Münchens neue KVR-Chefin löst Debatte aus: Könnte der Sperrbezirk kippen?

München - Prostitution ist in München anders als in anderen Großstädten fast überall verboten: Der Sperrbezirk ist groß, sehr groß. Und das seit Jahrzehnten. Sehr jung hingegen ist das Alkoholverbot am Hauptbahnhof,
Kippen beide harten Münchner Regeln unter der frisch gewählten Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl? Zumindest hat sie in der AZ angekündigt, beides neu debattieren zu wollen. Und damit schon vor ihrem Amtsantritt eine Debatte ausgelöst.
Stadtrats-CSU: Neuer Vorstoß trifft auf Unverständnis
"Frau Sammüller-Gradl hat dem Stadtrat versprochen, das Sicherheitsgefühl hochzuhalten", sagte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl am Donnerstag der AZ. "Es ist ein Widerspruch dazu, nun am bewährten Alkoholverbot schon Hand anzulegen, bevor man überhaupt im Amt ist." Eine Debatte um den Sperrbezirk hält Pretzl für völlig unnötig. "Es gibt überhaupt keinen Grund, das in Frage zu stellen."
FDP-Fraktionschef Jörg Hoffmann hingegen frohlockt. "Alkoholverbote sind ein falsches Instrument, man vertreibt die Leute nur an andere Plätze", sagte er am Donnerstag. Auch der Sperrbezirk sei wohl nicht mehr zeitgemäß. Auch Hoffmann kritisiert Sammüller-Gradl aber: wegen des Zeitpunkts. "Sie ist ja noch gar nicht im Amt, da ist das schon kein ganz treffender Stil", sagte er.
Zustimmung zum Alkoholverbot am Hauptbahnhof bisher nur befristet
Grünen-Stadtrat Dominik Krause versteht die Aufregung nicht. Es spreche für die Qualität Sammüller-Gradls, dass sie dem Stadtrat schon erste Punkte skizziert habe, sagte Krause am Donnerstag. Außerdem: Dem Alkoholverbot hätten die Grünen ohnehin nur befristet zugestimmt mit dem Wissen, dass es wieder evaluiert und neu bewertet werden soll. Eben das habe Sammüller-Gradl nun angekündigt. "Dass die CSU sich empört, zeigt nur ihre eigene Unsicherheit", so Krause.
Und die künftige KVR-Chefin? Gab sich am Donnerstag betont sachlich und vermied eine eindeutige persönliche Positionierung. Letztlich, betonte sie auf Nachfrage, entscheide doch eh die Regierung von Oberbayern ("zu der die CSU ja einen guten Draht hat") über den Sperrbezirk.
Neue KVR-Chefin will Debatte mit unterschiedlichen Gesprächspartnern
Die neue KVR-Chefin will eine Debatte über den Sperrbezirk initiieren mit Politik, Polizei, Gesundheitsamt und Sozialarbeitern. "Die aktuelle Verordnung ist sehr alt", sagte sie, das Ziel sei zum Beispiel gewesen, "die Jugend und den Anstand" zu schützen. Davon, was die Regeln für Sex-Arbeiterinnen bedeuten, sei zum Beispiel gar keine Rede. Und: Bestraft würden immer nur die Prostituierten, nicht ihre Kunden.
Klingt ganz so, als würden der Stadt tatsächlich Debatten bevorstehen - ob Prostitution in der Stadt wieder sichtbarer werden darf.