Münchens Puppen-Paradies: Wo man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt

München - Ich bin schon öfter an dem Puppenladen Luisenstraße, Ecke Schellingstraße vorbeigelaufen - aber irgendwie nie zu den Öffnungszeiten. Also rief ich vor ein paar Tagen an und vereinbarte mit der Inhaberin Gertrud Stadler, die den Laden mit ihrer Schwester betreibt, einen Termin.
Kommt man in den Laden, wird man zunächst erschlagen von einer riesigen Menge Puppen. Gertrud Stadler begrüßt mich und erzählt mit großer Leidenschaft über den Laden, den sie hier seit 1975 betreibt, über die Puppen, Materialien und vieles mehr. Man merkt, dass es nicht nur ein Laden ist, sondern eine kleine, ganz eigene Welt.
Marionetten zieren die Wände
Nur Einzelstücke gibt es hier, angefertigt von Künstlern, die sie bei ihren Reisen mit ihrem Mann entdeckte. Teilweise sind sie schon sehr alt, andere wirklich kleine Persönlichkeiten mit ausdrucksstarken Gesichtern. Unheimlich schöne Kleider aus wunderbaren Stoffen. Auch wunderschöne Marionetten zieren die Wände. Da ist die Meerjungfrau, die Dame mit der Pelzmütze, der Surfer, der Pennäler und und und…
Einige davon hat Gertrud Stadler selbst angefertigt, und ich lerne, dass beim Malen der Augen immer zwei leicht unterschiedliche Augen entstehen, so wie es auch in der Natur der Fall ist. Denn: Gesichter sind nicht symmetrisch. Aber Gertrud Stadler handelt nicht nur mit Puppen, sie ist auch eine sehr gefragte Puppenrestaurateurin.
Puppenrestaurateurin ist kein Lehrberuf
Kein Lehrberuf - alles hat sie sich im Laufe der Jahre selbst beigebracht, viel getestet und viel gelernt. Ein ganzes Lager mit Stoffen hat sie, Ersatzteile in jeder Form. Probleme bereiten oft die Glasaugen. Es gibt keine Hersteller mehr. So kauft sie ganze Sammlungen auf, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Während unserer Unterhaltung läutet ständig das Telefon. Eine Dame von außerhalb möchte ihren Nikolaus gerichtet haben. Eine Stunde später ist sie da und man merkt ihr an, wie wichtig ihr die Figur ist, die sie von Kind an begleitet hat. Natürlich kann Gertrud Stadler helfen, und in einigen Tagen ist alles wieder gut.
Ihre Geschichten erzählt Stadler mit Leidenschaft
Wenn Gertrud Stadler von ihren Puppen, ihrem verstorbenen Mann, ihren Reisen, den Kindern, den Enkeln erzählt, macht sie das mit einer solchen Leidenschaft, dass man gebannt zuhört. Ich hoffe, dass sie mal ein Buch schreibt. Ich würde es sofort kaufen.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Sigi
Müller