Münchens dealende Kellnerin

Sie soll 13 Kilo Marihuana und Kokain an Kunden verkauft und teilweise selber konsumiert haben. Der 30-Jährigen drohen bis zu acht Jahre Gefängnis.
von  Torsten Huber

Sie soll 13 Kilo Marihuana und Kokain an Kunden verkauft und teilweise selber konsumiert haben. Der 30-Jährigen drohen bis zu acht Jahre Gefängnis.

MÜNCHEN - Zum Kaffee ein Tütchen Marihuana. Das kleine Junkie-Gedeck gab es bei Kellnerin Anja H. (30) im Café Glockenbach in der Müllerstraße. Das ist nun vorbei. Die Kellnerin sitzt seit Januar in U-Haft und jetzt auf der Anklagebank im Münchner Landgericht. „Ich bin wirklich kein Engel. Aber kiloweise habe ich nicht Kokain und Marihuana verkauft. Um die 200 Gramm Marihuana – mehr nicht“, behauptet Anja H.

Eine ganz andere Erkenntnis haben die Ermittler: Seit Anfang Juli 2010 soll die Angeklagte mit 13 Kilogramm Marihuana und 283 Gramm Kokain gedealt haben. Gesamtwert: 152640 Euro. Sie habe auch selber konsumiert.

„Kokain habe ich nie gekauft. Das war nicht nötig. Wenn ich im Café Selig in der Hans-Sachs-Straße bedient habe, schenkten mir die Gäste was von ihrem Koks. Das waren alles alleinstehende und gut verdienende Männer um die 40“, sagt Anja H.

Sie gibt zu, dass sie im Café Glockenbach Drogen gekauft und verkauft habe: „Die Deals liefen im Glockenbach auf der Empore ab, wenn keine Gäste oben saßen.“ Die Örtlichkeit ist gut gewählt worden: Oben hielten sich tagsüber keine Kunden auf und über die Empore geht es zu den Toiletten.

Vor ihrer Kellner-Karriere ist sie nach der Hauptschule Auszubildende bei Audi gewesen: „Ich bin gelernte Lackiererin. Nach der Lehre und der nachgeholten Mittleren Reife habe ich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht“, sagt Anja H. Im August 2010 stirbt ihr Stiefvater (48†) bei einem Motorradunfall: „Ich habe sehr an ihm gehangen. Meinen richtigen Vater kenne ich gar nicht. Er uns verlassen, als ich fünf Jahre alt war.“

2010 beginnt laut Anklage auch ihre Drogenkarriere. An den Stoff soll sie über einen bereits verurteilten Junkie gekommen sein: „Ich habe ihn im Glockenbach kennen gelernt. Wir waren kurz ein Paar. Er war immer zugekifft. Das hat genervt. Ich bin dann zur Sandra zurück“, so die Angeklagte.

Dass sie im Kilobereich mit Drogen gedealt haben soll, beruht auf einer Aussage ihres Ex-Freundes. „Ich nehme an, dass er mich belasten wollte, weil ich in seinem Verfahren gegen ihn ausgesagt habe“, glaubt Anja H. Sollte sich die Vorwürfe gegen sie bestätigen, drohen ihr bis zu acht Jahre Haft.

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