Münchens Ex-OB Christian Ude skeptisch in der Olympia-Frage

Werden die Olympischen Spiele irgendwann wieder in Deutschland stattfinden? Christian Ude will nicht so recht daran glauben.
von  AZ/dpa
Der ehemalige Oberbürger der Landeshauptstadt München, Christian Ude, bei einem Fototermin.
Der ehemalige Oberbürger der Landeshauptstadt München, Christian Ude, bei einem Fototermin. © Felix Hörhager/dpa/Archivbild

München - Der langjährige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude ist skeptisch, ob es in Deutschland noch einmal Olympische Spiele geben wird.

"Man sollte es sicherlich nicht für den Rest dieses jungen Jahrhunderts ausschließen. Aber ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass viele Entwicklungen im IOC – und da meine ich nicht nur das Pfötchengeben bei Diktatoren und die beklemmende Profitsucht, sondern auch die Knebelverträge gegen Austragungsstädte – es erschwert haben, bei Volks- und Bürgerentscheiden Mehrheiten zu finden", sagte Ude (74) in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag).

München Ausrichter der letzten Olympischen Spiele in Deutschland

"Olympia scheiterte ja auch in den Alpen, in Hamburg und im Ausland am Bürgerwillen! Deswegen sollte die olympische Familie, wie sie sich gerne nennt, darüber nachdenken, wie diese Verirrungen rückgängig gemacht werden können, statt nur zu grübeln, wie man mit noch mehr Kommerzialisierung noch mehr Geld aus den Olympischen Spielen quetschen kann", führte der SPD-Politiker aus. Von 1993 bis 2014 war Ude Oberbürgermeister in München.

Letztmals fanden Olympische Spiele 1972 in Deutschland statt. Damals war München der Ausrichter. Siebenmal sind deutsche Bewerbungen seit 1986 ohne Erfolg geblieben, auch weil die Bürger dagegen waren - etwa beim Bemühen um die Winterspiele für 2022 mit München und um die Sommerspiele für 2024 mit Hamburg. Der letzte Versuch der Rhein-Ruhr-Initiative für 2032 scheiterte ebenfalls.

Ude: Olympia immer weniger mit Sport, Völkerfreundschaft und Nachhaltigkeit zu tun

"Ich habe die Kritiker während und nach der Bewerbung immer besser verstanden. Denn die olympische Praxis des IOC hatte mit Sport, Völkerfreundschaft und der stets beschworenen Nachhaltigkeit immer weniger zu tun – aber immer mehr mit hemmungsloser Geldmacherei und restloser Kommerzialisierung", sagte Ude.

Die kommenden Sommerspiele finden in zwei Jahren in Paris, dann 2028 in Los Angeles und 2032 im australischen Brisbane statt. Nächste Gastgeber von Winterspielen sind im Jahr 2026 Mailand und Cortina d'Ampezzo.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.