Münchens Briefe kommen künftig aus Germering

München/Germering - Der Bürgermeister von Germering, Andreas Haas (CSU), Post- und Paket-Betriebschef Thomas Schneider sowie die Münchner Post-Niederlassungsleiterin Bettina Altschäffl wollten sich den Tag nicht entgehen lassen. Symbolisch schippten sie mittags bei stürmischem Schneetreiben Erde in Richtung Kameras.
Postchef Schneider: In Germering entsteht Deutschlands größte Postanlage
Das Post-Projekt im Münchner Westen ist einzigartig. Denn in Germering entsteht laut Postchef Schneider Deutschlands größte Postanlage, gleich neben einem vorhandenen DHL-Paketzentrum. Es ist die mit Abstand größte Baustelle, die Germering je hatte, hier an der Lise-Meitner-Straße 5.
Das neue Briefzentrum - eines von deutschlandweit 82 - wird für drei Postleitzahlengebiete in der Region München zuständig sein, nämlich für alle, deren Adresse mit 80, 81 oder 82 beginnt. "Von der Allianz Arena bis zur Zugspitze", so umgrenzt Altschäffl die Region von Nord nach Süd, die das neue Zentrum bedienen wird. Auch die Sendungen für Fürstenfeldbruck, Starnberg, Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen sowie Bad Tölz-Wolfratshausen werden künftig von hier aus sortiert.

Und warum ist der Spatenstich für Münchner interessant? Das Ganze hat einen direkten Bezug zur Stadt. Denn die denkmalgeschützte Paketposthalle schließt. Und deren Mitarbeiter werden künftig in Germering einen Job haben.
Neue Postanlage: Baugrundstück ungefähr so groß wie zehn Fußballfelder
Von enormen Ausmaßen zu sprechen, ist hier sicher nicht übertrieben. 66.000 Quadratmeter ist das Baugrundstück groß. In Fußballfeldern gerechnet, sind das etwa zehn. 19.000 Quadratmeter sollen frei bleiben, als Ausgleichs- sowie Grünflächen. Das Bürogebäude mit etwa 11.000 Quadratmeter Geschossfläche möchte die Post in Holz-Hybridbauweise errichten lassen.
Von München nach Germering: Mitarbeiter über den Umzug grundsätzlich froh
180 Meter wird mal die Fassade des neuen Gebäudes lang sein, von West nach Ost. Eine Kita wird dabei sein, sowie eine Tiefgarage mit Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge.

Auf dem Dach: Photovoltaik-anlagen und eine üppige Dachbegrünung. Beheizung: Geothermie. Beleuchtung: insektenfreundlich. Zwei Millionen Sendungen täglich sollen hier die Post-Mitarbeiter mithilfe von Maschinen ab Ende 2023 sortieren. Gefühlt klingt das erst einmal nach einer rekordverdächtigen Bauzeit sowie Sortiermenge.
Ein bisschen mache sich bei den Mitarbeitern schon Wehmut breit, sagt die Niederlassungsleiterin Altschäffl. "Es gibt noch einige wenige, die sich an den Einzug in der Paketposthalle erinnern", sagt sie. Doch auch über den Umzug seien alle grundsätzlich froh. Denn sowohl die Tatsache, dass die Paketposthalle über die Jahre von immer mehr Wohngebiet umzingelt wurde, als auch das absehbare Problem mit der zu knappen Kapazität für die Zukunft "hätte uns gezwungen, irgendwann umzuziehen", sagt Altschäffl.
1969 ist das Industriedenkmal nahe am S-Bahnhof Hirschgarten entstanden. Und derzeit wird bekanntlich heftig debattiert, ob Investor Ralf Büschl hier seine Zwillingstürme hinbauen darf. "Das habe ich natürlich mitbekommen", sagt Postchef Schneider. Ob er die Turmidee gut findet, neben der Paketposthalle?
Nostalgisch klingt Schneider nicht. "Da halte ich mich lieber heraus", sagt Schneider. Er wolle neutral bleiben, das sei ihm wichtig. Das Gebäude sei verkauft. Somit liege es im Ermessen der neuen Eigentümer, was nun daraus werde.