Münchens EM-Stadien

Nockherberg, Schranne, Löwenbräukeller – Drei Zentren der Begeisterung. Derweil laufen im Olympiapark die Vorbereitungen fürs Halbfinale auf Hochtouren. Sollte Deutschland das nächste Spiel gewinnen, wird sich das Stadion doch noch in eine große EM-Arena verwandeln.
von  Abendzeitung

Nockherberg, Schranne, Löwenbräukeller – Drei Zentren der Begeisterung. Derweil laufen im Olympiapark die Vorbereitungen fürs Halbfinale auf Hochtouren. Sollte Deutschland das nächste Spiel gewinnen, wird sich das Stadion doch noch in eine große EM-Arena verwandeln.

Die Schrannenhalle, Montagabend, kurz nach 20 Uhr. Es sind noch über dreißig Minuten bis zum Spiel der Deutschen gegen Österreich, doch für einige Fans ist der Fußball-Spaß schon vorbei. Nichts geht mehr am Viktualienmarkt. Die Schranne platzt aus allen Nähten. Seit Stunden drängeln sich rund 2000 Fans vor den Großbildleinwänden im Inneren. Um 14 Uhr waren die ersten da.

Deshalb bleibt Schrannenhallen-Chef Jürgen Lochbihler auch keine andere Wahl: „Es tut mir total Leid“, tritt er vor die Fans, die vor der Halle warten, „aber ihr könnt’ nicht mehr rein. Bei uns geht’s heute zu wie in einem vollbesetzen Wiesn-Zelt.“ Der ganze normale Fußball-Wahnsinn im kalten EM-Sommer in München.

Schauten beim sonnigen Sommermärchen, der WM 2006, die meisten in den traumhaften Biergärten, treibt das schlechte Wetter die Fans bei der EM in einige wenige Fußball-Tempel. In denen ist dann nur mit größter Mühe ein Plätzchen vor der Großbildleinwand zu erhaschen. Die Schrannenhalle gehört ohne Zweifel dazu. Der Löwenbräukeller, wo am Montag erneut 2000 Fans feierten, ist so ein Anziehungspunkt. Zum Teil auch die Rudi-Sedlmayer-Halle, wo sich zuletzt immerhin rund 1000 Fußball-Anhänger vergnügten.

Doch das Herz dieser Münchner Fernseh-EM schlägt ohne Zweifel auf dem Nockherberg: Als Wirt Peter Pongratz am Montagnachmittag um 16 Uhr – immerhin fast fünf Stunden vor dem Beginn des Spieles – die Türen zu seiner Festhalle aufschloss, warteten bereits rund hundert Fans. Über 8000 waren es dann, als das Spiel schließlich anfing. Dicht gedrängt standen sie im Festsaal oder verfolgten die Partie im Schneidersitz im Foyer.

„Wir sind so etwas wie der Nachfolger des Fan-Fests im Olympiapark“, freut sich der Wirt und ist über die Euphorie in seinem Gasthaus selbst ein wenig überrascht: „Die Stimmung ist vom ersten Tag an besser als bei der WM“, sagt er, „irgendwie feiern sich die Fans auch ein bisschen selbst.“

Ein anderer Biergarten, ein ganz anderes Bild: Am Chinesischen Turm, wo während der Weltmeisterschaft noch über 7000 Fans Fußball schauten, zählten die Betreiber bei Deutschland-Spielen zuletzt höchstens 1000 Gäste. Auch an der Menterschwaige wurden die Erwartungen nicht erfüllt: „Das Wetter ist derzeit für einen Biergarten-Besuch einfach zu schlecht“, sagt Christian Schottenhamel.

Das Ziel der Brauereien, im EM-Sommer zwei bis drei Prozent mehr Bier zu verkaufen, haben sie deshalb längst aufgegeben. „Bei diesem Wetter halten sich Bierabsatz und EM-Euphorie eben in Grenzen“, sagt Walter König vom Bayerischen Brauerbund.

Auf der Leopoldstraße ist das noch etwas anders: „Es hat sich mittlerweile eingebürgert, dass die Fans nach dem Spiel zwischen Siegestor und Münchner Freiheit feiern“, sagt Polizei-Sprecher Wolfgang Wenger. Am Montag war das ab 22.38 Uhr der Fall. Bis 1.19 Uhr mussten 150 Beamten die Fahrbahn sperren, damit 7000 Fans feiern konnten.

Derweil laufen im Olympiapark die Vorbereitungen fürs Halbfinale auf Hochtouren. Sollte Deutschland das nächste Spiel gewinnen, wird sich das Stadion doch noch in eine große EM-Arena verwandeln. „Eine passende Leinwand ist bereits reserviert“, sagt Sprecher Arno Hartung. Sie soll vor der Haupttribüne aufgestellt werden: „Jetzt muss nur noch der Knoten gegen Portugal platzen!“

Daniel Aschoff

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