Münchens erste Hundebabyklappe: die Kiste, die Welpen rettet

Ein Tierpsychologe betreibt Münchens erste Babyklappe für ungewollte Hunde – und vermittelt die Zamperl dann weiter.
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So sieht die Hundeklappe aus.
Hansi Trompka 2 So sieht die Hundeklappe aus.
Er liebt Hunde über alles, besitzt selber aber keine: Kevin Harris (41) betreibt die erste "Welpenklappe" Münchens
Hansi Trompka 2 Er liebt Hunde über alles, besitzt selber aber keine: Kevin Harris (41) betreibt die erste "Welpenklappe" Münchens

Ein Tierpsychologe betreibt Münchens erste Babyklappe für ungewollte Hunde – und vermittelt die Zamperl dann weiter.

MÜNCHEN Wenn das Handy piept, bricht Kevin Harris eilig auf. Dann hat ihm ein Laptop aus einer High-Tech-Kiste eine SMS geschickt. Das bedeutet: Welpenalarm! Nach spätestens einer halben Stunde ist der Tierpsychologe dann an dem hölzernen Kasten mit der Klappe – und rettet einem Hundebaby das Leben. Ob bei Tag oder Nacht.

Harris (41) hat in München die erste Babyklappe für Hunde eingerichtet.

Der Ire mit dem starken Akzent ist vielen Bogenhausern bekannt. Er fällt auf, wenn er mit seinem klobigen Lastenfahrrad im Viertel unterwegs ist. Meist trabt ein schlappohriger Beagle nebenher, ein oder zwei Chihuahuas kläffen grell aus dem Fahrradkorb. Es sind nicht Harris’ eigene Hunde, sondern die seiner Kunden. Harris ist Hundetrainer. Er hat sich mit seiner Firma „Dog Consulting“ in der Prinzregentenstraße 91 selbstständig gemacht.

Seit neuestem steht eine hölzerne Kiste mit der Aufschrift „Welpenklappe“ vor dem Laden: eine anonyme Annahmestelle für ungewollte Hundebabys. „Das Verhältnis Hund-Mensch ist wie eine Liebesbeziehung“, sagt Harris. Manchmal dauere sie nur ein paar Stunden, manchmal ein ganzes Leben. „Es werden keine Fragen gestellt. Ich respektiere die mutige Entscheidung, den Hund abzugeben, und werde sofort Hilfe leisten“, steht auf einem kleinen Schild, das der Hunde–Experte in einer beleuchteten Vitrine über der Kiste angebracht hat.

Harris macht quasi sogar Hausbesuche: Seine Welpenklappe ist mobil. Er radelt die beheizte High-Tech-Kiste (siehe Kasten) dann nach einem Anruf in die Nähe „verzweifelter Menschen“, die einen Hund abgeben müssen, wie er sagt. Die Klappe bleibt dann in einer Nebenstraße stehen, bis die eingebaute Kamera ein Signal per SMS veranlasst.

Zweimal ist bislang Welpenalarm ausgelöst worden. Einmal lag ein kleiner Igel in der Kiste, den ein befreundeter Gartenbesitzer nun bei sich überwintern lässt. Beim zweiten Mal fand Harris ein zitterndes kleines Fellbündel vor. „Es war ein sehr junger, wuscheliger Terrier-Mischling“, erzählt er, „ein Kläffer.“ Für das Hündchen beginnt jetzt ein neues Leben. Harris behält die Welpen „mit Kontakt zu Artgenossen“ so lange, bis er ein passendes Herrchen findet. Der kleine Mischling lebt nun bei einer Familie mit einem Buben. Die Abgabe ans Tierheim kommt nicht in Frage.

Die Hundeklappe betreibt der Ire ehrenamtlich, für die Vermittlung will er kein Geld. Gelegentlich erhält er kleine Spenden, die er dann in Ausstattung und Fressen für die Hunde investiert.

Harris bekommt für seine Welpenklappe auch Kritik: „Manche sagen, ich mache es den Menschen zu leicht. Ich akzeptiere das.“ Auseinandersetzungen auf der Straße habe es auch schon gegeben. Klar ist dem Hundepsychologen auch, dass sein Handy nach Weihnachten öfter klingeln wird, als ihm lieb ist. „Dann beginnt eben für ganz, ganz viele Welpen ein neues Leben.“

Christoph Maier

So funktioniert die Welpenklappe

High-Tech in der Holzkiste: Welpenalarm per UMTS

So rustikal die hölzerne Welpenklappe mit den Chrom-Beschlägen äußerlich anmutet – im Inneren steckt viel High-Tech: Sobald sich die Klappe öffnet, sorgt eine Heizung dafür, dass dem abgegebenen Hundebaby nicht kalt wird. Die Kommunikationstechnik, die den Welpenalarm vermeldet, hat die Firma Gmeindl installiert. Der IT-Betrieb rüstet sonst Häuser mit Überwachungs- und Sicherheitstechnik aus.

Zwei Kameras, ausgestattet mit Infrarot-Leuchten, die Aufnahmen bei Dunkelheit ermöglichen, schießen Fotos von dem Tier. Ein Mini-Laptop verschickt die Bilder automatisch per E-Mail an Kevin Harris, dem Betreiber der Anlage. Zusätzlich versendet der Rechner eine SMS per schneller UMTS-Verbindung an sein Mobiltelefon. Ein Akku sorgt bei „Hausbesuchen“ dafür, dass die Technik funktioniert. Der speist auch den beleuchteten Infokasten über der Klappe mit Strom.

Die „Welpenklappe“ steht normalerweise vor der „Dog- Consulting“-Hundeschule in der Prinzregentenstraße 91. Aufgesattelt auf dem Lastenfahrrad wird aus dem Kasten eine mobile Annahmestelle für Welpen. Die Skulptur auf dem Dach der Kiste hat ein Bekannter gestiftet und soll laut Harris die „Tragik der Angelegenheit symbolisieren: Eine traurige Hundemutter muss ihre Welpen abgeben.“

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