gehalt eines Managers – und die Rente eines Beamten. Diese orientiert sich am Gehalt bei Renteneintritt © Petra Schramek

MÜNCHEN - Die Rentner in Deutschland bekommen ab Juli 1,1 Prozent mehr Rente – das ist nichts gegen die Erhöhung, die Stadtwerke- Chef Kurt Mühlhäuser einstreichen kann - satte 53 Prozent! Damit steht Mühlhäuser eine monatliche Rente von 17215 Euro zu. Nicht einmal der OB bekommt so viel.

Die Rentner schauten am Donnerstag gebannt auf Berlin – und danach in ihr Portemonnaie. Denn der Bundestag hat eine „außerplanmäßige“ Rentenerhöhung um 1,1 Prozent ab dem 1. Juli beschlossen. Üppig ist das nicht: Es ist weniger als die Inflationsrate.

Auch in München sind gerade fünf Renten erhöht worden – um lukrative 53 Prozent! Für die fünf Bosse der Stadtwerke. Das nennt man „M-Rente“. Somit steht SWM-Chef Kurt Mühlhäuser in fünf Jahren aus der Kasse der Stadtwerke eine monatliche Rente von 17215 Euro zu – statt 11251 wie bisher. So wird man Münchens Renten-König.

Zum Vergleich: Im Schnitt bekommen männliche Rentner aus Westdeutschland 969 Euro im Monat, Frauen 465 Euro. Die Erhöhung um 1,1 Prozent bedeutet 10,66 Euro mehr für Männer, 5,12 Euro für Frauen.

Der kräftige Rentensprung bei SWM-Chef Mühlhäuser ist die Folge einer satten Gehaltserhöhung, die der Aufsichtsrat der Stadtwerke vor zwei Wochen den fünf Geschäftsführern genehmigt hat. Mühlhäusers Grundgehalt wurde von 183000 auf 280000 Euro erhöht. Mit einer Erfolgsprämie von zuletzt 120000 Euro kommt er auf 400000 Euro im Jahr.

Seine vier Co-Geschäftsführer bekommen 75000 Euro mehr (insgesamt 215000 Euro plus Erfolgsprämie von 80000 Euro). Ihr Rentenanspruch steigt damit auch um mehr als 50 Prozent von heute 8607 Euro auf 13219 Euro im Monat.

Gehälter von Managern und lukrative Beamten-Rente

Damit sind die Gehälter der Stadtwerkechefs den Besoldungen in der freien Wirtschaft angepasst worden. Ihre künftigen „Ruhegehälter“ werden jedoch nach den Bedingungen des Tarifs im Öffentlichen Dienst bemessen: derzeit 73,78 Prozent des letzten Bruttogehalts. Sie kassieren also Gehälter von Managern – und nehmen die lukrative Beamten-Rente mit.

Dieses Doppelspiel ist Josef Schmid, dem CSU-Fraktionschef im Rathaus, ein Dorn im Auge. „Es passt nicht zusammen, dass sie auf der einen Seite wie in der Privatwirtschaft entlohnt werden. Auf der anderen Seite aber die Sicherheit des Tarifs im Öffentlichen Dienst erhalten.“

Mehr als die Kanzlerin, mehr als der OB

Wobei Schmid auch einräumt und weiß, dass in der freien Wirtschaft „in den Verträgen auch die Pensionsansprüche festgelegt“ werden. Da gibt es hohe Betriebsrenten, Direktversicherungen oder Pensionsansprüche gegen die Firma.

Von der „M-Rente“ kann selbst Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel nur träumen. Der Steuerzahlerbund schätzt, dass sie rund 9000 Euro Rente bekommt, sollte sie jetzt in den Ruhestand gehen. Mühlhäusers Chef, Münchens OB Christian Ude, bekäme mit seinem Monatsgehalt von 11500 Euro (plus Zulagen) 8484 Euro Rente. Ohne Neid verteidigt Ude den üppigen Gehaltssprung von Mühlhäuser. Der Aufsichtsrat habe mit der Anpassung der Gehälter der SWM-Chefs an branchenübliche Verdienste nach der Privatisierung zehn Jahre gewartet. Ude: „Wir haben bewusst Zeit gelassen, damit sie sich auf dem freien Markt unternehmerisch bewähren. Und das haben sie getan!“ Die Saläre lägen unter dem, was in vergleichbaren Firmen gezahlt werde.

Die Niedrig-Lohn-Zone auf der Stadtwerke-Chef-Etage sei zu einem Problem geworden. Ude: „Wir hatten die Situation, dass bei den Stadtwerken schon PC-Fachleute und Energiehändler mehr verdienten als die Geschäftsführer. Sonst hätten wir keine Spezialisten mehr bekommen. Das ist doch bizarr.“ Das ist mit der Gehaltserhöhung vorbei. Der Münchner Renten-Streit dürfte damit jedoch erst begonnen haben.

Willy Bock

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