Münchens Kinder saufen bis zum Umfallen

Bier oder härtere Sachen: Immer mehr Jugendliche in München kommen mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Um 38 Prozent ist die Zahl bei den Zehn- bis 19-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Bier oder härtere Sachen: Immer mehr Jugendliche in München kommen mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Um 38 Prozent ist die Zahl bei den Zehn- bis 19-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Erschreckender Trend: In München ist die Zahl der Alkoholvergiftungen unter Kindern und Jugendlichen seit 2006 um 38 Prozent angestiegen, berichtet Kathrin Heydebreck von der Techniker Krankenkasse (TK). Die Krankenkasse hatte eine Krankenhausstatistik der Ersatzkassen ausgewertet.

Im vergangenen Jahr wurden demnach 185 Jugendliche (2006: 134) im Alter zwischen zehn und 19 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung in eine Münchner Klinik eingewiesen. Tatsächlich liegt die Zahl wohl noch erheblich höher, da die Statistik nur Ersatzkassen-Patienten erfasst. Allein in der Kinderklinik München-Schwabing wurden 2008 211 Kinder eingeliefert. Der Trend war auch hier 2009 stark steigend, bis Mitte des Jahres waren es schon über 200 Fälle.

Den größten Anstieg verzeichnet die Altersgruppe der 15-Jährigen (2006: 22, 2009: 44). Auffallend auch, dass der Anteil der Mädchen relativ zunimmt und in der Ersatzkassen-Statistik bereits fast die Hälfte (87 von 185) der Alkoholvergiftungen ausmacht.

Der Anstieg bei Münchens Jugend liegt weit über dem Bayerndurchschnitt. Im Freistaat registrierten die Ersatzkassen insgesamt 1300 Alkoholvergiftungen und damit einen Anstieg von „nur“ 24 Prozent im Vergleich zu 2006.

Christian Bredl, Bayerns TK-Chef, kritisiert, dass manche Alkoholhersteller den Konsum von alkoholischen Getränken in ihrer Werbung verharmlosen. Was muss getan werden, um den Trend zu stoppen? Jeder müsse den Kindern klar machen, appelliert Bredl, dass Alkohol uncool sei. Vor allem das Beispiel der Eltern ist wichtig, ergänzt Kathrin Heydebreck. Wer Vater und Mutter beim täglichen Alkoholkonsum beobachtet, greift später selber öfter zur Flasche.

Schlimmer noch wiege aber, dass sich Familienstrukturen ganz auflösen. Heydebreck: „Beim Abendessen wurden früher zum Beispiel auch solche Probleme besprochen. Das fehlt immer öfter.“ John Schneider

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