München: Zweite Stammstrecke wird viel teurer – und später fertig

München - Bayern kann Großprojekte – so stellt es die hiesige Politik dar. Und witzelt oft und gerne über die Berliner, ihren Flughafen und ach, überhaupt. Die Witze könnten leiser werden. Denn ganz sichtbar, mitten in der stolzen Landeshauptstadt, droht das Riesen-Projekt Stammstrecke zur extra-teuren Hängepartie zu werden. Für Donnerstag hatte sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in der Stadt angekündigt.
Und er hätte wohl schlechte Nachrichten für sein Krisengespräch mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) im Gepäck gehabt. Unter anderem OB Dieter Reiter (SPD) soll vorab informiert worden sein, dass die ersten Züge nun doch erst 2033 fahren, eine Verzögerung von fünf (!) Jahren zum bisher geplanten Datum.
Rund fünf Milliarden Euro soll der Bau der Zweiten Stammstrecke jetzt kosten
Und: Wissing rechnet mit einer Kostenexplosion. In Rathaus-Kreisen ist die Rede von fünf statt 3,8 Milliarden Euro, die das Projekt nun verschlingen soll – mindestens. Zuerst hatte am Mittwoch "SZ.de" über die schlechten Nachrichten aus Berlin berichtet. Die Finanzierung tragen hauptsächlich Bund und Freistaat, auch die Stadt ist beteiligt.
Vor fünf Jahren, beim ersten Spatenstich für die Röhre, war noch von einer Eröffnung 2026 die Rede gewesen. Derzeit wird alles spürbar teurer, das gilt auch und besonders für den Bau. Doch die Nachrichten treffen das Rathaus offenbar unerwartet.
Zweite Stammstrecke: Eröffnung nicht nur vor 2033
Mit so massiven Verzögerungen und einer Kostenexplosion dieses Ausmaßes habe man nicht gerechnet, heißt es. Wie es mit der Stammstrecke weitergeht, wer die Mehrkosten stemmt – das wird nun zu diskutieren sein.
Und offenbar droht erheblicher politischer Streit. Denn wer die Mehrkosten zahlt, ist zunächst völlig offen. Und: Die Atmosphäre scheint auf jeden Fall mies zu sein. Am Mittwochabend berichtete der "Münchner Merkur", dass Wissing den Termin kurzfristig abgesagt habe – und das ohne Angabe von Gründen. Klingt nicht, als würden die politischen Partner bald einen gemeinsamen Durchbruch erklären. Witze über Berliner Flughäfen könnten auf jeden Fall erstmal etwas leiser erzählt werden in München.