München: Wurde der Überfall auf Globetrotter nur vorgetäuscht?

Im Februar wurder die Globetrotter-Filiale am Isartor überfallen. Die Tat gibt es auf Video. Ein vermeintliches Opfer sitzt mit zwei Komplizen auf der Anklagebank.
von  John Schneider
Die verwendete Maske des Räubers.
Die verwendete Maske des Räubers. © jot

München - Zum guten Schluss wird das Wort "Ende" auf die Wand projiziert. Das passt und provoziert ein paar Lacher im Gerichtssaal B177 des Strafjustizzentrums. Man fühlt sich gestern dort tatsächlich wie im Kino. Gezeigt wird der Stummfilm "Schwerer Raub". Ein Zusammenschnitt verschiedener Videos, die Überwachungskameras rund um die Büros der Globetrotter-Filiale am Abend des 6. Februar 2019 gemacht haben. Dem Abend, an dem 30.000 Euro aus dem Tresor des Outdoor-Ausrüsters am Isartor gestohlen wurden.

Auf den Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ein Opel Vivaro mit Münchner Kennzeichen in die Tiefgarage des Gebäudekomplexes einfährt. Wenige Minuten später verlässt ein Mann – laut Anklage ist es der 48-jährige David F. – das Auto und geht aus der Garage heraus.

Überfall oder nur Theater?

Erst kurz nach 21 Uhr steigt ein zweiter Mann aus dem Opel. Er trägt eine Kapuze, Sonnenbrille – und eine Silikon-Maske. Schnitt. Auf dem Video in den Büroräumen von Globetrotter ist zu sehen, wie ihr Security-Mann Jürgen H. (49) mit einer Waffe von dem Maskenmann bedroht wird. Der tänzelt die ganze Zeit nervös von einem Bein aufs andere und hält dem 49-Jährigen eine Schusswaffe entgegen.

Laut Anklage ist es Riccardo W. (30). Aber ist der Überfall echt oder Theater, um die Ermittler zu täuschen? Zu sehen ist nur, wie sich der maskierte Räuber mit einem Gerät am Tresor zu schaffen macht und irgendwie den Code knackt.

Die verwendete Maske des Räubers.
Die verwendete Maske des Räubers. © jot

Wenig später zeigen Videos aus der Garage, wie der Maskenmann und sein Komplize im Van die Tiefgarage verlassen. Den um Hilfe schreienden Security-Mann lassen sie mit Handschellen an einen Heizungskörper gefesselt zurück. Nur ein Bluff?

Die Kripo und Staatsanwältin Nina-Marie Prantl kommen bald zu der Überzeugung, dass der Überfall vorgetäuscht war. Das Autokennzeichen führte zu einem Hausmeisterservice, der Fahrer David F. konnte schnell identifiziert werden.

Welche Rolle spielte der Security-Mann?

Anschließend wurden sowohl das Auto, als auch der Fahrer observiert, Handys abgehört und Funkzellendaten abgefragt. Schließlich beobachteten die Ermittler, dass sich der Security-Mann, der einen auffälligen Kinnbart trägt, mit zwei weiteren Männern in einem Hotel traf – einer von ihnen war der Fahrer des Vivaro.

Das Trio wird verhaftet, beim Security-Mann werden Maske und eine Spielzeugwaffe gefunden. Doch Jürgen H. streitet eine Tatbeteiligung ab. Seine beiden mutmaßlichen Komplizen verweigern jede Aussage.

Die Strafkammer hat acht weitere Prozesstage terminiert, um das Rätsel zu lösen.

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