Münchens neuer Chef-Controller

MÜNCHEN - Der Stadtrat wählt Dieter Reiter zum Wirtschaftsreferenten – Amtsantritt 1. April
Für die städtischen Gesellschaften brechen bald rauere Zeiten an: Denn Münchens künftiger Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (50, SPD) sieht sich als deren Chefcontroller. Dann wird es nicht mehr reichen, die Stadträte im Aufsichtsrat zu umgarnen. Reiter, noch Stadtdirektor in der Stadtkämmerei, sieht sich da „in einer Phalanx“ mit Stadtkämmerer Ernst Wolowicz.
Wir brauchen mehr Transparenz
„Wir brauchen mehr Transparenz“, sagt Reiter: „Die strategisch wichtigen Entscheidungen müssen wieder mehr mit dem Eigentümer, dem Stadtrat, gefällt werden.“ Das gilt auch für die Stadtwerke, dem größten Betrieb unter Reiters Fittichen. Dort beklagen Stadträte jeder Couleur, dass sie zu wenig informiert und eingebunden werden. Und im Vorstellungsgespräch meinte Reiter: Er wolle es sich nicht gefallen lassen, wenn Geschäftsführer bei Stadtratssitzungen nicht anwesend sind, wenn es um ihren Betrieb geht – da nickten sie parteiübergreifend zustimmend.
Das gilt längst nicht nur für die Stadtwerke. Reiter: „Die Beteiligungssteuerung ist ein Feld, auf dem man noch viel machen kann.“
Kein entspannter Posten in Krisenzeiten
Am 1. April wird Dieter Reiter das Steuer im Referat für Arbeit und Wirtschaft übernehmen. Dann geht Reinhard Wieczorek (62) in den Ruhestand. Der Arbeitsrichter wurde 1991 zum ersten Münchner Wirtschaftsreferenten gewählt. „Es sind große Schuhe, die da stehen“, meint Reiter: „Und es ist in diesen wirtschaftlich eher ungemütlichen Zeiten kein entspannender Posten.“
Reiter hatte gestern vier Gegenkandidaten, als er vom Stadtrat für sechs Jahre gewählt wurde. Die CSU hatte keinen – und konnte sich auch nicht dazu durchringen, den FDP-Kandidaten (Stadtrat Jörg Hoffmann, 35) mit zu wählen. Dabei bilden CSU und FDP im Landtag eine Regierung.
Dieter Reiter bekam alle 46 Stimmen von Rot-Grün. Hoffmann elf (die FDP hat fünf Stadträte).
Willi Bock