Münchens Radwege schneiden in einem Test nur "ausreichend" ab

München - Die gute Nachricht vorweg: Der Isarradweg von der Großhesseloher bis zur Ludwigsbrücke am östlichen Isarufer ist Münchner Sieger beim ADAC-Radwegbreitetest 2020. Positiv bewerteten die Experten, dass die 7,2 Kilometer lange Route in weiten Teilen bis zu 3,70 Meter Breite aufweist und damit deutlich über dem geforderten Regelmaß liegt.
Doch jetzt zu den schlechteren Nachrichten: 18 stark frequentierte Routen mit einer Gesamtlänge von 77 Kilometern sind die ADAC-Tester in der bayerischen Landeshauptstadt abgefahren. Mit einem wenig begeisternden Ergebnis: 14 Wege erhielten das Testurteil "ausreichend", was der Einhaltung der Mindestanforderungen entspricht, drei Strecken sogar die Note "mangelhaft".
Münchner Radwege zu schmal
Grundlage für die Bewertungen waren die "Empfehlungen für Radverkehrsanlagen" der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Ein wichtiger Faktor für die Bewertung: Radwege, die nur in eine Richtung befahren werden, sollten mindestens 1,60 Meter breit sein.
Schmaler als die empfohlene Regelbreite ist beispielsweise der Radweg auf der Belgradstraße zwischen Petuelring und Rümannstraße, als noch katastrophaler bewerten die ADAC-Experten den Radweg auf der Offenbach- und Meyerbeerstraße zwischen der August-Exter- und Verdistraße.
Mit nur 1,40 Metern Breite liegt das 1,3 Kilometer lange Teilstück unter dem Mindestmaß - und wurde mit dem Testurteil "mangelhaft" bewertet.
Insgesamt hat der ADAC für seine Studie 120 Routen in zehn deutschen Städten untersucht. München war dabei die größte Teststadt. Und liegt im Bundesdurchschnitt mit der Gesamtnote "ausreichend" im guten Mittelfeld.
Kritik an Pop-up-Radwegen
Was empfiehlt der ADAC nun für die Stadt? "Unsere Mobilität ist im Wandel, das zeigt sich auch am zunehmenden Fahrradverkehr in den Städten", sagt Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC Südbayern.
Er betont aber auch: "Kurzfristige Maßnahmen wie Pop-up-Radwege sind hier keine nachhaltigen Lösungen, um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen." Vielmehr würde es bei den Infrastrukturmaßnahmen der Zukunft durchdachter Konzepte bedürfen, "die die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigen", sagt Kreipl.
SPD-Stadtrat wundert Radweg-Ergebnis nicht
Er erklärt, warum breitere Radlwege wichtiger denn je seien. Kreipl: "Neben dem klassischen Fahrrad sind auch breite Lastenräder oder Anhänger und E-Scooter auf den Radwegen unterwegs."
Andreas Schuster, jetzt SPD-Stadtrat und ehemaliger Sprecher des Radentscheids, sagt der AZ: "Das Testergebnis hat mich ehrlich gesagt nicht erstaunt. Momentan haben wir die schlechte Note verdient."
Er setze hier ganz klar auf die Zukunft - in der Grün-Rot die Pläne des Radentscheids umsetzen möchte (AZ berichtete). Dafür will die Rathaus-Regierung in den kommenden Jahren 1,5 Milliarden Euro ausgeben.