Münchens neue BH-Lehre
70 Prozent aller Frauen tragen angeblich die falsche Körbchengröße, ohne es zu ahnen. Zeit für einen Besuch auf einer BH-Party - denn zwischen ein paar Zentimetern können Welten liegen
ALTSTADT - Es gibt Tage, Momente, Situationen – die können das Leben verändern. Zumindest ein bisschen, für einen persönlich. Und das ist jetzt überhaupt nicht übertrieben gemeint.
Als ich die Einladung der Londoner Unterwäsche-Firma bekam, sagte mir deren Name (Rigby & Peller) erstmal nichts. Doch der Zusatz „Wussten Sie, dass Sie mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit die falsche BH-Größe tragen?“ ließ mich kurz stocken. Denn, nein, das wusste ich nicht. Und, ja, es machte mich neugierig. Ich wollte das überprüfen und ging also zu meiner allerersten BH-Party, die in der Fachsprache „Lingerie-Styling“ heißt.
Einen Tag nach der Eröffnung in der Sendlinger Straße tummeln sich in dem kleinen Laden ausschließlich Frauen. Manche überdreht, andere eher leicht verklemmt.
Die Zeiten von Pyjama-Übernachtungs-Partys sind lange her, wie soll man mit fremden Frauen gleich über seine Körbchengröße sprechen?
Nach einer kurzen Einführung, in der ich erfahre, dass die Firma von der Queen und Lady GaGa angeblich gleichermaßen geliebt wird, kommt die Store-Managerin, eine lächelnde Blondine, auf mich zu und sagt: „Ich bin Alexandra Ulrich, aber jetzt dreht sich alles um Sie. Erzählen Sie mal!“
Äh, ja, also.
Wir stehen in einem unglaublich großen, gemütlichen Raum, der den Begriff Umkleidekabine niemals verdient hat und plaudern über mich. Zumindest einen Teil von mir. Als ich meine Größe nenne, schüttelt Alexandra, wie ich sie schnell nenne – denn wie kann ich einen Menschen, mit dem ich gleich so intim plaudere, nicht duzen? – nur wissend den Kopf.
Sie verschwindet, kommt wieder mit drei BHs in Schwarz, Blau und Bunt. „Darf ich?“, fragt sie. Schon der erste BH passt perfekt. Wir machen eine spezielle Schüttelübung, danach sitzt der BH, wie er wirklich sitzen muss: perfekter als perfekt.
Zwischen meiner bis dato geglaubten Körbchengröße und der tatsächlichen mögen für manche nur ein paar Zentimeter liegen. In Wahrheit und vor allem im Alltag sind es aber Welten.
Als ich ihr das sage, nickt sie fröhlich. „Es ist wie mit der perfekten Jeans, den richtigen Schuhen“, sagt sie. „Viele Frauen nehmen den BH, das Stück, was sie täglich direkt am Körper tragen, wenig ernst – bloß, weil es kaum jemand sieht.“
Nie wieder werde ich einen BH unterschätzen.
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