Münchner Stadtsparkassen-Boss erklärt in der AZ: Warum viele Menschen jetzt investieren

München - Das hat Ralf Fleischer die letzten Jahre auch nicht oft erlebt. Der Sparkassen-Boss kann zufrieden eine Jahresbilanz vorstellen - und muss wohl vorerst auch keine nervigen öffentlichen Debatten um verteuerte Kontomodelle oder gestrichene Filialen in den Stadtvierteln fürchten.
Ein vorläufiges Jahresplus von 48 Millionen Euro meldet die Stadtsparkasse fürs Geschäftsjahr 2023, ein Plus von 7 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. "Das ist, was wir erwartet haben", sagt Fleischer im Gespräch mit der AZ.
Chef der Starsparkasse München verrät: So groß ist das Interesse an Wertpapieren
Fleischer bilanziert ein erheblich gestiegenes Interesse der Münchner an Wertpapieren. Insgesamt hätten die Kunden Wertpapiere im Wert von 7,8 Milliarden Euro in den Depots der Stadtsparkasse (2022: 6,8 Milliarden), ein Plus von 14 Prozent. Fleischer lobt die Kunden: "Das ist ein wichtiger Baustein der Vermögensanlage, es ist ein Muss für die längerfristige Wertanlage", sagte er.

Aufgrund der kürzlichen Verlautbarungen der Europäischen Zentralbank entstehe aktuell der Eindruck, dass es bald zu Zinssenkungen kommen könne, sagte Fleischer. "Deshalb ist es gut, sich für die nächsten Jahre das höhere Zinsniveau zu sichern." Fleischer betonte, dass das gesetzliche Rentenniveau in Deutschland bei nur 48 Prozent liege. "Für den Lebensabend im doch teuren München ist es gut, dass die Menschen stärker in Wertpapiere investieren."
Ralf Fleischer sieht eine Trendwende am Immobilienmarkt in München
Am Wohnungsmarkt gibt es weiter deutlich weniger Kaufinteressenten. Noch, wie Fleischer glaubt. Die Baufinanzierungssummen bei der Stadtsparkasse gingen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 32 (!) Prozent zurück, auch bei den Bausparverträgen gibt es weniger Abschlüsse.
Aber: Die Zahl der so genannten Perspektivgespräche nimmt wieder zu, bei denen sich Münchner informieren, die in Zukunft eine Immobilie erwerben wollen. Steht also eine Trendwende bevor? "Ja", sagt Ralf Fleischer zur AZ. "Wir merken schon jetzt eine Stabilisierung."
Das Interesse der Münchner, in Immobilien zu investieren, nehme wieder zu. "Es bleibt gerade in München eine sehr gute Altersvorsorge, wenn man in der Rente mietfrei wohnen kann", sagt er. Er gehe davon aus, dass die Erholung am Markt 2024 noch verhalten ist, die Nachfrage dann aber 2025 "mit wohl wieder etwas niedrigeren Zinsen deutlich ansteigt".
Die Stadtsparkasse will keine zusätzlichen Filialen schließen
Und bei den Filialschließungen, den aufgeregten Protesten gegen Kontogebühren? Drohen auch im neuen Jahr Gemeinheiten (die Fleischer freilich nicht so nennen würde) für die Kunden? "Ich sehe keinen Anlass dafür", sagt Fleischer.
"Die bereits 2022 beschlossenen und veröffentlichten Veränderungen wie in der Filialstruktur werden wie geplant bis 2025 umgesetzt." Klingt alles, als segle die Stadtsparkasse in ruhigere Gewässer. Angenehm für Fleischer. Und eine gute Nachricht für Hunderttausende Münchner, die Kunden bei der Bank unserer Stadt sind.