Münchens Geheimplan für den Atom-GAU
München - Die Notfallpläne für den Katastropheneinsatz. Sie sind eines der best gehüteten Geheimnisse der Stadt. Und füllen rund 20 orangerote Aktenordner: Hochwasser, Flugzeugabsturz, Zugunglück, Terroranschlag und atomarer Störfall. Alleine die Einsatzpläne zum Garchinger Forschungsreaktor FRM II füllen einen kompletten Ordner.
Sollte der Alarm auf dem Garchinger Forschungsgelände losgehen, würden Messtrupps anrücken, um das Ausmaß einer radioaktiven Verseuchung festzustellen. Die Feuerwehr hat zwei speziell ausgerüstete ABC-Züge, zusätzlich die Analytische Task Force, zwei Teams mit modernsten Analysegeräten für chemische, biologische und atomare Substanzen.
Je nach Ausmaß der Kontamination würde das Gebiet von der Polizei abgeriegelt. In den geheimen Plänen ist genau festgehalten, wo die jeweiligen Experten und Techniker angefordert werden können. Wenn die Münchner Kräfte nicht ausreichen, kann Verstärkung aus Augsburg, Ingolstadt oder Passau anrücken – je nachdem, wo Kapazitäten frei sind. THW, Rettungsdienste, selbst die Bundeswehr ist im Notfall eingebunden.
Koordiniert wird der Katastropheneinsatz vom Krisenstab, an der Spitze OB Christian Ude, KVR-Chef Blume-Beyerle sowie die Chefs von Feuerwehr und Polizei. Schaltzentrale ist die „Gefahrenabwehrleitung“ in der Feuerwache 3 im Westend.
Über Lautsprecherfahrzeuge würde die Bevölkerung informiert. Über Radio kämen Durchsagen mit Verhaltensregeln und Anweisungen. Problematisch wäre eine Alarmierung in der Nacht: Sirenen, wie auf dem Land, gibt es in München keine mehr.
Für die Versorgung von Verletzten stehen die Münchner Kliniken bereit, sowie eine spezielle Sanitätseinheit. Das Team der „ManV“ (Massenanfall von Verletzten) umfasst rund 100 Leute, ein Dutzend Rettungswagen sowie Großraumzelte und Ausrüstung.
Für die Katastrophenschützer steht ein zusätzlicher Fuhrpark bereit. In der Zeppelinhalle in Sendling parken 40 Fahrzeuge: Rettungswagen, Laster, Gulaschkanone. Im Keller lagern Schutzanzüge, Atemmasken, Luftfilter, Gummistiefel. Das Material ist für die Helfer vorgesehen – nicht für die Bevölkerung. Pläne für eine Evakuierung gibt es nicht, bei 1,3 Millionen Einwohner wäre das kaum möglich.