München: Zweite Stammstrecke soll deutlich billiger werden
München - "Wir haben Baurecht und wir hören nicht auf mit dem Bauen, nur weil wir Planungsänderungen haben" - Markus Kretschmer, Projektleiter der Zweiten Stammstrecke betont immer wieder, dass es völlig normal sei, bei derartigen Mammut-Projekten Pläne zu verändern, oder besser gesagt, zu optimieren.
Jetzt, wo auf den verschiedenen Abschnitten die Vorarbeiten nach und nach enden, alle Klagen erledigt sind und man "echtes Baurecht" hat, werden bald die Haupt-Bauaufträge vergeben. Gerade werden letzte Angebote eingeholt. Für die größten Brocken des Projekts, den Hauptbahnhof und den Marienhof, sind drei große Baukonsortien im Rennen. Man liegt im Zeitplan, "es wird keine Ehrenrunde geben", sagt Kretschmer. "Inbetriebnahme ist 2026." Und auch keine Kostenexplosion. "Das Budgetvolumen von 3,8 Milliarden Euro ist unsere Schallmauer", sagt Kretschmer. Das dürfe man gar nicht überschreiten. "Wir gehen eher von 3,2 Milliarden aus". Dort eingeplant seien sogar 600 Millionen Risikopuffer für "echte Überraschungen". Auf die Kosten wirken sich auch die jetzt vorgestellten Optimierungen aus: Es wird vereinfacht und damit günstiger gebaut.
Am Hauptbahnhof wird aus zwei Baugruben eine. In der Mitte des Baufeldes verschwindet damit ein Erdkörper, man gewinnt Platz, etwa für zusätzliche Rolltreppen von der neuen Stammstreckenebene direkt zur U1/U2. Das verbessert die Umsteigesituation und entzerrt die Menschenströme. Der neue Bahnsteig wird 80 Meter nach Westen verschoben, der Ausgang zur Schützenstraße fällt weg (AZ berichtete). Ganz nebenbei gibt es einen Auftrag der Stadt einen Anschluss der geplanten U9 zu prüfen. Dazu könne man aber noch gar nichts sagen, so Kretschmer.
Das Mega-Bauprojekt beginnt am Hauptbahnhof
Die Baumaßnahmen am Hauptbahnhof beginnen Ende des Jahres. Als erstes wird das Mosaik im Empfangsgebäude abgenommen und das Schwammerl abgerissen. Am Marienhof ändert sich am Ergebnis für die Fahrgäste nichts. Auch hier wird eine große Baugrube gegraben statt vier kleiner.
Erfreulich für Anwohner, Geschäftsleute und Passanten: Durch die Optimierungen werden rund um beide Baufelder weniger Lkw-Fahrten anfallen: Am Hauptbahnhof 75.000 Fahrten statt zuvor über 100.000 während der Gesamtbauzeit, am Marienhof 38.500 statt 41.500. Die Idee von Förderbändern für den Abraum hat man aus Kostengründen und wegen Bedenken der Gewerbetriebenden verworfen.
Im Hauptbahnhof wird gerade noch "der Keller leergeräumt", wie Kretschmer sagt. Kabel und Leitungen müssen versetzt werden, Lagerräume von Geschäften freigemacht.
Am Marienhof ist man schon ein bisserl weiter: Gerade laufen letzte archäologische Untersuchungen und Bohrungen für Probebrunnen. Ab Herbst wird rundherum eine Lärmschutzwand aufgestellt, dann drei Meter Erdreich ausgehoben und um die künftige Baugrube herum eine 40 Meter tief "Schlitzwand" zur Stabilisierung gebaut. Dann bekommt die Baugrube einen Deckel.
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